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Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Titel: Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clarke Arthur C.
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Grundstruktur der Stadt nicht gewandelt. Gebäude tauchten auf und verschwanden, aber das Netz der Straßen schien unveränderlich, und auch der Park blieb der grüne Mittelpunkt der Stadt. Alvin fragte sich, wie weit der Monitor zurückgehen konnte. Würde er zur Gründung der Stadt zurückkehren und jenen Schleier durchdringen können, der die offizielle Geschichtsschreibung von den Mythen und Legenden der Frühzeit schied?
    Schon waren sie fünfhundert Millionen Jahre in die Ver gangenheit zurückgereist. Außerhalb der Mauern Diaspars, jenseits des Bereiches der Monitoren, würde eine andere Erde liegen. Vielleicht gab es noch Meere und Wälder, vielleicht sogar noch andere Städte, die der Mensch auf dem langen Rückzug zu seiner letzten Heimat noch nicht verlassen hatte.
    Die Minuten vergingen, jede ein Zeitalter im kleinen All der Monitoren. Bald musste die früheste dieser gespeicherten Erinnerungen erreicht und der Rücklauf zu Ende sein. Aber so faszinierend dieser Vorgang auch war, er hatte Alvin noch keine Lösung für eine Flucht aus der Stadt geboten.
    Mit einer plötzlichen, geräuschlosen Implosion schrumpfte Diaspar zu einem Bruchteil der früheren Größe zusammen. Der Park verschwand; die Begrenzungsmauern der miteinander verbundenen, titanenhaften Türme lösten sich auf. Diese Stadt war zur Außenwelt hin offen, denn die strahlenförmig verlaufenden Straßen erstreckten sich ohne Hindernisse bis zu den Grenzen des Monitorsichtbereiches. Jetzt lag Diaspar so vor ihm, wie es ausgesehen hatte, ehe die große Veränderung über die Menschheit gekommen war.
    »Wir können nicht weiter zurück«, sagte Khedron und deutete auf den Monitorschirm, auf dem die Worte: »Rücklauf beendet« leuchteten. »Das muss die früheste Version der Stadt sein, die in den Gedächtniseinheiten aufbewahrt wird. Ich bezweifle, dass man in der Zeit vorher die Ewigkeitsanlagen verwendet hat; wahrscheinlich ließ man die Gebäude sich auf natürliche Weise abnutzen.«
    Lange Zeit starrte Alvin auf das Abbild der alten Stadt. Er dachte an den Verkehr, den diese Straßen bewältigt hatten, als die Menschen alle Enden der Welt aufsuchten – und andere Welten. Diese Menschen waren seine Vorfahren; er fühlte sich mit ihnen enger verbunden als mit den Leuten in seinem jetzigen Leben. Er wünschte, sie sehen und ihre Gedanken teilen zu können. Aber diese Gedanken konnten nicht glücklich gewesen sein, denn sie mussten im Schatten der Invasoren leben. Wenige Jahr hunderte später schon würden sie sich von ihrem gewohn ten Dasein abwenden und eine Mauer gegen das Universum errichten.
    Khedron ließ den Monitor ein Dutzend Mal vorwärts und rückwärts durch diese kurze Geschichtsperiode vor der großen Verwandlung laufen. Der Wechsel von der kleinen, offenen Stadt zu einem viel größeren, abgeschlossenen Gebilde hatte wenig mehr als tausend Jahre gedauert.
    Innerhalb dieser Zeit mussten die Maschinen, die Diaspar treu gedient hatten, entworfen und gebaut und das Wissen, das ihnen erst die Durchführung ihrer Aufgabe ermöglicht hatte, in ihre Gedächtnisanlagen gefüttert worden sein. Die Gedächtniseinheiten mussten auch die grundlegenden Strukturen aller jetzt lebenden Menschen empfangen haben – der richtige Impuls würde sie wieder herbeirufen, und sie würden, in Materie gekleidet, wie neugeboren aus der Halle der Schöpfung schreiten. Alvin begriff, dass auch er in irgendeiner Hinsicht in der alten Welt existiert haben musste. Natürlich konnte er nicht ausschließen, dass er ein rein synthetisches Wesen war, dass seine gesamte Persönlichkeit mit Hilfe unvorstellbar komplexer Werkzeuge von Künstler-Technikern entworfen worden war, die ein klares Ziel vor Augen hatten. Doch es erschien ihm wahrscheinlicher, dass er aus mehreren Menschen zusammengesetzt war, die einst tatsächlich auf der Erde gelebt hatten.
    Als die neue Stadt geschaffen wurde, war von dem alten Diaspar sehr wenig übrig geblieben; der Park hatte es fast völlig in Besitz genommen. Schon vor der Umwandlung hatte es eine kleine, grasbedeckte Lichtung in der Mitte Diaspars gegeben, die die Kreuzung aller Straßen umgab. Später vergrößerte sie sich um das Zehnfache, verdrängte Häuser und Straßen. Zu dieser Zeit war das Grabmal Yarlan Zeys entstanden; es nahm die Stelle eines sehr gro ßen, runden Gebäudes ein, das früher hier gestanden hatte. Alvin hatte nie so recht an die Geschichten von der Ehrwürdigkeit des Grabmals glauben wollen, aber sie

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