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Die Stadt der schwarzen Schwestern

Die Stadt der schwarzen Schwestern

Titel: Die Stadt der schwarzen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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lassen. Farnese wird dich schon zum Sprechen bringen.» Gegen ihren Willen brach sie in Tränen aus.
    Rink stülpte sich die Handschuhe über, während er durch das kleine Fenster zum Innenhof spähte. Aber dort draußen war niemand zu sehen. Es hatte wieder angefangen zu schneien. Die Nachbarn verkrochen sich in ihren Stuben, ihre Läden waren geschlossen. Das konnte ihm nur recht sein.
    «Sei doch nicht dumm, kleine Griet. Natürlich wirst du dem Statthalter kein Wort über unsere Unterhaltung sagen, denn wer kann schon wissen, wie lange ich es auf der Folterbank aushalte, bis meine Zunge sich lockert? Vielleicht zu lange, um das Leben deines Sohnes zu retten. Würdest du dir das jemals vergeben? Ich verlange doch nicht viel von dir. Nur eine Kleinigkeit, dann sind dein Sohn und die anderen frei. Ich verspreche, dass sie noch am Leben sind. Sie werden ein wenig Hunger und Durst verspüren, denn ich kehre nicht mehr zu dem Versteck zurück, um sie zu versorgen. Aber du könntest es schaffen, sie rechtzeitig zu befreien, bevor sie …» Er lächelte grausam. «Vorausgesetzt, du hörst mir endlich zu.»
    Griet wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht. Sie blickte dem Mann in die Augen, entdeckte darin aber keine Spur von Anteilnahme. Lediglich ein schwaches Funkeln kündete von einer Leidenschaft, die Rink angetrieben haben musste, seinen tückischen Plan über Jahre hinweg zu verfolgen. Wie lange hatte er darauf gewartet, dass die schwarzen Schwestern ihm das zurückgaben, was er als sein Eigentum ansah? Er hatte Mörder wie den spanischen Deserteur beauftragt, nur um das Buch wieder in die Hände zu bekommen. Nun glaubte er sich am Ziel seiner Wünsche. Er schien davon überzeugt zu sein, dass sie oder Cäcilia das Buch nach Oudenaarde gebracht hatten. Das hieß, dass er in Cäcilia eine schwarze Schwester erkannt hatte. Die einzige, die ihm entkommen war. Griet merkte, wie er sich suchend in der Stube umsah. Offensichtlich rechnete er jedoch nicht damit, dass sie das Buch hier versteckt hatte. Er schien anzunehmen, sie und Cäcilia hätten es irgendwo an einem sicheren Ort deponiert.
    Es ging ihm um einen Austausch. Das Leben ihrer Angehörigen für das Buch.
    «Rückst du es freiwillig heraus?», wollte er wissen. «Du hast von deiner Freundin erfahren, was mit denen geschieht, die sich mir widersetzen. Bernhild wollte mich betrügen. Sie hatte mit Hilfe dieses Spaniers einen Fluchtplan ausgeheckt, um mir nicht begegnen zu müssen. Aber dieser Verrat ist ihr schlecht bekommen.»
    Griet atmete tief durch. Was immer sie nun tat, sie ging ein Risiko ein. Dass Don Luis das Buch des Aufrechten in die Kurpfalz schaffte, würde er ihr gewiss nicht glauben. Alles, was ihr blieb, war, Zeit zu gewinnen.
    «Woher wusstest du von Bernhilds Plan? Jemand muss ihn dir verraten haben, sonst hätten deine Handlanger die Nonnen nicht auf Gut Elsegem erwarten können.»
    Rink lachte auf. «Es waren ja auch längst nicht alle schwarzen Schwestern begeistert von Bernhilds Vorhaben, sich heimlich abzusetzen. Eine der Frauen war durchaus der Meinung, dass mir mein Eigentum zurückgegeben werden sollte. Die gute Seele schickte mir freundlicherweise eine Botschaft, die es mir erlaubte, gewisse Vorkehrungen zu treffen.» Er verzog das Gesicht. «Dass sie mit den anderen sterben musste, hat sie nicht erwartet. Ich glaube sogar, sie war ziemlich überrascht, als es mit ihr zu Ende ging. Aber ich konnte es mir nicht leisten, Mitwisser am Leben zu lassen.»
    Griet war entsetzt über die Kälte, mit der Rink ihr seine Verbrechen gestand. Dass er ihr nichts verheimlichte, konnte nur bedeuten: Er hatte nicht vor, sie am Leben zu lassen. Vielleicht würde er ihr verraten, wohin er Basse, Beelken und ihren Vater gebracht hatte, doch was hatte sie davon, wenn er sie danach doch tötete? Griet spürte, dass Rink sie genau beobachtete. Sie gab sich alle Mühe, ihn nicht in ihren Gedanken lesen zu lassen.
    «Aber warum habt Ihr die Brüder Osterlamm getötet?»
    Rink schnaubte verächtlich. «Ausgerechnet du fragst das? Nach allem, was die beiden dir angetan haben? Sie waren es doch, die dich ins Gerede brachten. Aus reiner Gier wollten sie dein Geschäft mit den Sicherheitsbriefen ruinieren, um es dann selbst weiterzuführen. Glaub mir, kleine Griet, die beiden waren Taugenichtse, um die es nicht schade ist. Als ich von de Lijs erfuhr, dass sich Adam und Coen auf den Weg nach Brüssel machen wollten, um dir und deinem spanischen Freund

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