Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
Füßen. Die Äste der Bäume zeichneten sich schwarz und gespenstisch gegen den mondhellen Himmel ab. Es war schneidend kalt.
Wie hielten es die Soldaten des Königs hier aus? Es war nicht nur der unheimliche Wald, dem sie sich Tag und Nacht auslieferten. Dosdravan, der Zauberer, weilte ständig unter ihnen. Erich hatte ihn erst zwei Mal flüchtig gesehen. Eine Botschaft musste er ihm bisher nicht überbringen. Er wünschte, der König hätte ihm zumindest ein Schreiben mitgegeben. Still verfluchte er sein vorlautes Mundwerk, das ihn in diese Lage gebracht hatte. Was, wenn der Zauberer es vorzog, seine Botschaft zu ignorieren? Was, wenn er sich nicht unverzüglich auf den Weg zum König machte? Der Kopf eines Boten war nicht viel wert. Erich überlegte, dass er ein passendes Versteck für sich und seinen Kopf suchen musste.
Jeder, der für den König oder den Zauberer arbeitete, wusste um den schmalen Grat, auf dem er sich mit seinem Leben befand. . Die meisten hatten einen Ort, an dem sie sich verstecken wollten, falls sie rechtzeitig merkten, dass etwas schief ging. Er hatte keinen solchen Platz. Er schwor sich jedoch, einen zu suchen, sollte er den heutigen Tag überleben.
Am besten er ging gleich nach diesem Auftrag gen Süden und kam nie mehr zurück. Lieber als Knecht bei einem der reichen Bauern im Süden von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang schuften, als täglich durch diesen Wahnsinn zu gehen.
Die Aussicht auf harte, körperliche Arbeit auf einem sonnenwarmen Feld, schien ihm mit einem Mal verlockend.
In der Ferne tauchten die ersten Lichter auf, kurz darauf konnte einige Feuer ausmachen. Bald hatte er sein Ziel erreicht. Seine Fackel glimmte nur noch. Er schritt kräftig aus, um vor ihrem Erlöschen unter Menschen zu sein.
„Was tust du hier, Menschenkind?“
Erich fuhr zusammen. Er sah sich nach allen Seiten um. Nichts war zu sehen. Bis zu den ersten Feuern waren mindestens fünfzig Schritte. Die Fackel flackerte und erlosch. Endgültig.
„Ich bin ein Bote des Königs mit einer Nachricht für Herrn Dosdravan“, antwortete Erich mit zitternder Stimme.
„Dosdravan … Richte ihm aus, dass er uns nicht finden wird. Nicht hier.“
„Von wem soll ich ihm das ausrichten?“, fragte der Bote. Er zitterte am ganzen Körper.
Ein melodisches Lachen hüllte ihn ein, dann war es still.
„Wer bist du?“, rief er, aber es blieb still.
„Wer bist du?“, flüsterte er.
Wie die meisten Menschen, die er kannte, hatte er gehofft, nie einem Elben zu begegnen. Doch jetzt wünschte er, er hätte den Sprecher gesehen. Vielleicht könnte er dann begreifen, was hier vor sich ging. Vielleicht. Er blieb noch eine Zeit an derselben Stelle stehen und wartete.
Der Tag dämmerte langsam herauf, als er sich endlich losriss und die letzten Schritte bis zu den Wachposten des Lagers ging.
Mit den ausdrucklosen Augen einer Schlange musterte Dosdravan den Boten. „Du kannst gehen“, schnarrte er.
Erich ließ sich das nicht zweimal sagen. Hastig entfernte er sich. Doch schon nach wenigen Schritten blieb er stehen und drehte sich noch einmal um. Doch der Platz, an dem sich Dosdravan soeben noch befunden hatte, war leer. Eine Krähe kreischte und flog davon, von dem Zauberer keine Spur. Verwirrt ging Erich auf das nächstbeste Kochfeuer zu und ließ sich im Kreis einiger Soldaten nieder. Er versuchte, nicht daran zu denken, wie der Zauberer verschwunden war und was für eine Art zu reisen er bevorzugte. Müde strich er sich über den flaumigen Bart. Er verspürte zwar keinen Hunger, aber er hoffte, dass ihn das Gebräu, das in dem Kessel brodelte, zumindest etwas aufwärmen würde.
Erich kaute und beantwortete die Fragen, die ihm gestellt wurden. Nicht viele Nachrichten aus Waldoria drangen in den Wald. Die Männer dürsteten nach dem Leben dort draußen. Als er lange genug berichtet hatte, sammelte er all seinen Mut und fragte:
„Hat einer von euch schon einen Elben gesehen?“
Manche Männer hoben überrascht den Kopf, andere tauschten vielsagende Blicke miteinander, aber keiner antwortete.
Erich beschloss von seinem Erlebnis zu erzählen. Da er nicht vorhatte, nach Waldoria zurückzukehren, glaubte er, diesen Schritt wagen zu können. Leise und mit gesenktem Blick begann er von dem zu berichten, was ihm nur wenige Schritte vor diesem Lager zugestoßen war. Einige am Feuer sahen ihn mit angstvollen Augen an, aber ein paar nickten wissend.
Nach und nach berichteten auch andere Männer, die nachts Wache
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