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Die Stadt der Heiligen (German Edition)

Die Stadt der Heiligen (German Edition)

Titel: Die Stadt der Heiligen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Vaters Tod alles daransetzen würde, die Schreinwerkstatt zu übernehmen. Kein geringerer als dieser Grund war es gewesen, der sie veranlasst hatte, Reinold Markwardts Werben nachzugeben und ihn zu heiraten. Niemals hätte ihr Vater geduldet, dass der Sohn seines Halbbruders seine Werkstatt und das Geschäft an sich riss. Doch er war zu schnell und unerwartet gestorben, um noch Vorkehrungen treffen zu können.
    Dass der Mönch davon wusste, sprach dafür, dass er doch näher mit Aldo bekannt gewesen sein musste. Von solchen familiären Verwicklungen erzählte man nicht jedem Nächstbesten. Und schon gar nicht bat man einen Unbekannten, für das Wohlergehen seiner Familie zu sorgen.
    «Ihr seid also hier, weil Ihr Euch um uns kümmern wollt», sagte sie vorsichtig. «Doch wie wollt Ihr das anstellen? Ihr seid ein Ordensbruder; was könntet Ihr schon für uns tun? Ganz abgesehen davon, dass es uns, wie Ihr seht, an nichts mangelt.»
    «Es mag immer einmal Ungelegenheiten geben, bei denen ich Euch beistehen kann», sagte Christophorus im Bemühen um Diplomatie. In Wahrheit musste er ihr zustimmen. Sie lebte in einem komfortablen Haus, war die Ehefrau eines angesehenen Handwerkers. Es fehlte ihr an nichts, sicherlich auch nicht an geistlichem Beistand, den er ihr auch eher ungern angeboten hätte.
    «Nun gut, belassen wir es dabei. Von meiner Seite aus kann ich Euch mit bestem Gewissen von Eurem Versprechen entbinden.» Mit einem Blick auf ihre Mutter, die über dem Brief, den sie nun doch zu lesen begonnen hatte, erneut in Tränen ausgebrochen war, setzte Marysa sich wieder.
    «Verzeiht.» Er schüttelte den Kopf. «Aber es gibt nur einen Menschen, der mich von diesem Versprechen entbinden kann, und das ist Euer Bruder. Ich gab ihm mein Wort, und ich werde es halten, auf die eine oder andere Weise. Wenn Ihr es auch nicht glaubt, doch er war der beste Freund, den ich jemals hatte. Ich verdanke ihm so viel, dass selbst dieses Versprechen es nur ungenügend wiedergutmachen kann.»
    Marysa sah ihn überrascht an. An seiner Stimme, die sich fast unmerklich verändert hatte, erkannte sie, dass es ihm ernst war.
    Es setzte sie mehr in Erstaunen als alles, was sie bisher jemals gehört hatte, doch anscheinend hatte es zwischen ihrem Bruder und diesem Mann tatsächlich eine tiefe Verbindung gegeben. Womöglich … Sie biss sich auf die Lippen. Eine Sache hatte sie noch gar nicht bedacht. Es war irgendwie abwegig, andererseits auch wieder nicht. Doch konnte sie den Dominikaner wohl nicht einfach so danach fragen.
    «Sei es, wie es ist», wechselte sie stattdessen das Thema. «Meine Mutter hat recht, Ihr seid bestimmt hungrig. Ich lasse Euch von Balbina eine Mahlzeit herrichten. Setzt Euch derweil hier an den Tisch.» Sie deutete auf eine der Bänke, die zu beiden Seiten des Tisches für sicherlich mehr als zehn Personen Platz boten. Wieder stand sie auf, ging zur Tür und rief ein paar Befehle. Danach ging sie zu ihrer Mutter und legte ihr die Hände auf die Schultern. «Wenn du möchtest, kannst du dich gerne in meiner Kammer ein wenig hinlegen.»
    Jolánda hob den Kopf. «Sehe ich aus, als könnte ich mich jetzt hinlegen?», fragte sie in ungehaltenem Ton. «Mein Stiefsohn ist tot! Da kann ich unmöglich …»
    «Es wäre aber bestimmt besser, Mutter.» Marysa blickte Jolánda eindringlich in die Augen. «Ich unterhalte mich noch ein bisschen mit dem Bruder hier. Du siehst sehr mitgenommen aus, wirklich.»
    «Wen wundert das?», brummte Jolánda, erhob sich jedoch und tastete gleichzeitig prüfend nach ihrer Haube. «Ich werde kein Auge zutun, Kind!»
    «Dann versuch wenigstens, dich etwas auszuruhen. Später müssen wir dann zum Zunfthaus und dort Aldos Tod bekannt geben.»
    «O Gott, ja! Das müssen wir.» Wieder schluchzte Jolánda leise.
    «Fita», sprach Marysa die alte Magd an, die gerade einen Krug Wein und einen Teller mit einem Stück Hasenpastete hereintrug. «Begleite meine Mutter hinauf in meine Kammer.»
    «Ja doch, ja.» Die knochige weißhaarige Frau nickte und reckte ihren Rücken, was ihren Buckel jedoch nicht im mindesten kleiner wirken ließ. Während sie auf Jolánda wartete, blickte sie neugierig von einem zum anderen, doch Marysa schwieg, und auch Christophorus sagte nichts, sondern widmete sich dem Essen.
    Marysa atmete auf, nachdem ihre Mutter den Raum verlassen hatte. Unter anderen Umständen hätte sie sie nicht so leicht zum Gehen bewegen können. Jolánda war bekannt für ihr aufbrausendes und

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