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Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Titel: Die Staatskanzlei - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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„Wenn du mit Ballauf gesprochen hast, setz dich bitte mit dem Ordnungsamt in Verbindung. Das Übliche: Kopie des Ausweises, Adresse, Autokennzeichen und so weiter. Danach nimm mit dem Personalbüro der Region Hannover Kontakt auf. Dort ist sie beschäftigt. Und bitte Kleinsorge, mit der Krankenkasse von Maria Schneider zu sprechen. Er müsste noch da sein, ist mir vorhin über den Weg gelaufen. Mich interessiert vor allem, wann und wie oft sie krank war. Ich möchte Daten über eventuelle Klinikaufenthalte bekommen.“
    Ohne ihre Kollegen weiter zu beachten, griff sie nach ihrer Handtasche und stürmte aus dem Büro.

75
    Auch Ballauf hatte es erwischt. Er schniefte und hustete erbärmlich. Seine Aktentasche war bereits gepackt, sein Schreibtisch aufgeräumt. Alle Zeichen standen auf Aufbruch in den Weihnachtsurlaub. Er war nicht erfreut, die Polizeibeamtin zu sehen. An Michael Schneider konnte er sich auf Anhieb erinnern. „Ein netter Kollege, etwas schüchtern und nicht besonders kommunikativ, aber fachlich versiert. Er war für Haushaltsangelegenheiten in der Politischen Abteilung zuständig.“
    „Wenn er so kompetent war, wie Sie sagen, weshalb sollte er dann versetzt werden? Und ausgerechnet an ein Straßenbauamt in Stade. Aus der Staatskanzlei in eine nachgeordnete Behörde, das hört sich nicht nach Belobigung an.“
    Ballauf nieste lautstark, holte ein Taschentuch hervor und putzte sich ausgiebig die Nase. „Mist, ausgerechnet einen Tag vor Heiligabend erwischt es mich. Das war damals eine schwierige Kiste. Sehr heikel und für mich nicht einfach. Schneider hatte sich mit Heise überworfen. Heise saß am längeren Hebel und hatte die Hausspitze hinter sich. Ich habe versucht zu vermitteln, aber da war leider nichts zu machen. Sich mit Heise anzulegen, war das Gegenteil von klug. Er konnte verdammt nachtragend sein. Es ging um irgendwelche Haushaltszahlen. Schneider wollte Anweisungen von Heise nicht umsetzen. Er behauptete, das verstoße gegen den Grundsatz der Haushaltswahrheit. Das hat Heise sich nicht bieten lassen.“
    Erneutes Niesen unterbrach ihn. Unwillkürlich rückte Verena ein Stück von ihm weg.
    „Heise war der Herrscher aller Reußen“, fuhr er fort. „Gebote wie Haushaltswahrheit gingen ihm am Allerwertesten ab. An dem konnte sich der Landesrechnungshof die Zähne ausbeißen. Der Ministerpräsident hat ihm blind vertraut und ihm mehr als einmal sogar den Rücken gestärkt. Haders und Niemann, die ihm aus ihrer Position heraus hätten Paroli bieten können, haben sich herausgehalten, wenn es brenzlig wurde.“
    „Und was war Ihr Part in der Sache?“, wollte Verena wissen.
    Ballauf wurde von einer Hustenattacke geschüttelt. „Schneider hatte mich um Unterstützung gebeten. Seine Frau war krank, nicht körperlich, sondern im Kopf. Sie hat Stimmen gehört. Sie ist als junges Mädchen an Schizophrenie erkrankt, später hatte sie einen Rückfall. Dann ist jahrelang alles gut gegangen. Sie konnte sogar einer Arbeit nachgehen. Als der Ärger mit seiner drohenden Strafversetzung hochkochte, hatte sie einen erneuten Rückfall. Zuletzt hat sie sogar ihren Mann bedroht. Mein Kollege war damals völlig fertig. Ich habe Niemann eingeschaltet. Der Mann war gestraft genug, eine Strafversetzung obendrauf fand ich nicht gerecht. Niemann konnte nichts machen, das hat er zumindest behauptet.“
    „Wieso konnte er nichts machen? Er war Chef der Personalabteilung.“
    „Das wohl, aber …“
    Erneutes Naseputzen, dann fuhr er fort: „Niemann hat die Auseinandersetzung mit Heise gescheut wie der Teufel das Weihwasser. Schneider hat sich dann an Wagner gewandt. Es gab eine Vakanz in der Pressestelle. Der Regierungssprecher hatte die Stelle jedoch einer jungen Beamtin aus der Landtagsverwaltung versprochen. Wie ich bereits sagte, es war nichts mehr zu machen. Und kurz darauf passierte das Unglück. Es war von Selbstmord die Rede. Ich habe mich damals gefragt, ob seine Frau vielleicht mit dem Unfall zu tun hatte. Immerhin hatte sie ihn kurz zuvor angegriffen. Dann hat die Polizei Selbstmord attestiert und meine Zweifel ausgeräumt.
    „Ich frage mich, Herr Ballauf, weshalb ich das erst jetzt erfahre. Ich habe immer wieder nach Auffälligkeiten in den letzten Jahren gefragt, auch nach ehemaligen Mitarbeitern, die einen Groll gegen die Staatskanzlei hegen. Seine Frau hat damals ausgesagt, dass er verzweifelt war. Kurz darauf ist sie zusammengebrochen und in eine Klinik eingewiesen worden. Das haben Sie

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