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Die Stadt der Heiligen (German Edition)

Die Stadt der Heiligen (German Edition)

Titel: Die Stadt der Heiligen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Menschenmenge abgeführt wurde.
    «Gute Frau, nehmt es nicht zu schwer. Ich bin sicher, es wird alles gut ausgehen. Wir bringen Meister Markwardt in die Acht, aber Ihr könnt ihn selbstverständlich jederzeit besuchen. Bringt ihm eine Decke und etwas Gutes zu essen. Da er ein angesehenes Zunftmitglied ist, gebührt ihm eine der Einzelzellen. Die könnt Ihr doch bezahlen, nicht wahr?»
    Verwirrt nickte sie, und er lächelte noch einmal aufmunternd. «Sorgt Euch nicht. Vor Ablauf der Woche ist Euer Gemahl wieder frei, dessen bin ich sicher.» Damit wandte er sich ab und folgte eilig den Bütteln, die den Büchel bereits verlassen hatten.

5. Kapitel
    W as sollen wir denn jetzt tun, Marysa?» Erschrocken und ratlos blickte Veronika dem Schöffen nach. «Die können doch meinen Bruder nichteinfach in die Acht sperren!»
    Marysa versuchte nachzudenken, doch in ihrem Kopf wirbelten die Gedanken wild durcheinander. Weshalb verdächtigte man Reinold plötzlich, etwas mit Klas’ Tod zu tun zu haben? Und was war das für eine gefälschte Reliquie? Seit dem Tod ihres Vaters verkauften sie keine Reliquien mehr. Reinold hatte zwar immer davon gesprochen, jedoch bisher keinen Finger dafür gerührt und behauptet, er wolle auf Aldos Rückkehr warten. Ihr Bruder hätte den Reliquienhandel der Familie Schrenger weitergeführt. Wie also kam Klas an ein Knöchelchen des heiligen Germanus, noch dazu ein falsches?
    Sie rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht. «Veronika, geh bitte zu deinen Eltern und berichte ihnen, was geschehen ist. Sie müssen sofort erfahren, dass man Reinold verhaftet hat. Vielleicht kann dein Vater etwas ausrichten. Grimold muss zu meiner Mutter gehen …» Sie atmete tief ein, um sich zu beruhigen. «Ich werde Beschwerde beim Rat einlegen. Und ich muss zum Zunftmeister Alberich, vielleicht kann er uns helfen.»
    «Ja, gut. Du hast recht, ich werde sofort zu meinen Eltern gehen.» Veronika blickte sich um. «Wo steckt meine Magd?»
    Marysa ging ins Haus und rief nach Grimold.
    Der alte Knecht kam sofort aus dem Lagerraum hinter der Werkstatt gelaufen. «Herrin?»
    Seinem verschreckten Blick konnte sie entnehmen, dass er, wie auch Imela und Fita, alles mitbekommen hatte.
    Marysa scheuchte die beiden Mägde an ihre Arbeit, nahm sich jedoch vor, sie später zur Rede zu stellen, um zu erfahren, wo sie während ihrer Abwesenheit gesteckt hatten.
    «Grimold, du wirst mich jetzt zum Zunfthaus begleiten», bestimmte sie. «Ich will mit Meister Alberich sprechen und danach zum Rathaus, um Beschwerde gegen die Verhaftung einzulegen. Wir müssen …»
    «Marysa? Marysa!» Die Stimme ihrer Schwiegermutter schallte über die Straße, im nächsten Moment wurde heftig an die Haustür gepocht. «Marysa, Kind, so öffne doch endlich!»
***
    Kaum eine halbe Stunde später hatte sich außer Marysa und ihren Schwiegereltern auch die restliche Familie in der Stube versammelt.
    Enno Markwardt, Marysas Schwiegervater, ging mit düsterer Miene im Raum auf und ab, Jolánda tröstete die schluchzende Gerharda, Marysas Schwiegermutter. Veronika und ihr Gemahl, der Schneider Einhard Yevels, verharrten still auf einer der Bänke.
    Marysa hatte eigenhändig Wein aufgetragen, den jedoch niemand anrührte. Nervös spielte sie mit ihrem Becher.
    Als ihr Schwiegervater vor ihr stehen blieb, hob sie den
    Kopf. Er betrachtete sie grimmig. «Du bist ganz sicher, dass Reinold nichts mit diesem gefälschten Knöchelchen zu tun hat?»
    «Aber ja, Herr Schwiegervater, ganz sicher.»
    «Er könnte es also nicht irgendwo …»
    «Nein.» Entschieden schüttelte sie den Kopf. «Nein, Herr Schwiegervater, ganz bestimmt nicht. Und warum sollte er Reliquien fälschen? Er ist doch voll und ganz damit beschäftigt, die Schreine und Reliquiare für die Kirmes herzustellen. Bei den vielen Pilgern, die derzeit in der Stadt sind, hat er sich ein sehr gutes Geschäft damit versprochen. Außerdem hat er ja auch das Marienstift beliefert. Er sprach sogar davon, einen weiteren Gesellen einzustellen.»
    «Das weiß ich», brummte Enno. «Ich hatte ihm angeboten, ihm meinen älteren Lehrling, den Bruno, abzutreten. Der stellt sich ganz geschickt an. Hat zwar bisher nur große Truhen gebaut, aber den Schreinbau würde er sicherlich ebenso schnell erlernen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Reinold sich auf den Handel mit gefälschten Reliquien einlässt. Viel zu unsicher, wie man ja jetzt sieht. Obwohl ich überzeugt bin, dass mindestens zwei Drittel der

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