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Die Stadt der verkauften Traeume

Die Stadt der verkauften Traeume

Titel: Die Stadt der verkauften Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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Keller.
    Lily verzog das Gesicht zu einer Grimasse. War sie es wirklich? Bevor sie diese Notiz gesehen hatte, wusste sie, wer sie war: nur eines der vielen Waisenkinder von der Straße, dessen Eltern wahrscheinlich längst zu dem Staub zerfallen waren, der durch die endlosen Straßen wehte. Aber jetzt, wo ihr Kopf voll mit eigenartigen Edelsteinen und ihrem neuen, unvertrauten Namen war, kam es ihr so vor, als wisse sie noch weniger über sich als an diesem Morgen.
    »Hallo?« Die Stimme wurde besorgter, und Lily hob die eigene, um ihr zu antworten.
    »Ja, Theo, ich bin’s.« Es war immer noch komisch, ihn Theo zu nennen. Die Kurzform eines Namens zu benutzen war stets ein Zeichen von Freundschaft, und er hatte darauf bestanden. Sie war jetzt seine Gehilfin, und obwohl sie bei seinen Operationen noch immer einen gewissen Schauder verspürte, vertraute er auf ihre Fähigkeiten, ihm seine Medizin zu mischen. Er behauptete stets, sie seien Partner, nicht Herr und Diener. Dieser Gedanke sorgte dafür, dass sich ihr Unterkiefer ein wenig entspannte.
    »Wie schön«, erwiderte Theo, dann tauchte seine lange, dünne Gestalt in der Kellertür auf. »Miss Devine ist schon wieder ein bisschen kratzbürstig wegen der Miete. Ich sage ihr ja immer, dass alles nur eine Frage der Zeit ist, aber …« Er verstummte, und Sorge zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. »Alles in Ordnung mit dir, Lily? Du siehst schrecklich aus.«
    Lily lächelte ihn matt an. »Mir geht’s gut, Theo, ich habe nur … Es war nicht sehr erfreulich im Waisenhaus.«
    Theophilus seufzte. »Ich habe dich gewarnt. Es bringt nichts, in der Vergangenheit herumzuwühlen.«
    Lily nickte abwesend und ging zu dem ehemaligen Altar weiter, der jetzt als Arbeitstisch diente. Dort nahm sie Mörser und Stößel auf.
    »Jetzt muss ich diese Zutaten weitermahlen«, sagte sie, aber ihre Gedanken weilten noch immer in Cherubinas Zimmer, waren noch mit diesen Puppen beschäftigt, die bessere Kleidung trugen als die Kinder ein paar Zimmer weiter.
    Theo strich sich den Schnurrbart und runzelte die Stirn.
    »Heute haben wir nur einen Patienten, Lily, und der schläft noch. Ich habe ein bisschen Zeit, falls du …«
    »Danke, alles in Ordnung.«
    Lily zog die Mörserschale zu sich, gab Wurzeln und Pflanzen aus den Schachteln neben ihr hinzu, und fing an zu mahlen. Der Stößel stieß zu, und jeder Stoß war lauter als der vorangegangene. Lily spürte, dass ihr Atem wieder schneller ging, und fluchte innerlich. Warum war sie nur so wütend? Hatte sie denn wirklich etwas anderes erwartet? Und trotzdem …
    »Ich dachte nur«, setzte sie an und schabte weiter mit dem Stößel in der Schale herum, »dass man, wenn man schon ein Waisenhaus betreibt, dass man sich wenigstens hin und wieder um die Kinder kümmert. Dass man sich nur ein kleines bisschen dafür interessiert, wer sie sind oder woher sie kommen.« Lily hörte, dass ihre Stimme verbittert klang. »Natürlich nicht, dass man sich um sie sorgt. Es wäre sicherlich zu viel verlangt, dass sich eine Einrichtung, die sich der Pflege und Fürsorge von Waisenbabys verschrieben hat, um etwas anderes schert als darum, wie viel Profit man aus dieser lebenden Ware schlagen kann.« Sie warf noch ein paar Wurzeln in die Schale. »Aber ich dachte, sie wären wenigstens ein kleines bisschen aufmerksam …«
    »Apropos aufmerksam«, sagte Theophilus mit sanfter Stimme und zeigte auf den Stößel.
    Lily sah hin. Der Inhalt des Mörsers war zum größten Teil quer über den Altar verstreut, von ihrem energischen Gerühre hinausgeschleudert. Peinlich berührt schob Lily die pulverisierte Medizin an den Rand der Arbeitsfläche und fing sie dort mit dem Mörser wieder auf.
    »Wir können die Welt nicht ändern, Lily«, sagte Theo leise. »Wir tun, was wir können, wir heilen die Kranken … Letzte Woche sind wieder drei von der Seuche geheilt worden, wir stehen kurz vor dem Durchbruch …«
    »Das reicht nicht, Theo«, unterbrach ihn Lily, die schon wieder Zorn in sich aufsteigen spürte. »Warum behandeln wir keine Schuldner? Warum bleiben diejenigen, die deine Heilung am nötigsten hätten, einfach auf der Straße hegen und sterben dort? Sie verbreiten die Krankheit, Theo, es wäre viel sinnvoller …«
    Theo schüttelte den Kopf. »Ich habe dir doch gesagt, dass wir die, die nichts zum Tauschen haben, nicht behandeln können. Wir kommen so schon kaum über die Runden, weil wir so wenig für unsere Arbeit verlangen.«
    »Es muss einen Ausweg

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