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Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Titel: Die Staatskanzlei - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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wecken mein Verständnis für die chinesische Parteiführung. Obwohl ich mit dem Kommunismus, wie jedermann weiß, nichts am Hut habe.“
    „Er will ein Interview mit mir. Der Kerl ist verdammt hartnäckig, lässt einfach nicht locker. Vorgestern kreuzt er doch tatsächlich beim Jahrestreffen der Bauindustrie in Berlin auf, versperrt mir den Weg und stellt unverschämte Fragen.“
    „Die du natürlich nicht beantwortet hast.“
    „Er muss einen Informanten haben, der mehr weiß, als gut für uns ist.“
    Der Politiker sah ihn schockiert an. „Er weiß doch nichts von mir?“
    Baumgart hätte den Politiker beruhigen können. Er tat es nicht. Sollte der sich Sorgen machen. Das würde ihn gefügiger machen. „Kann ich nicht sagen“, behauptete er. „Er hat in Sachen Klinikprojekt Lunte gerochen. Und das können wir nicht gebrauchen.“
    Entsetzt sprang der andere vom Stuhl hoch. Das noch halb volle Glas vor ihm fing bedenklich an zu wackeln. „Du meinst, er weiß von unseren Verbindungen zu Milner?“
    Baumgart zog seine Augenbrauen hoch, eine Geste der Verachtung für sein Gegenüber. Politiker waren doch alle gleich. Sobald Schwierigkeiten auftauchten, verloren sie die Nerven.
    „Sieht ganz danach aus.“
    Der Politiker trank das Glas aus und sagte: „Dabei hat der Russe keine Mühe gescheut, sein Engagement in Niedersachsen geheim zu halten. Dass der durch sein Firmenkonglomerat überhaupt noch durchsteigt, grenzt an ein Wunder. Manchmal frage ich mich, weshalb das ganze Getue. Was ist dabei, wenn die Öffentlichkeit erfährt, dass er an etlichen Unternehmen in Niedersachsen beteiligt ist und sich für ein Klinikprojekt für vermögende Burn-out-Patienten finanziell engagiert? Selbst wenn er früher der Russenmafia angehörte, das ist vorbei, jetzt ist er ein seriöser Geschäftsmann.“
    Baumgart unterdrückte ein Gähnen. Er war erst gegen Morgen ins Bett gekommen. „Kann ich dir auch nicht sagen. Diese Russen ticken nun mal anders. Halte Deine Augen und Ohren offen. Du hängst doch ständig bei Albi auf dem Schoß. Ich möchte wissen, was die Regierung weiß und ob sie überhaupt etwas weiß. Und was diesen Schnüffler Hollmann betrifft …“
    Er konnte seinen Gedanken nicht zu Ende bringen, da sein Handy klingelte. Dem Anrufer wurde ein baldiger Rückruf zugesagt. Der Unternehmer wirkte auf einmal nervös. Der Gesprächsfaden wurde nicht wieder aufgenommen.
    Dem Politiker war es recht. Die Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses fühlte sich persönlich beleidigt, wenn ein Ausschussmitglied zu spät kam. Er erhob sich. Während Baumgart ihn zur Tür brachte, erneuerte der seine Bitte. „Halt Ohren und Augen offen. Vielleicht sprichst du mal mit dem Regierungssprecher. Er soll mit Hollmann befreundet sein.“
    „Das ist alles andere als eine gute Idee. Wagner würde misstrauisch werden. Aber ich höre mich um, mir ist bewusst, was auf dem Spiel steht.“
    Als der Politiker gegangen war, wählte Baumgart eine Nummer. Milner meldete sich nach dem dritten Läuten.
    „Ich bin’s. Hollmann hat vermutlich nur Nebelkerzen gezündet. Beweise scheint er nicht zu haben, sonst hätte er damit nicht hinter dem Berg gehalten. Und die Regierung scheint nichts zu wissen.“
    „Dabei soll es auch bleiben“, knurrte der andere und beendete das Gespräch. Sobald sie aus St. Petersburg zurück waren, würde sein Bodyguard sich der Sache annehmen.

47
B RAUNSCHWEIG
    Endlich ein Erfolg, wenn auch nicht in der Mordsache Heise. Der zweimal verschobene Schlag gegen die Albanerbande führte zu drei Festnahmen am Ort der geplanten Übergabe der Frauen in Algermissen. Ein weiteres Bandenmitglied wurde in seiner Wohnung in Hannover überwältigt. Die frisch „importierten“ Frauen, darunter drei Minderjährige aus Bulgarien, wurden in Gewahrsam genommen. Ihnen drohte die Abschiebung. Selbst wenn sie gegen die Hintermänner des Menschenhändlerrings aussagten, was fraglich war, hieß es nach Ende des Gerichtsverfahrens Ade Deutschland.
    Der Kopf der Bande, eine Frau aus Albanien, seit Kurzem deutsche Staatsbürgerin, wurde zum Verdruss Stollmanns nicht gefasst. Keiner der Männer war bereit, ihren Aufenthaltsort preiszugeben. Zwei renommierte Anwälte aus Hamburg traten auf den Plan. Ihre erste Tat bestand darin, ihren Mandanten Sprechverbot zu erteilen.
    Stollmann war erst um vier Uhr morgens ins Bett gekommen. Jetzt brauchte er dringend starken Kaffee, dazu Streicheleinheiten seiner liebsten Kollegin. Sein erster Gang

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