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Die Stadt der verkauften Traeume

Die Stadt der verkauften Traeume

Titel: Die Stadt der verkauften Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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Goldenen Gesangs, die unser kleines Fest heute mit ihrer Anwesenheit beehren.«
    Gloria unterdrückte ein Lachen. »Laud ist heute Abend gut in Form«, sagte sie verschmitzt. »Ich habe mit Benedikta gewettet, dass er bis zum Ende des Abends mehr als fünfzig Mal ›groß‹ und dreißig Mal ›golden‹ sagt.«
    Durch den Spalt sah Mark die Sänger eintreten und sich unter die anderen Gäste mischen. Maskiert und unter Perücken, eingehüllt in allerlei Farbenpracht, wanderte die Creme de la Creme von Agora in Grüppchen durch den Garten, blieb mal hier und mal dort stehen, um etwas von einem Silbertablett zu nehmen. Als er zum ersten Mal zu so etwas gegangen war, hatte Mark sich gefragt, ob die wirklich Erfolgreichen jemals mehr aßen als diese Häppchen. Als eine Gruppe Damen am Zelt vorbeikam, wich er vor der Aufdringlichkeit ihrer Parfüms zurück und musste sich redlich darum bemühen, dass niemand sein krächzendes Husten hörte.
    »Sir …«, sagte Gloria nervös. »Ich denke, ich sollte vielleicht mal nach den Blumen sehen, und außerdem muss das Orchester noch angewiesen werden, wann es anfangen soll zu spielen. Wenn Sie mich also nicht brauchen …«
    »Natürlich, Gloria«, sagte Mark und fasste in seine Tasche. »Hier, amüsieren Sie sich …«
    Er schob einen kleinen Glasflakon in ihre Hand. Miss Devines bester Tropfen. Ihre Augen leuchteten auf.
    »Danke, Mr Mark. Sie sind immer so aufmerksam.«
    Sie zog sich diskret zum anderen Ende des Zeltes zurück, aber Mark sah trotzdem, wie sie den Stöpsel herauszog und einatmete. Als sie zurückkehrte, glänzten ihre Augen.
    »Ich bin sicher, das wird der herrlichste Ball, den Agora je gesehen hat, Mr Mark!«, schwärmte sie und griff nach Marks Händen. »Nicht einmal die Sterne können Sie aufhalten! Nicht einmal der Himmel …« Damit tänzelte sie durch die Zelttür und verschwand in der Nacht.
    Mark runzelte die Stirn und ging im Zelt auf und ab. Er musste genau den richtigen Zeitpunkt abpassen. Er hatte einen Großteil seiner Besitztümer dafür aufgewendet, um diesen Abend zu einem großen Erfolg werden zu lassen. Wenn alles glattlief, hatte Snutworth ihm versichert, würde sein Einfluss wachsen wie nie zuvor – nicht nur mit seiner Sternenkunde, sondern auch im Hinblick auf alle seine neueren Geschäfte. Es war Snutworths Vorschlag gewesen, seine Interessen über die Sterne hinaus zu erweitern, und alsbald hatte sich ein Erfolg nach dem anderen eingestellt. Mark wusste selbst kaum mehr, mit wie vielen Dingen er nun auf diese oder jene Art handelte. Trotzdem hing immer noch so viel vom Ruf und vom öffentlichen Ansehen ab – er konnte es sich nicht leisten, sich lächerlich zu machen.
    Er hörte, wie Laudate sich räusperte, und eilte zurück zu dem Spalt in der Zeltbahn.
    »Heißen Sie bitte Oberin Angelina von der Gesellschaft für zukünftige Arbeitskräfte willkommen!«
    Mark verzog das Gesicht. Diesmal konnte er das Kippen in Lauds Stimme hören, auch wenn es hoffentlich sonst keiner bemerkte. Seit er mit offenem Mund Zeuge gewesen war, wie Laudate begeistert eine Gruppe Hausbesitzer angekündigt hatte, dieselben Hausbesitzer, die ihn fast aus seinem eigenen Haus geworfen hatten, hatte Mark angefangen, genau darauf zu achten, ob und wann Laudate es aufrichtig meinte. Mark war sich ziemlich sicher, dass Laud sich seit seinem Aufstieg einige Namen für ihn ausgedacht hatte, mit denen er ihn hinter seinem Rücken belegte. Gloria nannte es immer seine »Berufskrankheit«. In einer Hinsicht hatten Stelli und Prendergast jedoch recht gehabt – Laud war der Beste, den man finden konnte. Wenn Mark also heraushören konnte, dass er die Person, die er ankündigte, nicht mochte, war Ärger im Anflug.
    Mark ging schneller auf und ab und streifte nervös die Ärmel herunter. Er sollte dort draußen sein und das Fest leiten.
    Bei der letzten Festivität war er richtig gut in Form gewesen. Es war sehr hilfreich gewesen, dass Snutworth die Unterhaltung der älteren Geschäftsleute in Gang gehalten hatte, während Gloria ihm, Mark, die richtigen Leute zugeführt hatte. Andererseits machten das alle anderen auch so.
    »Snutworth … was treibst du da draußen bloß?«, murmelte Mark. Er flocht die Finger schon fast ebenso nervös ineinander wie Gloria.
    Draußen ging jetzt ein Murmeln durch die Menge, und er hörte, wie Laudate um Ruhe bat.
    »Hochverehrte Damen und Herren«, sagte Laudate mit respektgebietender Stimme, »es ist uns eine große Ehre und Gunst, an

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