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Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)

Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)

Titel: Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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des Schreibers eifrig über das Pergament.
    Vier Schreiben für vier Zauberer überreichte der König den Eilboten.
    „Majestät, ich bitte um Entschuldigung, aber Herr Hochwürden lebt nicht mehr in Saulegg“, sagte einer der Boten scheu.
    „Was?“, brüllte Leonidas. „Wo lebt er dann?“
    „Er lebt überhaupt nicht mehr.“
    „Woher weißt du das?“, ächzte Leonidas aufgebracht.
    „Von … Jemand hat den Priester ermordet … Herr Dosdravan weiß es.“ Der Bote sah unterwürfig zu Boden.
    „Dosdravan!“ Leonidas Stimme und Blick wurden. „Reite in den Wald und schick ihn zu mir.“
    „Sehr wohl Majestät.“
    „Ich werde nicht mehr in der Burg sein. Er soll mich auf der Straße nach Süden suchen.“
    Jeder dahergelaufene Bote wusste in diesem Land mehr als der König selbst. Leonidas war versucht, alle Zeugen dieser Schmach für den Rest ihres Lebens in Ketten zu legen. Aber er ließ den Gedanken schnell fallen, schließlich wollte er länger als nötig in dieser hochgefährlichen Burg bleiben.
    „Schreib meinem Bruder“, herrschte er den Schreiber an. „Schreib ihm, es tut mir leid, dass wir im Streit auseinandergegangen sind. Übertreib es nicht. Sag ihm, er soll umgehend her kommen, ich habe wichtige Dinge mit ihm zu besprechen. Jammer ein wenig. Schreib, ich bin von Verrätern umgeben und möchte ein ehrliches Gesicht in meiner Nähe sehen. Lass dir was einfallen. Hauptsache mein Bruder ist innerhalb von drei bis vier Wochen auf der Falkenburg. Verstanden!“
    Der Schreiber nickte unterwürfig. „Sehr wohl Majestät“, flüsterte er.

    Der Brief wurde rechtzeitig fertig, ehe der König die Kutsche bestieg. Leonidas überflog die Zeilen.
    „Viel zu unterwürfig“, knurrte er. „Sagte ich nicht, du sollst nicht übertreiben!“
    „Das sagtet Ihr, Majestät“, erwiderte der Mann und machte Anstalten, um wie gewohnt, einen weiteren Brief zu schreiben. Der König riss ihm die Feder aus der Hand und setzte seine Unterschrift.
    „Sieh zu, dass er schnellstens sein Ziel erreicht.“
    „Sehr wohl Majestät.“ Der Schreiber nahm den Brief und ging einige Schritte zurück. Sorge stand in seinen Augen, während die Kutsche des Königs vom Hof rollte. Drei bis vier Wochen, so lautete der Befehl des Königs, aber die Zeit brauchte ein schneller Bote, um die Nachricht über die Berge zu bringen. Herzog von Erdolstin konnte niemals rechtzeitig hier sein.

    ≈

    Eine breite Straße führte dieser Tage in den Wald. Sie begann unmittelbar hinter Waldoria, in dem Soldatenlager am Fuße der Burg und führte schurgerade nach Nordosten. Unzählige Männer waren ihr zum Opfer gefallen. Ihre Gräber säumten den Wegrand. Jede Handbreit dieser Straße musste dem Wald abgetrotzt werden. Jeder gefällte Baum hatte mindestens drei Opfer gefordert. Der Wald hütete seine Bäume.
    Als Erich, der Bote, den der König zu Dosdravan Liminos geschickt hatte, im Dunkeln diese Straße entlang ritt, spürte er den Zorn des Waldes. Die Bäume ächzten und krachten. Ein leiser aber beständiger Donner rollte unter ihnen entlang. Hin und wieder erschallte der schaurige Ruf der Nachtvögel.
    Erich war in Waldoria aufgewachsen und hatte als Kind viele Geschichten über den Alten Wald gehört. Doch keine war auch nur ansatzweise so schaurig, wie das hier. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so gefürchtet wie in dieser Nacht auf dieser Straße. Die unzähligen Gräber, die das Licht der Fackel streifte, wirkten wie stumme Wächter aus dem Jenseits. Es fühlte sich an, als würde man nachts über den Friedhof gehen, nur das hier vermutlich mehr Leichen lagen als auf dem Kirchenanger in Waldoria.
    Der Alte Wald hatte allen gezeigt, dass er ein mächtiger Gegner war. Zu mächtig, um sich von Menschen oder gar Zauberern bezwingen zu lassen.
    Von den Elben wurde allerorts nur noch im Flüsterton gesprochen. Nach dem Gräuel des Waldes wollte keiner den Herren dieser baumbewachsenen Welt begegnen.
    Ein dicker Ast lag quer über der Straße und versperrte Erich den Weg. Er stieg vom Pferd, um ihn zur Seite zu räumen. Da krachte es hinter ihm. Das Pferd bäumte sich auf und rannte davon.
    „Halt! Bleib stehen!“, brüllte er dem Tier nach, doch der Wald verschlang seine Worte, und hüllte sich mit einem Mal in Totenstille. Erich wusste nicht, was schlimmer war. Das beständige Grollen oder diese plötzliche Geräuschlosigkeit. Selbst der Lichtkreis der Fackel schien kleiner zu werden. Er sah kaum noch den Boden vor seinen

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