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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Aber es gab keinen anderen Weg. Die Straßen waren verlassen und sie begegneten keiner Patrouille. Bald ragte die Festung vor ihnen auf und sie drückten sich tief in die Schatten der Gebäude.
    »Der Stall muss in der Nähe sein«, flüsterte Hael. »Ich rieche es und fühle die Anwesenheit der Tiere.«
    Kairn kannte die geheimnisvolle Fähigkeit seines Vaters, die Geister der Tiere wahrzunehmen. In der finstersten Nacht vermochte der König ein Raubtier mit dem Speer zu erlegen, weil er spürte, wo sich das Tier befand. Kairn sah nichts, denn die Schatten umhüllten ihn mit Dunkelheit. Der Himmel war noch tiefblau, aber Hael führte ihn ohne zu zögern zur Stalltür. Sie schlichen hinein und fanden einen fest schlafenden Knecht vor, der neben einer schwach leuchtenden Laterne saß, die Hael aufhob.
    »Das sind wirklich wunderbare Lampen«, erklärte er. »Sie verbrennen ein besonderes Öl, und wenn man an diesem kleinen Knopf dreht, steigt der Docht höher und es wird heller.«
    Der Knecht schnarchte ungerührt vor sich hin.
    »Typisch für die Mezpaner, sich so etwas auszudenken«, murmelte Kairn und schritt an den Boxen entlang. Mindestens fünfzig Cabos befanden sich im Stall. Sie schnaubten ob der unerwarteten Störung.
    »Such dein Cabo«, befahl Hael. »Wir nehmen noch ein paar Tiere zum Wechseln mit.«
    Sie fanden Zaumzeug und Führstricke und bereiteten sich auf den Ritt vor. Nachdem sie die stärksten Cabos ausgesucht hatten, eilte Kairn zu seinem Tier, das an den mit Mustern bemalten Hörnern leicht zu erkennen war. Es schien sich über sein Auftauchen zu freuen und darauf zu brennen, den Stall zu verlassen. Eilig beendeten sie ihre Vorbereitungen. Zum Schluss fesselten und knebelten sie den Knecht.
    »Mit ein wenig Glück halten uns die Wachen für Adlige, die früh am Morgen auf die Jagd reiten«, bemerkte Hael, als er sein Cabo bestieg.
    »Geht denn hier jemand auf die Jagd?«, fragte Kairn. »Das habe ich in Felsenstein noch nie gesehen.«
    Hael zuckte die Achseln. »Wir wollen es hoffen. Komm jetzt.«
    Sie ließen die Tiere einen langsamen Schritt gehen, um möglichst wenig Lärm zu verursachen. Dann überquerten sie den Vorplatz und bogen in die erste Straße ein, die stadtauswärts führte. Kairn hielt den Atem an und wartete auf Alarmrufe der Wachen, aber ihr Glück blieb ihnen treu.
    »Was machen wir, wenn wir das Stadttor erreichen?«, fragte er.
    »Das entscheiden wir, wenn wir dort sind.«
    Die kleinen Hufe der Cabos klapperten leise über das Pflaster, als sie sich dem Tor näherten. Zu ihrer großen Freude war es bereits geöffnet. Karren und Sklaventrupps brachten Feldfrüchte in die hungrige Stadt. Ein Beamter trat auf sie zu.
    »Ihr reist ab? Kann ich bitte eure Papiere sehen?«
    Hael wies auf Kairn. »Die hat er.« Der Mann wandte den Kopf, und Hael schlug ihn fest mit der Faust hinter das Ohr. Als der Beamte zusammenbrach, trieben die beiden ihre Cabos an. Sklaven und Wachen sprangen eiligst beiseite. Sie stürmten durch das Tor und galoppierten die Rampe hinab. Hinter ihnen erklang das Knallen der Feuerrohre; pfeifend sausten Kugeln an ihnen vorbei. Sie lachten vor Aufregung, als Menschen in alle Richtungen sprangen und sich vor den Geschossen duckten.
    »Die Brücke!«, schrie Kairn. »Wir müssen hinüber, ehe man den Wächtern ein Zeichen gibt, den Mittelteil hochzuziehen.« Sie verdoppelten ihre Anstrengungen und ließen die Rampe hinter sich. Dann bogen sie in die Straße ein, die zu der kleinen Stadt am Fuß des Berges führte. Hier ließen sie die Cabos auf dem schmalen Weg in einen langsamen Trab fallen, um unnötiges Aufsehen zu vermeiden.
    Am Stadtrand, wo die Straße zur Brücke führte, blieben sie stehen. Hael nahm das Bündel von seinem Rücken, zog die drei Teile des Speers heraus und steckte sie zusammen. Vor sich vernahmen sie Rufe und sahen, wie ein Mann hinauf zur Festung zeigte. Sie schauten in die Höhe und entdeckten ein großes rotes Banner. Dann hörten sie ein lautes Knarren und Klappern.
    »Sieh nur!« Kairn deutete auf die Brücke. Langsam hob sich das Mittelstück.
    »Wir müssen es wagen. Die Handcabos können es schaffen, aber wenn du merkst, dass sie fallen, lass sofort den Strick los! Es wäre schlecht, wenn wir alle in den Fluss fallen.« Hael stieß einen wilden Shasinnkriegsschrei aus und stürmte voran. Kairn folgte ihm mit den übrigen Cabos.
    Zwei Männer sprangen auf sie zu, um ihnen den Weg zu verstellen. Haels Speer beschrieb eine große Acht,

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