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Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Titel: Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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den Trugzauber, den du mir ruiniert hast, und für die Mühe, die du durch dein ungehobeltes Eindringen zunichte gemacht hast, werde ich dich einem überaus schrecklichen und unheilvollen Banngelübde verpflichten.«
    »Aus deinen Worten spricht ein primitiver Aberglaube«, entgegnete Ralibar Vooz, wider Willen beeindruckt von dem bühnenreifen Stil, in dem Ezdagor seine Schmähungen vorgetragen hatte.
    Der alte Mann schien ihn nicht zu hören. »Vernimm denn dein Banngelübde, o Ralibar Vooz«, verkündete er mit grollender Stimme. »Dieses Banngelübde verlangt, dass du all deine Waffen von dir wirfst und die Höhlen der Voormis unbewehrt betrittst. Mit bloßen Händen sollst du dein Leben gegen die Voormis, ihre Weiber und ihre Kinder verteidigen, um in jene geheime Grotte in den Eingeweiden des Berges Voormithadreth vorzustoßen, weit unterhalb der Höhlen der Voormis – dort, wo seit den ältesten Äonen der Gott Tsathoggua haust.
    Du wirst Tsathoggua erkennen an seiner gewaltigen Fülle und seinem fledermausartigen Pelz und der Ähnlichkeit mit einer schläfrigen schwarzen Kröte, die ihm allzeit anhaftet. Nie erhebt er sich von seiner Ruhestatt, auch nicht von gefräßigem Hunger getrieben, sondern erwartet in göttlicher Trägheit das Opfer. Und indem du dicht vor den göttlichen Tsathoggua trittst, musst du zu ihm sagen: Ich bin das Blutopfer, das Ezdagor der Zauberer dir sendet. Dann, so es ihm gefällt, wird Tsathoggua sich an dem Opfer erlaben.
    Damit du nicht vom Wege abkommst, wird der Vogel Raphtontis, welcher mein Familiargeist ist, dich auf deiner Reise über die Felswände und durch die Höhlen geleiten.«
    Der Alte vollführte eine sonderbare Geste in Richtung des nachtaktiven Archaeopteryx auf der Stele mit der obszön symbolischen Form und fügte gleichsam als nachträgliche Eingebung hinzu: »Raphtontis wird bei dir bleiben, bis dein Banngelübde erfüllt ist und deine Reise tief unterhalb des Voormithadreth ihr Ziel gefunden hat. Er kennt die Geheimnisse der Unterwelt und die Schlupfwinkel der Alten Götter. Falls unser Herr und Gebieter Tsathoggua das Blutopfer verschmäht oder dich in seiner Großmut weiterreicht an seine Brüder, wird Raphtontis vollkommen in der Lage sein, dich auf jedem Weg zu geleiten, den die Gottheit dir womöglich weist.«
    Ralibar Vooz war außerstande, diese mehr als unverschämte Tirade auf die Art zu beantworten, die ihr zweifellos gebührte. Tatsächlich konnte er überhaupt nichts erwidern – es schien nämlich, als hätte ihn eine Art Kiefersperre befallen. Noch schlimmer war, dass seine Sprechlähmung zu seiner Fassungslosigkeit und seinem wachsenden Entsetzen von zwanghaften Handlungen bedenklichster Art begleitet wurde. Mit einem Gefühl albtraumhafter Unentrinnbarkeit, gepaart mit dem Grauen eines Mannes, der das Anschleichen des Wahnsinns verspürt, begann er sich wider Willen der verschiedenen Waffen zu entledigen, die er trug. Der Faustschild mit dem Stoßdorn, die Keule, das Breitschwert, das Jagdmesser, die Streitaxt und der nadelspitze Dolch fielen klirrend vor dem Obsidianblock zu Boden.
    »Den Helm wie auch das Kettenhemd darfst du anbehalten«, besann sich in diesem Moment Ezdagor. »Andernfalls muss ich befürchten, dass du Tsathoggua nicht in jenem Zustand körperlicher Unversehrtheit erreichst, der einer Opfergabe ziemt. Die Zähne und die Krallen der Voormis sind so scharf wie ihr Hunger unersättlich.«
    Während er halblaut einige nicht ganz geheuer klingende Wörter vor sich hin murmelte, wandte der Hexenmeister sich von Ralibar Vooz ab und begann das dreifarbige Feuer mit einem Gemisch aus Staub und Blut zu löschen, das er aus einer flachen Messingschale schöpfte. Ohne sich zur Entbietung eines Lebewohls oder einer Geste der Verabschiedung herabzulassen, hielt er dem Jäger verächtlich den Rücken zugewandt und erteilte dem schräg gegenüber hockenden Vogel Raphtontis mit der linken Hand einen Wink. Diese Kreatur spreizte ihre schwärzlichen Schwingen und klapperte mit ihrem Sägezahnschnabel, ehe sie von der Stele aufflog und Ralibar Vooz mit einem bernsteinfarbenen Auge bösartig anstarrte. Anschließend schwebte der Vogel, während er den langen, schlangenartigen Hals nach hinten verdrehte und das Auge wachsam auf Ralibar Vooz gerichtet hielt, zwischen den Lava-Graten langsam auf die pyramidenförmigen Kegel des Voormithadreth zu. Und Ralibar Vooz folgte ihm, einem Zwang gehorchend, den er ebenso wenig begreifen konnte, wie er ihm

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