Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
zu haben und um nicht zu vergessen, dass es Menschen gibt, die für Güte, Wahrheit und Gerechtigkeit eintreten, lassen wir solche Bilder in die Kirchen malen."
„Es scheint mir ein grausamer Lohn für die Wahrheit zu sein", erwiderte Leron´das und berührte die Wunden des Märtyrers, als ob er sie dadurch heilen könnte.
„Der heilige Albarus hat viel Schmach erdulden müssen, aber sein Vertrauen zu Gott war so groß, dass er all dies für seinen Glauben auf sich nahm. Darum ist er heute auch der Schutzpatron aller Kirchen, zumindest hier in Ardelan."
Leron´das starrte auf das zweite Bild, das nicht weniger fürchterlich war. Der Abt folgte seinem Blick.
„Das ist der Heilige Wilhelmus", erklärte er. „Er war ein Nachfahre von Albarus. Nun kommt, ich werde Euch zeigen, wonach Ihr sucht." Er ging in die hinterste Ecke des Raumes und löste eine Steinfliese aus dem Boden. Diese Fliese drückte er hinter sich auf eine andere, die genau die gleiche Form hatte. Es knackte. Der Abt legte die lose Steinfliese zurück, griff in die schmale Ritze und öffnete eine Falltür. Ehe er die Kerze aus ihrer Halterung löste, machte er Leron´das ein Zeichen ihm zu folgen.
Erst stiegen sie unzählige Stufen in die Tiefe, dann folgten sie einem engen, steil abfallenden Gang und erreichten schließlich einen Stollen. Die Luft war kühl, trocken und roch salzig. Unzählige breitere und schmalere Gänge zweigten ab, aber der Abt kannte seinen Weg. Zielsicher bog er einige Male ab, bis sie schließlich in eine Nische traten und vor einem eisernen Tor standen. Der Abt zog einen Schlüssel unter seiner Kutte hervor, steckte ihn in das Schloss und drehte ihn herum. Mit einem leisen Kratzen öffnete sich das Tor. Der Gang dahinter unterschied sich in nichts von dem davor, doch nach einer weiteren Abzweigung weitete sich der Stollen.
Einige Kerzen brannten an den Wänden, was Leron´das nicht wenig erstaunte. Dann aber sah er den Grund dafür. In einer Nische saß ein Mann vollkommen in das Schreiben auf seinen Knien vertieft.
„Ich muss mich entschuldigen, weil ich Euch hier so lange alleine gelassen habe", sagte Benidius. „Aber ich musste dort oben erst etwas klarstellen." Er warf Leron´das ein beinahe schelmisches Lächeln zu.
Verwirrt sah der Mann auf. Er machte den Eindruck, als wenn er sich erst darüber klar werden musste, wo er sich befand.
„Es war doch nur ein Augenblick", antwortete er und senkte seinen Blick auf die Schriftrolle.
Es war der gleiche Mann, den Leron´das am Vortag in der Kapelle gesehen hatte. Er kannte ihn. Dieser Mann war damals im Alten Wald bei den Menschen gewesen, die die Gruppe Elben angegriffen hatten. Wieso gewährte der Abt so einem Zutritt zu diesen Räumen? War er etwa schon wieder leichtgläubig in eine Falle gelaufen?
„Ich zeige Euch jetzt das, weswegen Ihr hier seid", sagte der Abt freundlich, aber Leron´das musterte ihn argwöhnisch.
„Wer ist er?", fragte er und deutete mit dem Kopf in Richtung des lesenden Mannes.
„Ihr kennt ihn? Mein Gefühl sagt mir, dass ihr beide euch schon einmal begegnet seid", antwortete der Abt und als er Leron´das´ misstrauischen Blick sah, fügte er hinzu. „Er ist ein Freund." Dann winkte er den Elben zu sich und hielt ihm eine Schriftrolle entgegen. „Das Vermächtnis von Eridius."
Leron´das nahm die Rolle. Ohne sie zu lesen, wusste er, dass er zumindest einen Teil des Rätsels Lösung in den Händen hielt.
Benidius lächelte freundlich. „Eine Abschrift der Coroner Weihbücher findet Ihr hier. Ich muss mich jetzt für die Abendandacht vorbereiten, danach werde ich wieder zu euch stoßen."
Leron´das sah dem Abt nach, bis er im dunklen Gang verschwand. Dann suchte er sich eine Nische, die möglichst weit entfernt von der lag, in der der andere Mann las, und entrollte das Pergament.
Aufzeichnungen von Eridius, Episkopos von Corona im Jahre 888 nach der Gründung von Ardelan.
Im Jahre 879 ließ mich König Willibald der Befreier zu sich an sein Sterbebett rufen und er harrte meiner, bis ich den weiten Weg von Corona nach Waldoria hinter mich gebracht hatte.
Vor mir lag ein alter Mann vom Leben und von Krankheit gezeichnet und vom Schicksal gestraft. Er wünschte sich, dass einer, der ihm im Leben nahe gestanden hatte, in der Stunde des Todes alle Lasten von ihm nahm.
Auch wenn er das, was er mir anvertraute, unter dem Siegel der Verschwiegenheit tat, so muss ich es heute, im Angesicht meines Todes, doch niederschreiben, um
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