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Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Titel: Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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Zustand erbarmungswürdiger Furcht und sie erzählten uns eine schreckliche Geschichte: Sie berichteten, wie das tief ins Grundgestein geschlagene Grab und die gewaltigen Felsblöcke, die es auffüllten, wie unter Erdstößen gebebt hatten und wie eine schäumende und zischende Substanz, geformt wie eine riesige Schlange, zwischen den Steinbrocken hervorgeströmt und mit Kurs auf Commoriom in der Finsternis verschwunden war. Im Gegenzug berichteten wir ihnen, was sich im Laufe unserer Nachtwache in jenem Hof zugetragen hatte – und wir alle waren uns einig, dass etwas abgrundtief Verderbtes, etwas Tödlicheres und Giftigeres als Raubtier oder Natter freigekommen war und beutegierig durch die Nacht streifte. Und wir flüsterten voller Entsetzen darüber, was der Morgen offenbaren mochte.
    Unser Trupp schloss sich den Männern an, und gemeinsam durchsuchten wir die Stadt, durchkämmten mit Vorsicht ihre Gassen und Straßen und fürchteten mit der Furcht der Mutigen die finstere, bösartige Ausgeburt, auf die der Schein unserer Fackeln hinter jeder Biegung, in jedem Winkel und unter jedem Torbogen treffen konnte. Doch die Suche war vergebens … Über uns verblassten die Sterne im fahlen Firmament; mit einem gespenstischen Silberschimmer zog die Morgendämmerung zwischen den Spitzen der marmornen Türme auf und ein feines, unwirkliches Bernsteinfunkeln überzog Mauern und Gehwege.
    Bald darauf hallten in der Stadt weitere Schritte wider, die nicht von uns stammten, und eines nach dem anderen erwachten die vertrauten Geräusche des Lebens. Frühe Fußgänger tauchten auf und aus der Provinz trafen die Obst-, Milch- und Getreideverkäufer ein. Doch von dem, wonach wir suchten, zeigte sich weiterhin keine Spur.
    Wir setzten unsere Suche fort, während die Stadt um uns her noch immer dabei war, ihre morgendliche Geschäftigkeit aufzunehmen. Dann, plötzlich und ohne Vorwarnung, und unter Umständen, die den Unempfindlichsten außer Fassung gebracht und den Tapfersten mit Furcht geschlagen hätten, wurden wir fündig. Wir betraten den öffentlichen Platz, wo der Eighon -Block stand, auf den so viele Tausend Missetäter ihre sündigen Hälse gelegt hatten, als wir einen solchen Schrei der Todesangst und sterblicher Qual vernahmen, wie ihn nur ein einziges Ding auf der ganzen Welt bewirkt haben konnte. Wir stürmten voran und sahen, dass zwei Passanten, die den Platz in der Nähe des Richtblocks überquert hatten, sich im Griff eines aberwitzigen Ungeheuers wanden, welches sowohl Naturgeschichte wie auch Fabeldichtung verneint hätten.
    Trotz der verwirrenden, unklaren Abnormitäten, die das Ding aufwies, erkannten wir, als wir näher herankamen, Knygathin Zhaum in ihm. Bei der dritten Wiedervereinigung mit dem abscheulichen Rumpf hatte sein Kopf sich maskenhaft abgeflacht und auf die untere Brustpartie verlagert. Und im Zuge dieser eigenwilligen Neuanordnung hatte eines der Augen jede Beziehung zu seinem Zwillingsorgan oder dem Kopf aufgekündigt und saß nun im Bauchnabel, direkt unterhalb des reliefartigen Kinns. Weitere, noch schockierendere Veränderungen hatten stattgefunden: Die Arme hatten sich zu Tentakeln verlängert und die Finger glichen Nestern wimmelnder Vipern. Das Fehlen des Kopfes hatten die Schultern genutzt, um sich zu einem kegelförmigen Höcker aufzustülpen, der in einem napf-förmigen Maul endete. Fantastischer und unmöglicher als alles andere jedoch waren die Veränderungen der unteren Gliedmaßen: Jedem Knie und jeder Hüfte entsprossen lange, biegsame Rüssel, die von Hälsen mit Saugmündern gesäumt waren. Unter gemeinsamem Gebrauch ihrer diversen Mäuler und Greiforgane verspeiste die Abnormalität die beiden unglücklichen Opfer, die es erbeutet hatte.
    Von den Schreien herbeigelockt strömte hinter uns eine Volksmenge zusammen, während wir uns dieser grässlichen Szene näherten. Fast augenblicklich setzte ein Gekreisch ein, das sich in der ganzen Stadt zu verbreiten schien, ein unablässig anschwellendes Stimmengewirr in der Tonlage eines überwältigenden, alles verheerenden Grauens.
    Von unseren Empfindungen als Vertreter des Rechts und als Männer will ich schweigen. Für uns war offenkundig, dass die außerirdischen Einflüsse in Knygathin Zhaums Abstammungslinie sich nach seiner jüngsten Wiederauferstehung mit abscheulicher Beschleunigung durchgesetzt hatten. Doch ungeachtet dessen sowie der ganz und gar unfassbaren Ungeheuerlichkeit dieser Missbildung vor unseren Augen, waren wir noch

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