Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson
Roboter, der ihn immer noch mit großen, unergründlichen Augen ansah. Was hielt der Roboter wohl von Diaspar?, fragte sich Alvin. Dann erinnerte er sich daran, dass er kein Fremder hier war, denn er hatte die Stadt ja in den letzten Tagen ihrer Verbindung zu den Sternen gekannt.
Erst als sich Alvin wieder ganz heimisch fühlte, begann er, seine Freunde zu rufen. Er fing mit Eriston und Etania an, wenn auch mehr aus einem gewissen Pflichtgefühl heraus als aus dem wirklichen Wunsch, sie zu sehen. Er bedauerte es nicht, als ihm mitgeteilt wurde, dass sie nicht zu erreichen seien, und hinterließ ihnen eine kurze Nachricht. Das war eigentlich unnötig, weil inzwischen sicher die ganze Stadt von seiner Rückkehr erfahren hatte. Er hoffte jedoch, dass sie seine Geste schätzen würden; er war dabei, Rücksichtnahme zu lernen, obwohl er noch nicht begriffen hatte, dass sie, wie die meisten Tugenden, wenig Wert besaß, wenn sie nicht spontan und ohne Hintergedanken ausgeübt wurde.
Dann rief er, einer plötzlichen Eingebung folgend, die Nummer, die ihm Khedron vor so langer Zeit im Turm von Loranne gegeben hatte. Er erwartete natürlich keine Antwort, aber es bestand immerhin die Möglichkeit, dass Khedron eine Nachricht hinterlassen hatte.
Seine Vermutung erwies sich als richtig, aber die Nachricht selbst kam völlig unerwartet.
Die Wand löste sich auf, und Khedrons Bild stand vor ihm. Der Spaßmacher sah müde und nervös aus; er war nicht mehr der sichere, etwas zynische Mensch, der Alvin auf den Weg nach Lys gebracht hatte. Seine Augen blickten gehetzt, und er redete hastig, als stünde er unter Zeitdruck.
»Alvin«, begann er, »das ist eine Aufzeichnung. Nur du kannst sie empfangen, aber du kannst damit tun, was du willst. Es wird mir nichts mehr ausmachen.
Als ich zum Grabmal Yarlan Zeys zurückkehrte, stellte ich fest, dass uns Alystra gefolgt war. Sie muss dem Rat berichtet haben, dass du Diaspar verlassen hast und dass ich dir dabei behilflich gewesen bin. Kurz darauf suchten die Wachen nach mir, und ich beschloss, mich zu verstecken. Daran bin ich gewöhnt – ich war gelegentlich darauf angewiesen, wenn meine Späße nicht den entsprechenden Anklang fanden. Sie hätten mich in tausend Jahren nicht finden können – aber es wäre beinahe einer anderen Person gelungen. Es sind Fremde in Diaspar, Alvin; sie können nur aus Lys gekommen sein, und sie suchen mich. Ich weiß nicht, was das bedeuten soll, und es gefällt mir nicht. Die Tatsache, dass sie mich beinahe erwischt haben, obwohl sie sich in einer fremden Stadt befinden, lässt darauf schließen, dass sie telepathische Kräfte besitzen. Ich könnte mich mit dem Rat anlegen, aber das andere ist eine unbekannte Gefahr, der ich mich nicht aussetzen will.
Ich nehme daher einen Schritt vorweg, den mir der Rat ganz sicher aufzwingen würde, nachdem er es mir bereits früher angedroht hat. Ich gehe an einen Ort, wohin mir niemand folgen kann und an dem ich allen Veränderun gen entgehe, die über Diaspar hereinbrechen werden. Viel leicht verhalte ich mich unklug; das kann nur die Zeit erweisen. Eines Tages werde ich die Antwort kennen.
Inzwischen wirst du erraten haben, dass ich in die Halle der Schöpfung, in den Schutz der Gedächtnisanlagen, zurückgekehrt bin. Was auch immer geschehen mag, ich setze mein Vertrauen in das Zentralgehirn und die Kräfte, die es zum Besten Diaspars lenken. Wenn irgendetwas das Zentralgehirn verändert, sind wir alle verloren. Anderenfalls habe ich nichts zu fürchten.
Für mich scheint nur ein Augenblick zu vergehen, ehe ich Diaspar in fünfzig- oder hunderttausend Jahren wieder betrete. Welche Art von Stadt werde ich dann wohl vorfinden? Es wird seltsam sein, wenn auch du da bist; eines Tages werden wir vermutlich wieder zusammentreffen. Ich kann nicht sagen, ob ich mich auf diesen Tag freuen oder ob ich mich vor ihm fürchten soll.
Ich habe dich nie verstanden, Alvin, obwohl ich mir eine gewisse Zeit eingebildet habe, es zu tun. Nur das Zen tralgehirn kennt die Wahrheit, wie es die Wahrheit über die anderen Einzigartigen kennt, die im Lauf der Zeit verschwanden und niemals wiederkehrten. Hast du entdeckt, was mit ihnen geschah?
Ein Grund für meine Flucht in die Zukunft ist wohl darin zu sehen, dass ich ungeduldig bin. Ich möchte die Ergebnisse dessen sehen, was du begonnen hast, aber die Zwischenstufen will ich auslassen – ich nehme an, dass sie ungemütlich werden. Es wird interessant sein, dann festzustellen,
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