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Die Stadt und die Stadt

Die Stadt und die Stadt

Titel: Die Stadt und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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meine Einkäufe zu tätigen.
    Illit überall: Dhatts Redefluss, Marktschreier, zeternde Taxifahrer, Verwünschungen schleudernde einheimische Verkehrsteilnehmer. Mir wurde klar, wie viele Flüche und Beschimpfungen ich auf deckungsgleichen Straßen zu Hause nicht gehört hatte. Jede Stadt der Welt besitzt ihre eigene Straßengrammatik. Auch wenn wir uns noch nicht in total Ul-Qoma-Gebieten bewegten, auch wenn diese Straßen in Ausdehnung und Verlauf identisch mit denen waren, die ich von klein auf kannte, fühlten sie sich durch die Biegungen und Abzweigungen unserer Fahrtroute anders an, verschlungener. In Ul Qoma sein war genauso skurril, wie ich es mir ausgemalt hatte. Wir rollten durch schmale Seitenstraßen, die in Besźel wenig benutzt wurden, in Ul Qoma aber von Menschen wimmelten, oder sie waren in Besźel Fußgängerzone. Unsere Hupe plärrte ständig.
    »Ins Hotel?«, fragte Dhatt. »Vermutlich wollen Sie sich frisch machen und einen Happen essen, richtig? Wohin dann? Ich wette, Sie haben einen Plan. Ihr Illit ist übrigens ausgezeichnet, Borlú. Viel besser als mein Besź.« Er lachte.
    »Natürlich habe ich mir ein paar Gedanken gemacht, und es gibt ein oder zwei Orte, die ich gern aufsuchen würde.« Ich zog mein Notizbuch heraus. »Sie haben mein Dossier bekommen?«
    »Selbstverständlich. Das sind die gesammelten Ergebnisse Ihrer bisherigen Ermittlungen, nehme ich an? Alles, was Sie herausfinden konnten? Ich werde Sie über das ins Bild setzen, was wir bis jetzt angeleiert haben, aber«, er hob in gespielter Kapitulation beide Hände, »aber ehrlich gesagt, gibt es noch nicht viel zu berichten. Wir dachten, Ahndung würde übernehmen. Weshalb habt ihr denen nicht den Klotz ans Bein gebunden? Habt ihr so wenig zu tun, dass ihr euch Arbeit sucht?« Lachen. »Egal. Ich habe den Fall erst seit ein paar Tagen auf dem Tisch, also erwarten Sie keine Wunderdinge. Aber jetzt haben wir unsere Nase am Boden.«
    »Schon eine Ahnung, wo sie ermordet wurde?«
    »Nicht wirklich. Es gibt nur die Bandaufnahme von diesem Lieferwagen, der aus der Kopula herauskommt. Wir wissen nicht, in welche Richtung er weitergefahren ist oder wohin. Keine Hinweise. Aber die Dinge ...«
    Ein Lieferwagen aus Besźel würde, sollte man annehmen, in Ul Qoma so sehr auffallen wie umgekehrt einer aus Ul Qoma in Besźel. Tatsache ist, falls nicht jemand zufällig die Plakette im Autofenster sah, nahmen die Leute an, ein so ausländisch aussehendes Fahrzeug könne nicht in ihrer Stadt sein und folglich blieb es ungesehen. Potenzielle Augenzeugen konnten nicht ahnen, dass Hinschauen diesmal erlaubt und wichtig war.
    »Das möchte ich in erster Linie herausfinden.«
    »Das deckt sich mit meinen Interessen. Tyador - oder soll ich Tyad sagen? Was ist Ihnen lieber?«
    »Und ich möchte mit Mahalias Studienberatern reden, ihren Freunden. Können Sie mich nach Bol Ye'an bringen?«
    »Dhatt, Quss, mir ist beides recht. Hören Sie, nur damit das Thema vom Tisch ist und um Misstöne zu vermeiden: Ich weiß, Ihr Kommissar hat Sie darauf vorbereitet« - er ließ sich das Wort der fremden Sprache auf der Zunge zergehen - »aber dies ist eine qomanische Ermittlung, und während Sie hier sind, haben Sie keine Polizeigewalt. Verstehen Sie mich nicht falsch, wir sind enorm dankbar für die Kooperation, und wir werden uns schon einigen, wo wir Schulter an Schulter auftreten, aber ich bin hier der leitende Ermittler. Ich denke, man könnte sagen, Sie fungieren als Berater.«
    »Versteht sich.«
    »Tut mir leid, ich will hier nicht den Platzhirsch geben. Man hat mich angewiesen - haben Sie schon mit meinem Boss gesprochen? Colonel Muasi? - egal, er wollte sicherstellen, dass zwischen uns alles cool ist, bevor wir an die Arbeit gehen. Selbstredend sind Sie ein geehrter Gast der Militsya von Ul Qoma.«
    »Dann kann ich mich frei bewegen?«
    »Sie haben Ihre Visa und Stempel und alles.« Ein einfaches Touristenvisum, das um einen weiteren Monat verlängert werden konnte. »Natürlich, wenn es sein muss, wenn Sie ein, zwei Urlaubstage einlegen wollen. Aber wenn Sie allein unterwegs sind, sind Sie auch nichts anderes als ein Tourist. In Ordnung? Wenn Sie meinen Rat wollen, tun Sie's nicht. Ich meine, verdammt, niemand wird Sie hindern, aber wir alle wissen, ohne Führer ist es schwerer, sich im Ausland zurechtzufinden. Ihnen könnte ein Grenzbruch passieren, ohne dass Sie's wollen, und was dann?«
    »Verstanden. Und was schlagen Sie vor, wie es

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