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Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Titel: Die Staatskanzlei - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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braucht Nachtwäsche, auch jenseits der siebzig. In der Wäscheabteilung hielten sie vergeblich nach einer Verkäuferin Ausschau. Nach zehn Minuten machten sie sich selbst ans Werk und suchten aus den Stapeln mit Herrenschlafanzügen zwei heraus. Weil Wagner seit Jahren nichts anderes schenkte, wusste er immerhin die Größe. Hollmann war unsicher und entschied sich für eine Nummer kleiner, weil sein Vater schlank war, was man von Wagners Vater nicht sagen konnte. Bei den Nachthemden war es umgekehrt. Dieses Mal wählte Hollmann gleich zwei Nummern größer. Dann reihten sie sich in die lange Schlange vor der Kasse ein. Auf den Schultern der Kassiererin lastete das Elend der ganzen Welt. Zumindest ließ ihr gequälter Gesichtsausdruck darauf schließen.
    „Warum hat man in dieser Stadt immer das Gefühl, sich bei den Verkäufern entschuldigen zu müssen, wenn man etwas kauft?“, wollte Hollmann von Wagner wissen. Der hatte auch keine Erklärung, woraufhin Hollmann ihn in die Kakaostube einlud. Als er ungefragt zwei Mandelhörnchen für seinen Freund bestellte und der abwinkte, lag die Frage nahe, ob er krank sei. „Du weißt doch, dass ich abnehmen muss“, erklärte Wagner.
    „Klar, weiß ich das. So lange ich dich kenne, bist du auf Diät. Das hat dich aber niemals davon abgehalten, Mandelhörnchen zu vertilgen. Aber sag mal, was war gestern bei der Pressekonferenz mit deinem Chef los? Der sah grottenschlecht aus und hat ziemlich wirres Zeugs von sich gegeben.“
    Während Wagner eine Erklärung lieferte, überlegte er, was Monika gerade machte. „Der Ministerpräsident ist urlaubsreif“, stellte er fest.
    „Mm, das eint euch. Du siehst auch nicht gerade taufrisch aus. Es scheint so, als ob die Mordfälle euch mehr zugesetzt haben, als ihr zugeben wollt.“
    „Schön ist die Ungewissheit nicht. Und niemand weiß, ob es weitergeht und man selbst womöglich der Nächste sein wird. Zwischenzeitlich hatte ich Angst, paranoid zu werden. Ich habe mir eingebildet, verfolgt zu werden. Mehrfach stand ein schwarzer Golf vor meinem Haus und ich …“ Ein Blick in das entsetzte Gesicht seines Freundes ließ ihn innehalten.
    Hollmann ließ die Kuchengabel fallen. „Eingebildet? Vielleicht ist wirklich jemand hinter dir her. Ich habe dir schon einmal gesagt, nimm eine Auszeit, verdünnisiere dich, bis der Scheißtäter, meinethalben auch die Täterin, hinter Schloss und Riegel sitzt.“
    Die Aufregung hatte Hollmann lauter werden lassen, als es in diesem Café, in dem vor allem ältere, gut situierte Damen verkehrten, angemessen erschien. Die akkurat frisierte Dame vom Nebentisch warf einen empörten Blick in ihre Richtung.
    Wagner sah das Bild Monikas vor sich und dachte: Verdünnisieren? Ganz bestimmt nicht.
    „Sag mal, was grinst du so blöd vor dich hin? Was ist eigentlich los mit dir?“ Ein prüfender Blick traf Wagner. Der druckste eine Weile herum. Dann dachte er: Warum soll er es nicht erfahren?
    Hollmanns Begeisterung hielt sich in Grenzen. „Kosmetikerin, sagst du? Bist du sicher, dass sie es nicht auf dein Geld abgesehen hat? Du gehörst zur Kategorie der Höchstverdiener in diesem Land.“
    Hollmanns Worte ärgerten ihn. Manchmal war sein Freund mit seinem ständigen Misstrauen einfach nur nervig. „So eine ist Monika nicht, du wirst sie bald kennenlernen. Ich habe nämlich vor, sie zu heiraten.“ Seine Stimme klang brüsker, als er wollte. Hollmanns Gesichtsausdruck sprach Bände. Wagner sah sich zu einer Erklärung genötigt. „Ich weiß, was ich tue, ich bin schließlich alt genug. Sie ist eine absolute Topfrau, eine von der Sorte, die man nur einmal im Leben trifft.“
    Hollmann seufzte. „Du musst es ja wissen, du kennst die Frau noch nicht einmal eine Woche und redest schon von Heiraten. Na ja, jeder ist seines Unglücks Schmied, sage ich immer. Um auf die Mordfälle zurückzukommen. Mein Informant bei der Polizei hat mir gesteckt, dass es noch immer keine konkrete Spur zur Täterin gibt. Wie lange wollt ihr eigentlich dem Trauerspiel noch zusehen, warum habt ihr nicht längst das BKA hinzugezogen?“
    „Wenn Innenminister Krause das Wort BKA hört, gehen bei dem sämtliche Lampen auf Signalrot. Er steht mit dem Bundesinnenminister auf Kriegsfuß, so wie mein Chef mit dem Kanzler. Eher geht die Welt unter, als dass die eine Bundesbehörde um Amtshilfe bitten.“
    Hollmann winkte die Kellnerin herbei. „Bringen Sie mir noch ein Stück Nusstorte.“ An seinen Freund gerichtet sagte er im

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