Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Titel: Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
Vom Netzwerk:
zahlreiche Taten von einer solch bestialischen Rohheit, dass es sich jeder Schilderung entzieht. Anschließend entführten sie zahlreiche Dorfbewohner zu Zwecken, die noch unbeschreiblicher sind, und setzten sich zu ihren Höhlen in den unerklimmbaren Steilhängen der Eiglophischen Gipfel ab, noch ehe die Vertreter des Gesetzes sie einholen konnten.
    Die unerschrockene Herausforderung, die in dieser Tat lag, veranlasste Arm und Auge des Gesetzes, all ihre Macht und Wachsamkeit gegen Knygathin Zhaum aufzubieten. Bis dahin waren er und seine Banditen den ländlichen Ordnungshütern vor Ort überlassen geblieben. Nun jedoch hatten seine Schreckenstaten ein solches Ausmaß angenommen, dass sie das unerbittliche Eingreifen der Gesetzesorgane von Commoriom erforderten. Von nun an wurde jede seiner Bewegungen scharf beobachtet. Die Orte, die zu plündern ihm vielleicht einfiel, wurden streng bewacht. Und überall legte man ihm Hinterhalte.
    All diesen Anstrengungen zum Hohn gelang es Knygathin Zhaum Monat um Monat, dem Zugriff zu entgehen. Und während dieser ganzen Zeit führte er mit peinlicher Häufigkeit einen ausgedehnten Raubzug nach dem anderen durch. Es war eher dem Zufall zu danken, oder Knygathin Zhaums eigener Tollkühnheit, dass er schließlich am helllichten Tag auf der Überlandstraße, die nahe den Außenbezirken der Hauptstadt verlief, gestellt wurde. Wider jedes Erwarten, denn seine Ungezähmtheit war ja allbekannt, leistete er keinerlei Gegenwehr; vielmehr ergab er sich den gepanzerten Bogenschützen und Axtkämpfern, von denen er sich eingekreist fand, anstandslos mit einem schiefen, hintergründigen Lächeln im Gesicht – einem Lächeln, das noch in vielen darauf folgenden Nächten die Träume derer heimsuchte, die dabei zugegen waren.
    Aus nie geklärten Gründen war Knygathin Zhaum bei seiner Gefangennahme ganz allein und keiner seiner Spießgesellen wurde zugleich mit ihm oder späterhin gefasst. Dennoch, in Commoriom herrschten große Aufregung und ein gewaltiger Jubel. Jeder war begierig, den gefürchteten Banditen zu Gesicht zu bekommen. Und mehr noch als die übrigen Einwohner Commorioms spürte ich, dass mein Interesse geweckt war – denn mir würde es zu gegebener Zeit zufallen, Knygathin Zhaum kunstgerecht zu enthaupten.
    Aufgrund der haarsträubenden Gerüchte und Legenden, die ich zuvor erwähnte, war ich durchaus auf etwas gefasst, das in seiner Art von der gewöhnlichen Verbrechernatur abwich. Doch schon auf den ersten Blick, als er vor meinen Augen durch eine brodelnde Volksmenge ins Gefängnis gebracht wurde, übertraf Knygathin Zhaum sogar die finstersten und unerfreulichsten Erwartungen. Von der Taille aufwärts nackt war er nur ins rötlich-gelbe Fell eines langhaarigen Tiers gehüllt, das in schmuddeligen Fetzen bis zu seinen Knien reichte. Allerdings verstärkten diese Einzelheiten kaum noch jene Aspekte seiner Erscheinung, die mich abstießen, ja schockierten. Die Bildung seiner Gliedmaßen, seines Rumpfes, seiner Gesichtszüge entsprach äußerlich der eines Vorzeitmenschen. Auch seine völlige Haarlosigkeit, die entfernt an das gotteslästerliche Zerrbild eines geschorenen Priesterleibes erinnerte, hätte man noch gefasst hingenommen. Ja, sogar die unregelmäßige Fleckung, die seine gesamte Haut zeichnete gleich dem Schuppenkleid einer riesigen Würgeschlange, wäre noch als eine reichlich ausgefallene Eigentümlichkeit in der Pigmentierung durchgegangen.
    Anders jedoch verhielt es sich mit der gleitenden, wurmhaften Geschmeidigkeit, dem schlangenhaft Glatten und Fließenden jeder seiner Bewegungen. Dies nämlich wies auf eine innere Leibesbeschaffenheit und Anordnung der Wirbel hin, die nicht mehr menschlich waren. Ja, man konnte fast von einem Fehlen jeglicher Art von Knochengerüst sprechen, was Knygathin Zhaum anatomisch eher ins noch niedrigere Reich der Wirbellosen verwies als in das der Schuppenkriechtiere. Daher betrachtete ich den Delinquenten – und in Bezug auf ihn auch meine berufliche Pflicht – mit unüberbietbarem Abscheu.
    Knygathin Zhaum schien eher zu gleiten als zu schreiten und die Anordnung seiner Körpergelenke, der Sitz der Knie, der Hüften, Ellbogen und Schultern, erschien zufällig und erzwungen. Man gewann den Eindruck, dass seine äußere Menschenähnlichkeit nur ein Zugeständnis an anatomische Normalvorstellungen darstellte und dass seine äußere Gestalt mühelos und jederzeit – selbst in eben diesem Augenblick – die nie erschauten Formen

Weitere Kostenlose Bücher