Die Stadt der verkauften Traeume
vom Wohlwollen der Mächtigen abhängt.«
Wenn du ihnen folgst, bist und bleibst du für alle Zeiten Ausschuss. Brich deinen Vertrag, wenn es sein muss. Stelli hat Feinde, einen mächtigen Bund. Sie könnten dich aufnehmen. Sie haben die Macht, Schulden zu annullieren. Aber auch, wenn sie das nicht tun, ist es besser, als hierzubleiben.
Mark wollte seinen Augen nicht trauen. Laudate schrieb immer weiter, ohne dass man seiner Stimme etwas hätte anmerken können.
»Ich glaube, dass ich meine Wichtigkeit sehr genau einschätzen kann, Mr Prendergast.«
Ich hätte nie geglaubt, dass sie es so weit treiben.
»Kluger Mann.« Prendergast kam auf sie zu. »Ist der Junge wirklich so unfähig? Ich dachte, seine Schreibfähigkeit hätte sich enorm verbessert.«
Mark wagte nicht den Blick zu heben. Plötzlich hatte er Angst, dass Prendergast sah, was Laudate da schrieb. Laudate erging es offensichtlich ebenso. Hastig kritzelte er die letzten Worte aufs Papier:
Es tut mir leid.
Dann richtete er sich plötzlich auf, als sei nichts geschehen, und setzte sich den Hut auf. Dabei stieß er mit einer kleinen Zuckung seines Handgelenks das Tintenfass um. Mark konnte seinen Brief an Lily gerade noch in Sicherheit bringen, aber das Blatt, das Laudate beschrieben hatte, war innerhalb einer Sekunde unleserlich. Laudate schniefte unleidlich.
»Der Junge verbessert sich nur dahingehend, Unordnung zu stiften, Prendergast. Wären Sie so liebenswürdig, mich zur Tür zu bringen? Ich hätte noch ein paar letzte Dinge mit Ihnen zu besprechen.«
Einen Moment lang zuckte Prendergasts Blick zwischen Laud und Mark hin und her. Etwas Unerbittliches blitzte in seinen Augen auf. Dann nickte er und öffnete die Tür zur Treppe. Laudate folgte ihm, aber als er sich umdrehte, um die Tür hinter sich zu schließen, traf sein Blick den von Mark erneut mit plötzlicher Intensität. Mark nickte kurz, um ihm zu zeigen, dass er verstanden hatte, und Laud erwiderte sein Nicken. Dann schloss er die Tür und war verschwunden.
Mark sank schwer auf seinen Stuhl und starrte das tintendurchtränkte Blatt an, das noch immer auf seinem Schreibtisch lag. Das war doch lächerlich … Warum sollte sein Meister versuchen, ihn hereinzulegen? Warum sollte er überhaupt auf die Idee kommen, wo er sich doch redlich bemühte, jede seiner Anweisungen zu seiner Zufriedenheit auszuführen? Und worin sollte diese Hinterlist überhaupt bestehen? Der Graf unterrichtete ihn mithilfe von Büchern, die jeder Sterndeuter studieren musste. Wurde jeder Gehilfe auf diese Weise hinters Licht geführt? Mark blickte auf und versuchte, seinen Meister im Zimmer darüber zu hören.
Aber warum sollte Mr Laudate lügen?
Die Türangeln knarrten. Mark richtete den Blick wieder nach unten und bereitete sich darauf vor, sich gegen Mr Prendergasts Nachfragen zu verteidigen. Stattdessen sah er das willkommene Gesicht von Snutworth, der ein Stück Papier gegen die Brust gedrückt hielt und eine Augenbraue fragend nach oben zog.
»Hat es wieder mal Streit gegeben?«, fragte er vorsichtig. »Mein Herr sah recht erregt aus, und war das Mr Laudate, der da zur Tür begleitet wurde?«
Mark nickte verstört. »Ich weiß nicht«, sagte er. »Mr Laudate dachte … Ich meine … Er weiß …«
Marks Mund wurde ganz trocken, als er Snutworth ansah, der immer noch in der Tür stand. Wenn er doch nur Lily fragen könnte, was er tun sollte, sie war immer so vernünftig. Aber sie war weit weg, und sonst gab es niemanden. Er brauchte jemanden, dem er sich anvertrauen konnte, und Snutworth hatte seinem Herrn und Meister gegenüber noch nie besonders viel Loyalität gezeigt.
»Ich glaube, da geht etwas vor sich«, flüsterte er eilig. »Etwas, was mit mir, dem Grafen und Ihrem Herrn zu tun hat. Und mit einer Verschwörung … Ich weiß auch nicht genau, was … Mr Laudate hat es mir nicht verraten.«
Snutworth schürzte die Lippen, runzelte die Stirn und ließ den Blick unruhig durch den Raum wandern. Einen schrecklichen Moment lang befürchtete Mark, er würde seinem Meister auf der Stelle von seinen Verdächtigungen berichten. Doch dann wanderte Snutworths Blick nach draußen, auf etwas, das Mark nicht sehen konnte.
»Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, das herauszufinden.«
Snutworth legte einen langen Finger an die Lippen und bedeutete Mark, sich hinzusetzen. Mark folgte seiner Anweisung und stopfte den Brief an Lily in die Tasche seiner Kniehosen. Gerade als er Snutworth
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