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Die Stadt der schwarzen Schwestern

Die Stadt der schwarzen Schwestern

Titel: Die Stadt der schwarzen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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Goldschmieden haben auch ein paar der klügsten Köpfe Flanderns und Brabants die Einladung des Fürsten angenommen, sich darin niederzulassen. Ich muss das Buch zu ihnen bringen. In der Kurpfalz ist es sicher.»
    Don Luis holte tief Luft. «Dann verspreche ich dir bei meiner Ehre als Mitglied des Hauses de Reon, dass ich das Buch für dich ins Chorherrenstift von Frankenthal bringen werde. Nur um eines bitte ich dich: Begleite Griet nach Oudenaarde und besänftige den Zorn des Statthalters. Nur du kannst das. Dir wird er glauben.»
    Griet warf ihm einen flehentlichen Blick zu. Ihre Lippen formten ein erschrockenes Nein, sie wollte nicht, dass sie sich trennten.
    «Ich werde mich beeilen und so schnell wieder bei Euch sein, dass Ihr kaum Zeit haben werdet, mich zu vermissen. Es ist dies nicht mein erster Kurierdienst.»
    Cäcilia runzelte skeptisch die Stirn, ließ sich aber überzeugen. Sie gab Don Luis das Bündel, wobei ihr anzusehen war, wie ungern sie sich davon trennte. «Pass auf dich auf, mein Sohn», sagte sie leise.
    Er lachte. «Du meinst, auf das Buch!»
    Cäcilia schüttelte den Kopf. Dann streckte sie ihre Hand aus und berührte die Wange ihres Sohnes.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 31
    Oudenaarde, Dezember 1582
    Pater Jakobus verließ die Sakristei und lief schnell durch das Kirchenschiff, in dem es so kalt war, dass er seinen Atem in Wölkchen entfliehen sah. Es gab viel zu tun, das Fest des heiligen Nikolaus, das in Flandern seit Menschengedenken mit großem Aufwand begangen wurde, stand unmittelbar bevor. Die Sint-Walburgakerk sollte mit Tannengrün geschmückt werden, und auf den Nebenaltären galt es, neue Kerzen anzuzünden, doch die Frauen, die er damit beauftragt hatte, waren nicht erschienen. Bestimmt würden sie ihr Fernbleiben mit dem schlechten Wetter entschuldigen, Pater Jakobus ahnte jedoch, dass sie wie viele Einwohner Oudenaardes im Herzen noch immer dem Glauben der Calvinisten anhingen und die kirchlichen Feiertage und den Schmuck der Gotteshäuser verabscheuten. Der Pater erwog, diese Einstellung in seiner nächsten Predigt von der Kanzel herab zu rügen, verwarf den Gedanken aber rasch wieder. Tadel und Klage waren ungeeignet, um das Vertrauen der Menschen zu gewinnen. Da der Bischof von Mecheln ihm für die Weihnachtsmesse eine Absage erteilt hatte, würde er sie selbst übernehmen müssen. Der Bischof hatte bestellen lassen, er sei zu krank, um nach Oudenaarde zu kommen, aber der Pater vermutete, dass es dem frommen Würdenträger zu beschwerlich erschien, sich in seinem Reisewagen durch die verschneite Winterlandschaft zu plagen. Kein Wunder, dick, wie er war. Wie konnte er dann seine einfachen Gemeindemitglieder tadeln?
    Pater Jakobus wartete einen Moment. Er sah niemanden, der an diesem Nachmittag die Beichte ablegen wollte. Es war wieder kälter geworden, auf den Straßen waren sogar das Stroh und der Dung der Ziegen und Schweine gefroren. Nur einen Steinwurf weit von seiner Kirche entfernt wurde ein Wintermarkt abgehalten. In dürftig zusammengezimmerten Buden und auf den Ladeflächen der Karren boten Bauern aus der Umgebung, aber auch Krämer aus der Stadt nützliche und weniger nützliche Waren an: hölzerne Schlitten und aus Knochen geschnitzte Schlittschuhe, Striegel aus Schweinsborsten, Wandkörbe sowie Öl und Tran für Haus- und Stalllampen. Pater Jakobus konnte den verführerischen Duft von gerösteten Mandelkernen und heißem Kräuterbier bis in sein Gotteshaus riechen. Einerseits freute es ihn, dass die Menschen in der Stadt die schweren Monate überwunden hatten und nicht mehr zu sehr unter der spanischen Besatzung und den Launen des Statthalters litten, andererseits war sein Herz voller Sorge. Noch immer gab es keine Nachricht von Don Luis und der Witwe Marx. Vielleicht waren sie längst tot. Ermordet und verscharrt wie die beiden Söhne des früheren Bürgermeisters Osterlamm, dem vor wenigen Wochen der Kaufmann de Lijs ins Amt gefolgt war. Ihm zur Seite standen achtzehn Ratsschöffen aus angesehenen Familien. Jeder von ihnen war vom Statthalter persönlich verpflichtet worden, dem spanischen König den Treueid zu leisten, bevor sie unter dem Glockengeläut sämtlicher Kirchen der Stadt ihren feierlichen Einzug in die Schöffenstube vorgenommen hatten. Pater Jakobus erinnerte sich daran, dass einige der Ratsschöffen nur widerwillig zur Beichte gekommen waren. Auch sie hingen noch dem reformierten Glauben an, doch er hatte sie nicht verraten. Gott allein

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