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Die Stadt der verkauften Traeume

Die Stadt der verkauften Traeume

Titel: Die Stadt der verkauften Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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Beziehungen hat Ruthven keinerlei Einfluss auf den Jungen, den er angeblich unterstützt …«
    »Reden wir nicht mehr von ihm. Es hat einer Menge Geduld bedurft, den Jungen überhaupt halbwegs kompetent wirken zu lassen. Es muss so aussehen, als hätte ich ihn nach bestem Wissen und Gewissen ausgebildet, aber dass selbst ich bei einem Jungen, der auch nicht über den Hauch von Talent verfügt, keine Wunder bewerkstelligen kann …«
    Papiergeraschel wurde laut. »Aber das ist das Opfer, das ich für dieses Wagnis bringe, und ich muss ihn ja nicht mehr sehr lange ertragen. Ich werde ihm weiterhin erzählen, dass er Fortschritte macht, wie sehr mir die Worte auch im Hals stecken zu bleiben drohen.« Er hüstelte nüchtern. »Aber nun zu den Vorbereitungen für die Sterndeuterbühne auf dem großen Marktplatz …«
    Mark konnte nicht mehr zuhören. Zitternd zog er den Kopf zurück. Er nahm kaum wahr, wie Snutworth die Luke des Speiseaufzugs leise wieder schloss. Er war wie benommen, als wäre die ganze Welt weit, weit weg. Schließlich brach Snutworth das Schweigen.
    »Ein ziemlicher Rückschlag, Mark.«
    »Dürfen … Dürfen die das …?«, fragte Mark, als er seine Stimme wiedergefunden hatte.
    Snutworth zuckte die Achseln. »Es ist nicht verboten. Mein Herr ist ein versierter Anwalt, er hat mit Sicherheit alles überprüft.«
    Mark wollte etwas sagen, brachte aber kein Wort mehr heraus. Stattdessen öffnete er die Bronzetür, ging schweigend zu seinem Schreibtisch und fing an, seine wenigen Stifte und handkopierten Seiten in sein Hemd zu stopfen.
    »Was tust du da?«, fragte Snutworth mit besorgter Miene.
    »Ich haue ab, genau wie Mr Laudate es mir geraten hat«, antwortete Mark, ohne sich umzudrehen. »Wenn Sie mich nicht verraten, bin ich schon durch die halbe Stadt, bevor sie merken, dass ich weg bin. Diese Papiere gehören mir. Vielleicht kann ich sie irgendwo verkaufen, bis ich eine neue Arbeit gefunden habe und genug verdiene, um dem Grafen meinen Vertragsbruch zurückzuzahlen …«
    »Und deine Kleidung?«, fragte Snutworth. »Die hast du dir doch bloß vom Grafen geliehen. Du musst nur einen Schritt aus der Tür hinausmachen, und schon bist du ein Dieb und ein Schuldner. Dann nimmt dich niemand bei sich auf, und du kannst nirgendwohin.«
    »Was bleibt mir denn anderes übrig?« Mark drehte sich um, fest entschlossen, nicht laut zu werden, damit die Männer im Zimmer oben ihn nicht hörten. »Glauben Sie, ich habe nach dem Fest noch eine Chance, irgendwo Arbeit zu finden? Meinen Sie, mich kauft noch jemand, wenn alle wissen, dass ich wertlos bin, wenn ich …« Mark wurde ganz übel, als er die Worte aus sich herauszwang. »Wenn ich Ausschuss bin?« Dann verstummte er, ihm wurde schwindlig, und er fing an zu zittern, als spürte er bereits die Kälte des kommenden Winters draußen auf der Straße. Vielleicht, wenn er Glück hatte, würde ihn die Krankheit dahinraffen, ehe er verhungerte.
    Er spürte, dass Snutworth ihn an den Armen packte und schüttelte. »Hör auf damit!« Seine Stimme war leise und nachdrücklich. »Du hast eine Chance erhalten, Markjetzt vergeude sie nicht.«
    »Was kümmert es Sie überhaupt?«, zischte Mark zurück und befreite sich aus Snutworths Griff. »Die ganze Sache kommt Ihrem Herrn zugute, dann steigt Ihr Ansehen doch gleich mit!«
    »Stimmt«, erwiderte Snutworth. »Und die Tatsache, dass du das erkennst, verrät mir so einiges über dich. Mark, du hast ein gewaltiges …« Snutworth schien nach einem Wort zu suchen, bis er es mit einem Lächeln gefunden hatte: »Potenzial. Du verstehst, wie unsere Stadt funktioniert, Mark. Du kannst dein eigenes Glück machen, du kannst sogar diese Sache zu deinem Vorteil nutzen.«
    »Es bedarf keines Sterndeuters, um vorherzusagen, wo es mit mir enden wird, Snutworth. Mir bleibt kein Ausweg. So viel Glück, wie ich brauchte, gibt es überhaupt nicht.«
    Snutworth beugte sich vor, und seine Augen glitzerten im flackernden Kerzenlicht. »Stimmt«, sagte er. »Das Schicksal hat sich gegen dich gewandt.« Er machte eine Pause. Auf seinem Gesicht lag der Abglanz eines Lächelns. »Aber man kann dem Glück einen kleinen … Schubs geben. Vertraust du mir, Mark?«
    Da sah Mark den Diener an, dessen Züge unergründlich waren, der aber die Hand in Freundschaft ausgestreckt hielt. Mark atmete lang und tief aus. Schließlich hatte er keine große Wahl.
    »Wie lautet Ihr Plan?«, fragte er.

 
KAPITEL 8
     
Die Vergangenheit
     
    Lily warf noch einen

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