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Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Titel: Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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andere.« Ich nehme seine andere Hand und trete vor ihn, auch wenn ich mich nicht überwinden kann, ihm in die Augen zu sehen. »Mein Bruder … er sollte die allererste Maske bekommen. Er war schon immer etwas schwächlich, deshalb hat Vater sich ganz besonders um ihn gesorgt. Wir haben fast zwei Jahre lang im Untergrund gelebt und versucht, ihn vor der Luft da oben abzuschirmen.«
    Das habe ich noch nie jemandem erzählt. Es fällt mir schwer, die richtigen Worte zu finden.
    »Ich habe die Maske genommen und sie selbst aufgesetzt. Ich habe gelacht. Wir haben über die idiotischsten Dinge gelacht, weil unser Leben dort unten so eintönig war. Ich habe durch Finns Maske geatmet. Ich wusste es doch nicht.« Ich lasse Wills Hände los. »Die Maske hat sich an mich angepasst, deshalb konnte Finn sie nicht mehr tragen.«
    »Und was ist dann passiert?«
    »Er ist gestorben. Als Vater den Mangel beheben wollte, hat der Prinz es ihm verboten. Er fand es gut, dass die Armen sie nicht den Reichen von den Gesichtern reißen können.«
    Will blickt auf den toten Jungen hinab. »Es ist nicht deine Schuld«, sagt er. »So etwas darfst du nicht denken.« Als ich schweige, nimmt er meinen Arm. »Ich bin nicht den ganzen Weg hergekommen, nur damit wir im Regen herumstehen und du dir eine Erkältung holst.«
    Er hat Angst, ich könnte die Nerven verlieren. Aber das tue ich nicht.
    »Araby?«, fängt er wieder an.
    »Hast du die Kinder heute früh schon nach unten gebracht?«, frage ich, ein verzweifelter Versuch, das Thema zu wechseln.
    »Ich war gar nicht zu Hause.«
    »Nein?«
    »Ich bin gleich heute Morgen hergekommen. Und habe auf dich gewartet. Ich habe gehofft, dass du irgendwann herauskommst. Mir war nicht klar, wie selten die Leute in diesem Teil der Stadt auf die Straße kommen.«
    »Du hast den ganzen Tag gewartet?«
    »Mir blieb nichts anderes übrig. Du bist nicht herausgekommen, und als ich dich endlich gesehen habe, waren die Wachen dabei. Hör mir genau zu. Ich habe Angst, dass du, wenn du in den Club kommst, verschwinden könntest und ich dir nicht helfen kann. Elliott sollte auch nicht mehr kommen. Obwohl ich um ihn keine Angst habe.«
    »Ist das auch mit April passiert?«
    »Ich glaube nicht. Ich habe gesehen, wie sie den Club verlassen hat. Sie muss aus ihrer Kutsche entführt worden sein. Vor dem Club.«
    Ich verbiete es mir, ihm in die Augen zu sehen.
    »Und wer passt auf die Kinder auf?«
    »Eine Freundin. Danke für die Lebensmittel übrigens.«
    Es gibt so vieles, was ich ihm gern sagen würde, aber es ist fast dunkel. Er muss gehen. Also schweige ich.
    »Und danke, dass du mir das von deinem Bruder erzählt hast«, sagt er schließlich.
    Er zieht mich an sich. Als sich unsere Körper berühren, liegt nichts Aufreizendes darin, kein Versprechen auf mehr, stattdessen hat es etwas Tröstliches. Trotzdem schlägt mein Herz schneller.
    »Es tut mir leid, dass du ihn verloren hast. Und dass du beschlossen hast, dich selbst dafür zu bestrafen.«
    Es war meine Schuld. Aber es ist sinnlos, ihm zu widersprechen. Inzwischen nähern wir uns dem Ende der Gasse, und ich weiß, dass er mich gleich verlassen muss. Nur noch wenige Schritte.
    »Pass gut auf dich auf«, sagt er. »Denn wenn du es nicht tust, bekomme ich keine Chance, dich davon zu überzeugen, dass du dich irrst.«
    Wir stehen wieder vor den Akkadian Towers. Wieder hebe ich unwillkürlich die Hand, um ihn zu berühren, und wieder bekommt er es nicht mit. Er hat sich bereits umgewandt und geht mit hochgezogenen Schultern im Regen die Straße hinunter.
    Alles hat sich verändert. April ist verschwunden, in den Club kann ich nicht mehr gehen. Ich will nicht ins Haus zurückkehren, doch in diesem Augenblick treten zwei von Vaters Wachmännern heraus, während der Portier nervös daneben steht.
    Ich lächle die drei an und schlüpfe hinein. Der Aufzug ist immer noch kaputt. Die ersten vier Stockwerke schaffe ich es, meine tapfere Fassade zu wahren, doch der Weg in der Düsternis des Treppenhauses ist endlos. Als ich kurz stehen bleibe, um Atem zu schöpfen, glaube ich Schritte hinter mir auf der Treppe zu hören.
    Der Korridor vor unserer Wohnung ist leer. Der Kurier ist nach Hause gegangen, aber Mutter erwartet mich. Vater steht dicht hinter ihr.
    »Eine Nachricht wurde für dich abgegeben«, sagt sie, kaum dass ich über die Türschwelle getreten bin, und reicht mir einen Umschlag mit einem roten Siegel in der Form eines Auges.
    Ich halte den Brief einige Momente

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