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Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Titel: Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clarke Arthur C.
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so sagt man, unzählige Tausende verschiedener Zivilisationen, die sich eine Weile hielten und dann untergingen. Wie erreichte Diaspar diese außergewöhnliche Beständigkeit?«
    Alvin war überrascht, dass jemand eine so einfache Frage stellte. Seine Hoffnung, etwas Neues zu lernen, schwand.
    »Durch die Gedächtnisanlagen, natürlich«, erwiderte er. »Diaspar besteht immer aus den gleichen Menschen, obwohl ihre tatsächliche Zusammensetzung jeweils unterschiedlich ist.«
    Khedron schüttelte den Kopf.
    »Das ist nur ein sehr kleiner Teil der Antwort. Mit genau denselben Leuten könnte man sehr verschiedene Gesellschaftssysteme bilden. Das kann ich nicht beweisen, aber es ist mit großer Sicherheit denkbar. Die Planer dieser Stadt legten nicht nur ihre Bevölkerung fest, sie bestimmten auch die Gesetze, die ihr Verhalten regelten. Wir haben kaum eine Ahnung von der Existenz dieser Gesetze, aber wir gehorchen ihnen. Diaspar ist eine erstarrte Kultur, die sich außerhalb engster Grenzen nicht verändern kann. Die Gedächtnisanlagen speichern außer den Strukturen unserer Körper und Persönlichkeiten noch sehr viele andere Dinge. Sie speichern das Bild der Stadt selbst und bewahren jedes Atom davon gegen alle Veränderungen der Zeit. Sieh dir dieses Pflaster an – es wurde vor Millionen Jahren eingesetzt, und zahllose Füße sind darübergegangen. Siehst du das geringste Zeichen einer Abnutzung? Ungeschützte Materie, gleichgültig, wie diamanthart sie auch sein mag, wäre schon vor langer Zeit zu Staub zermahlen worden. Aber solange Energie zur Betreibung der Gedächtnisanlagen vorhanden ist, und solange das Schema, das sie beinhaltet, die Stadt kontrolliert, wird sich die physikalische Struktur Diaspars niemals ändern.«
    »Aber es hat doch schon Veränderungen gegeben«, wandte Alvin ein. »Seit der Gründung der Stadt wurden viele Gebäude niedergerissen und neue errichtet.«
    »Natürlich – aber nur durch Löschung der in den Gedächtnisanlagen enthaltenen Muster und anschließender Speicherung neuer Schemata. Übrigens habe ich darauf nur als auf ein Beispiel hingewiesen, wie sich die Stadt physisch erhält. Worauf ich aber hinauswill, ist die Tatsache, dass es ebensolche Maschinen in Diaspar gibt, die unsere gesellschaftliche Struktur bewahren. Sie beobachten alle Veränderungen und korrigieren sie, ehe sie zu umfangreich werden. Wie sie das machen? Ich weiß es nicht – vielleicht durch die gesteuerte Auswahl derjenigen, die aus der Halle der Schöpfung treten. Vielleicht auch, indem sie unsere Persönlichkeitsstrukturen verändern; wir mögen ja glauben, dass wir einen freien Willen besitzen, aber können wir da ganz sicher sein?
    Auf jeden Fall wurde das Problem gelöst. Diaspar hat überlebt und alle Jahrtausende durchzogen wie ein großes Schiff, das als Fracht das trägt, was von der Menschheit übrig blieb. Das ist eine gewaltige Tat der Sozialtechnik; ob es sich gelohnt hat, ist eine andere Sache.
    Beständigkeit allein genügt jedoch noch nicht. Sie führt zu leicht zum Stillstand und von da zum Verfall. Die Planer dieser Stadt sahen ausgeklügelte Maßnahmen vor, um das zu verhindern, obgleich diese verlassenen Gebäude darauf schließen lassen, dass es ihnen nicht gänzlich gelungen ist. Ich, Khedron der Spaßmacher, bin ebenfalls ein Teil dieses Plans. Vielleicht nur ein sehr kleiner Teil. Ich würde gerne anderer Meinung sein, aber ich kann es nicht mit Sicherheit sagen.«
    »Und worin besteht nun dieser Teil?«, fragte Alvin, immer noch im Dunkeln tappend und des ganzen Gespräches etwas überdrüssig.
    »Lass es uns so formulieren, dass ich kalkulierte Unordnung in die Stadt bringe. Eine Erklärung meiner Tätigkeit würde ihre Wirksamkeit zerstören. Beurteile mich nach meinen wenigen Taten, statt nach meinen vielen Worten.«
    Alvin war noch nie einem solchen Menschen begegnet. Der Spaßmacher war eine wirkliche Persönlichkeit – ein Charakter, der weit über das allgemeine, für Diaspar typische Niveau der Einförmigkeit hinausragte. Obwohl er kaum herausfinden würde, worin seine Pflichten nun eigentlich bestanden und wie er sie ausführte, schien das nicht weiter von Belang zu sein. Es kam nur darauf an, dass er jemanden gefunden hatte, mit dem er reden konnte – wenn sich in dem langen Monolog einmal eine Lücke ergab – und der ihm vielleicht Antworten auf die vielen Fragen geben konnte, die ihn beschäftigten.
    Sie gingen miteinander durch die Gänge des Turms von Loranne zurück

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