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Die Stadt am Ende der Zeit

Die Stadt am Ende der Zeit

Titel: Die Stadt am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Regel lautet: Wenn man sich da draußen umsieht und sein Umfeld bewusst wahrnimmt, zieht man Hass auf sich. Später, wenn ihr unmittelbare Erfahrungen mit dem Chaos gemacht habt, werdet ihr lernen, euch mehr und mehr und an erster Stelle auf euer eigenes Urteil zu verlassen. Doch anfangs, und vor allem in der Zone der Lügen, verlasst ihr euch besser auf eure Schutzanzüge. «
    »Wie kann etwas innerhalb der Grenze des Realen schlimmer sein als das da draußen?«, fragte Nico.
    »Nicht schlimmer, nur besonders hinterhältig«, erwiderte Khren. »So als würde einen ein zahmes Pede beißen. Das erwartet man nicht.«
    »Oh.«
    »Einmal hat mich ein Acker-Pede gebissen, als ich ihm auf den Schwanz getreten bin«, warf Shewel ein.
    »Pedes bestehen ja nur aus ihrem Schwanz«, sagte Perf.
    »Dieses Pede bestand nur aus Beißwerkzeugen. Ich hätte fast einen Zeh eingebüßt. Tut immer noch weh, wenn ich lange laufe.« Shewels blasse Haut schimmerte hinter dem goldenen Visier.
    Pahtun ging langsamer, damit Tiadba ihn einholte, und stellte die Kommunikation ausschließlich auf ihren Helm ein. »Manche Marschteilnehmer glauben, man habe sie hintergangen«, sagte er. »Sie sind davon überzeugt, dass die Kalpa sie zum Sterben oder zu Schlimmerem ins Chaos hinausschickt, obwohl es keinen Grund für diese Annahme gibt. Es ist ihnen egal, was die Ausbilder ihnen erzählen. Vielleicht liegt es an den Büchern, auf die sie in den Ebenen gestoßen sind. Solche Gedanken sind kein guter Anfang.«
    Da sie nicht wusste, wie sie darauf reagieren sollte, starrte sie nur vor sich hin.
    »Am erstaunlichsten ist es für uns Ausbilder, dass die Marschierer selbst bei einem schlechten Start anscheinend gut zurechtkommen, wenn sie es durch die Zone der Lügen geschafft haben, soweit man es vom Zerstörten Turm aus verfolgen kann. Es stimmt schon, dass ihr jungen Nachgezüchteten für das Chaos wie geschaffen seid.«
    »Aber keiner kehrt zurück«, entgegnete sie.
    »Vielleicht gelangen sie ans Ziel, und es ist dort besser – für Nachgezüchtete. Wenn ich könnte, würde ich mitmarschieren und nachsehen. Glaubst du mir das?«
    Offenbar war ihm ihre Antwort wichtig. Sie glaubte ihm zwar, wollte ihm aber nicht die Genugtuung verschaffen, es aus ihrem Munde zu hören. Schließlich hatten Geschöpfe seiner Art zugelassen, dass die Städte dahinsiechten, das Chaos
vordrang und die Übergriffe sich mehrten. Außerdem hatten sie ihr Jebrassy genommen, und sie hatte keine Ahnung, warum.
    Nach weiteren Kilometern erreichten sie eine Reihe eckiger grauer Säulen, die jeweils etwa dreißig Meter hoch und drei Meter breit waren. So weit das Auge reichte, erstreckten sie sich in beide Richtungen, unzählige Kilometer weit.
    An einer Säule sammelte sich die Gruppe. Pahtun fuhr mit den Fingern darüber. »Diese Säulen haben vor den Materiekriegen und ehe das Chaos auftauchte die äußere Grenze der alten Stadt dargestellt. Damals war die Kalpa riesig, größer, als ich es mir überhaupt vorstellen kann. Die Zwischenzone liegt mehr als drei Kilometer jenseits dieser Grenzmarkierung. Ich führe euch einige Hundert Meter in die Zone hinein, doch dann müssen sich unsere Wege trennen.«
    Die Hand gegen die Säule gestützt, blieb Pahtun noch einen Augenblick stehen. Dann richtete er sich zu voller Größe auf und ging weiter.
    »Er hat Angst«, bemerkte Khren, während er sich neben Tiadba schob.
    »Er kann dich hören«, rief sie Khren ins Gedächtnis.
    » Ich habe Angst«, erwiderte Khren und tippte sich mit dem Finger an den Helm, als wolle er seine Nase berühren. »Aber zugleich habe ich ein Hochgefühl. Was kann das bedeuten? «
    Auch die anderen legten die Finger an ihre Visiere. Nico streckte die Arme aus, winkelte sie wie die Flügel eines Wächters an und tanzte über den zerklüfteten staubigen Boden. Seine Stiefel waren wie die aller anderen mit grauem Aschestaub überzogen.
    »Vielleicht sind wir am Durchdrehen«, sagte Perf. »Das würde vieles erklären. Wir sind noch nicht mal in der Zone der Lügen und jetzt schon neben der Spur.«
    Es mochte sein, dass Pahtun und die Begleiter zugehört hatten, doch sie gingen einfach weiter, bis die flache schwarze Linie, die sie schon seit geraumer Zeit sahen, sich als schwarz schimmernde Mauer entpuppte. In der Mitte war ein schmaler Durchlass, gerade so breit, dass ein einzelner Marschteilnehmer hindurchschlüpfen konnte.
    »Marschieren die Gruppen immer da durch?«, fragte Khren.
    »Nein«, erwiderte

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