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Die Stadt und die Stadt

Die Stadt und die Stadt

Titel: Die Stadt und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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weitergeht?«
    »Tja.« Dhatt wandte sich zu mir um. »Wir sind gleich beim Hotel. Vorher muss ich Ihnen noch was sagen. Ich nehme an, Sie haben noch nicht von der anderen gehört ... Nein, nein, wir wissen nicht einmal, ob sich da was abzeichnet, außerdem haben wir selbst grade erst Wind davon bekommen. Aber sehen Sie, es könnte da eine Komplikation des Falles geben.«
    »Was? Wovon reden Sie?«
    »Wir sind da, Sir«, meldete sich der Fahrer. Ich warf einen Blick aus dem Fenster, blieb aber sitzen. Wir standen vor dem Hilton in Asyan, knapp außerhalb der Altstadt Ul Qomas. Es lag in einer Straße mit einstöckigen, modernen qomanischen Wohnhäusern aus Beton, an der Ecke eines von Besź-Reihenhäusern in Ziegelbauweise und qomanischen Kitsch-Pagoden gesäumten Platzes. In der Mitte sprudelte ein hässlicher Springbrunnen. Ich war nie dort gewesen: Die Gebäude und das Pflaster am Rand waren deckungsgleich, der zentrale Platz hingegen total Ul Qoma.
    »Wir wissen noch nichts Genaues. Selbstverständlich sind wir bei der Grabungsstelle gewesen und haben Isabelle Nancy befragt, Gearys Studienberaterin, ihre Kommilitonen und überhaupt jeden, der nicht bei drei auf dem Baum war. Keiner wusste etwas, alle glaubten, sie hätte ein paar Tage Auszeit genommen. Dann hörten sie, was ihr zugestoßen war. Was ich sagen will, nachdem wir uns mit einer Gruppe Studenten unterhalten hatten, bekamen wir einen Anruf von einem von ihnen. Gestern war das. Wegen Gearys bester Freundin - wir hatten sie an dem Tag kennengelernt, als wir hinfuhren, um ihnen die Todesnachricht zu bringen. Auch eine Studentin, Yolanda Rodriguez. Sie klappte regelrecht zusammen. Wir haben nicht viel aus ihr herausgekriegt. Sie kriegte Weinkrämpfe. Sie sagt, sie will nach Hause, ich sage, brauchen Sie Hilfe blablabla, sie sagt, sie hat jemanden, der sich um sie kümmert. Ein Kerl von hier, sagt einer von den anderen. Tja, einmal Ul Qoma ...« Er streckte den Arm nach hinten und öffnete meine Tür. Ich blieb sitzen.
    »Sie hat also angerufen?«
    »Nein, das sage ich doch. Der Junge wollte uns seinen Namen nicht nennen, aber er hat wegen Rodriguez angerufen. Wie's scheint - und er sagt, er ist nicht sicher, könnte falscher Alarm sein und so weiter und so weiter. Egal. Seit einiger Zeit hat sie keiner gesehen. Rodriguez. Geht auch nicht ans Telefon.«
    »Sie ist verschwunden?«
    »Heiliges Licht, Tyad, nicht so melodramatisch. Vielleicht ist sie krank und hat das Telefon abgestellt. Nicht, dass wir nicht nach ihr suchen, aber immer mit der Ruhe, keine Panik. Wir wissen nicht, ob sie verschwunden ist ...«
    »Da muss ich widersprechen. Ob nun aus einem harmlosen Grund oder weil ihr etwas Schlimmes zugestoßen ist, niemand weiß, wo sie ist, niemand kann sie erreichen. Das ist ziemlich eindeutig. Sie ist verschwunden.«
    Dhatt musterte mich im Rückspiegel, wechselte einen Blick mit seinem Fahrer.
    »Also gut, Inspektor«, sagte er. »Yolanda Rodriguez ist verschwunden.«

13. Kapitel
 
    »Und, wie ist es in der Fremde, Chef?« Bei Gesprächen nach Besźel über die Vermittlung meines Hotels gab es eine Verzögerung in der Verbindung, was die Unterhaltung zwischen Corwi und mir schwierig gestaltete. Wir waren stotternd bemüht, uns nicht gegenseitig das Wort abzuschneiden.
    »Kann man noch nicht sagen. Aber ein komisches Gefühl.«
    »Sie haben gesehen, wo sie gewohnt hat? Mahalia?«
    »Da gab es nicht viel zu sehen. Eine Studentenbude unter vielen in einem von der Uni angemieteten Gebäude.«
    »Nichts Persönliches?«
    »Ein paar billige Drucke, mit Marginalien vollgekritzelte Bücher, allesamt nicht von Interesse. Kleidung. Ein Computer, der entweder mit einem Hochleistungsverschlüsselungsprogramm vor unbefugtem Zugriff geschützt ist oder nichts von Belang auf der Festplatte hat. Was das angeht, muss ich sagen, ich traue den hiesigen Freaks mehr zu als den unseren. Jede Menge Hallo-Mami-ich-hab-dich-lieb-Mails, ein paar Essays. Wahrscheinlich hat sie Proxys benutzt und einen Online-Cleaner, weil absolut nichts Verwertbares in ihrem Cache war.
    »Sie haben keine Ahnung, von was Sie reden, stimmt's, Chef?«
    »Nicht die leiseste. Ich hab mir den Kauderwelsch von den Computer-Fritzen so aufschreiben lassen, wie man's spricht.« Hoffentlich waren wir eines Tages durch mit diesen Frotzeleien über mangelhafte Internet-Kompetenz. »Sie hat auch in der ganzen Zeit ihres Aufenthalts in Ul Qoma ihr My Space nicht aktualisiert.«
    »Kann ich daraus folgern, dass

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