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Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Titel: Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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umwandte, um ihren Anstieg zu verfolgen, erblickte ich direkt hinter mir zwei Säulen, die exakt genauso weit auseinanderstanden wie die beiden sonderbaren Felsblöcke auf Crater Ridge. Außerdem bestanden sie aus der gleichen grünlich-grauen, wie Speckstein anmutenden Substanz. Sie waren fast drei Meter hoch, und man sah deutlich, dass sie einst höher gewesen waren, denn ihre Spitzen waren geborsten und abgebrochen. Nicht weit über ihnen verschwand der Hang in einer bräunlich-goldenen Nebelbank, ähnlich derjenigen, die die etwas entfernter liegende Ebene einhüllte. Doch ich sah keine weiteren Findlinge mehr; wie es schien, endete die Straße an jenen Pfeilern.
    Natürlich machte ich mir Gedanken darüber, ob die Säulen dieser unbekannten Dimension nicht irgendwie in Beziehung zu den beiden Felsblöcken in der Welt standen, aus der ich kam. Eine derartige Ähnlichkeit konnte doch gewiss kein Zufall sein. Wenn ich nun zwischen die beiden Säulen trat, würde mein eben erlebter Sturz dann umgekehrt? Vermochte ich dann ins Reich der Menschen zurückzukehren? Und falls ja, welch unvorstellbare Wesen aus dem fernen Raum, aus welch fernen Zeiten, hatten die Felsblöcke und die Säulen als Portal zwischen den Welten errichtet? Wer mochte das Tor wohl benutzt haben, und zu welchem Zweck?
    Mir schwirrte der Kopf vor den wilden Vermutungen, die diese Fragen aufwarfen. Was mich jedoch am meisten bewegte, war das Problem, wie ich wieder zurück nach Crater Ridge gelangen sollte. Das Ganze war so unheimlich, die Mauern der nahe gelegenen Stadt so gewaltig, die Farben und Formen dieser absonderlichen Landschaft so widernatürlich, dass ich befürchtete, den Verstand zu verlieren, sollte ich gezwungen sein, mich länger in dieser Umgebung aufzuhalten. Es war einfach zu viel für mich. Überdies hatte ich nicht die geringste Ahnung, welch finsteren Mächten oder Wesenheiten ich noch begegnen würde, wenn ich blieb.
    Soweit ich sehen konnte, regte sich weder auf dem Hang noch auf der Ebene irgendetwas; allerdings war die Stadt wohl Beweis genug dafür, dass es hier Leben gab. Im Gegensatz zu den Helden meiner Geschichten, die stets mit kühlem Kopf die Fünfte Dimension oder die Welten von Algol aufsuchten, war ich keineswegs zu Abenteuern aufgelegt. Wie jeder andere normale Mensch auch, schauderte ich instinktiv vor dem Unbekannten. Mit einem furchtsamen Blick auf die drohend aufragende Stadt und die weite Ebene mit ihrer üppigen, prachtvollen Vegetation wandte ich mich ab und trat wieder zwischen die beiden Säulen.
    Im selben Augenblick wurde ich erneut in einen finsteren, frostigen Abgrund gestürzt. Ohne zu wissen wohin, ging es, genau wie bei meiner Ankunft in dieser neuen Dimension, abwärts – und auch in andere Richtungen. Am Ende stand ich, völlig benommen und erschüttert, an derselben Stelle, von der aus ich den Schritt zwischen die beiden grünlich-grauen Findlinge getan hatte. Um mich herum drehte sich alles, der Boden unter meinen Füßen schwankte wie bei einem Erdbeben und ich musste mich ein, zwei Minuten hinsetzen, ehe ich das Gleichgewicht wiedererlangte. Aber ich befand mich in Crater Ridge.
    Wie im Traum kehrte ich zur Blockhütte zurück. Mein Erlebnis schien, scheint mir noch immer so unwirklich, dass ich es kaum glauben mag. Und doch überschattet es seither alles andere und geht mir nicht mehr aus dem Sinn. Mehr als alles, was mir bisher in meinem Leben begegnete, hat es mich aus der Bahn geworfen; die Welt um mich herum erscheint mir nun nicht minder unwahrscheinlich und albtraumhaft als jene andere, in die ich durch Zufall geriet. Vielleicht hilft es mir, damit fertigzuwerden, indem ich darüber schreibe.
    2. August – In den zurückliegenden Tagen habe ich viel nachgedacht, und je länger ich grüble und mir den Kopf darüber zerbreche, desto rätselhafter wird das Ganze. Gesetzt den Fall, es gibt tatsächlich einen Riss in der Raum-Zeit – dann muss es sich um ein absolutes Vakuum handeln, das weder Luft noch Äther, weder Licht noch Materie durchdringen können. Doch wie war es mir dann möglich hineinzustürzen? Und später, nachdem ich hineingestürzt war, auch wieder hinauszugelangen – überdies noch in eine Sphäre, die keine nachvollziehbare Beziehung zu der unseren hat? Theoretisch ist das eine so einfach wie das andere. Der Haupteinwand aber bleibt: Wie soll jemand sich in einem Vakuum bewegen können, sei es nun auf- oder abwärts, vor- oder rückwärts? Selbst ein Einstein stünde

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