Die Stahlkönige
Küstenbefestigungen Mezpas zu erfahren. Ein paar kleinere Überfälle entlang der Südküste wären angebracht.«
Gasam grinste. »Während wir gleichzeitig ewige Freundschaft schwören?«
»Wir brauchen unsere Marine nicht. In unseren Häfen wimmelt es von Piraten, die seit langer Zeit nichts zu tun haben. Versammle ein paar deiner Besatzungen der Küstenverteidigung. Die Hälfte der Männer war früher Piraten. Gib ihnen Schiffe und den Befehl, entlang der Küste Überfälle vorzunehmen. Kein Militärschlag, sondern einfache Überfälle, bei denen es um Beute und Sklaven geht. Dann sollen sie mir berichten, was sie erfahren haben.«
»Was ist, wenn Todesmond protestiert? Er wird vermuten, dass sie aus meinem Reich kommen.«
»Ich versichere ihm, dass die Piraten sich auf ein paar noch nicht eroberten Inseln vor der Küste Chiwas verschanzt haben. Das kann er nicht nachprüfen. Schließlich haben wir diese Inseln zu den gleichen Zwecken benutzt.«
Wieder grinste Gasam. »Ich mache es so, wie du wünschst, Geliebte. Die Schiffe können bald in See stechen. In weniger als sechs Monaten wissen wir mehr.«
»Gut. Dann bleibt nur noch ein Land übrig. Die Schlucht.«
»Ein unwichtiger Ort. Eine geheimnisvolle Schlucht, in der wir viele Soldaten durch Unfälle verlieren werden, ohne etwas Nützliches zu erreichen.«
»Sie besitzen das Geheimnis, das weiß ich!«, rief Larissa. »Die Schluchtler sind Zauberer. Sie altern und sterben nicht.«
»Geliebte, ich glaube nicht an Götter, Geister und Zauberer. Wenn die Menschen an magische Kräfte der Schluchtler glauben, dann liegt es daran, weil die Schluchtler selbst diese Gerüchte verbreiteten. Und es hat funktioniert. Sie leben seit Urzeiten in ihrer nutzlosen Schlucht, ohne von irgendjemand belästigt zu werden.«
»Wie kannst du das sagen?«, schrie Larissa. »Du hast Lady Fyana gesehen. Sie war eine mächtige Zauberin und sah wie ein junges Mädchen aus.«
»Sie sah so aus, weil sie ein junges Mädchen war. Sie gab vor, eine mächtige Zauberin zu sein. Besser gesagt: Sie widersprach dir nicht, als du darauf beharrtest. Außerdem war sie in Haels Sohn verliebt. Zeugt das von Weisheit?« Nachdenklich strich er über die dünne Narbe, die sich über eine Gesichtshälfte zog und vom Schwert des überraschend geschickten jungen Mannes stammte.
»Deine Armee hat die Schlucht so gut wie umzingelt«, fuhr Larissa fort. »Sende einen Boten mit weißer Flagge aus und verlange ihre Unterstützung! Was nützen uns unsere Eroberungen und Reichtümer, wenn wir alt werden und sterben wie gewöhnliche Menschen?«
Das war ein alter Streitpunkt zwischen Gasam und Larissa. Warum bloß?, dachte Gasam ernüchtert. Seine Königin, die immer so vernünftig war, benahm sich wie eine Wahnsinnige, wenn es um dieses Thema ging.
»Also gut«, gab er nach. »Ein Bote von einer Eskorte begleitet, sonst nichts! Ich verlange, dass sie meine Herrschaft anerkennen und Gesandte zu mir schicken, die Bündnistreue schwören. Dann kannst du diese angeblichen Zauberer nach Herzenslust ausfragen. Ich nehme an, du wirst enttäuscht sein. Die Zeit ist der einzige Feind, dessen Macht wir uns beugen müssen.«
»Dann musst du den Rest der Welt sehr schnell erobern,. Geliebter. Deine Männer folgen dir mit Hingabe, denn du hast oft genug bewiesen, dass du der beste Krieger der Welt bist. Werden sie einem hinfälligen alten Mann ebenso treu folgen?«
KAPITEL ZEHN
A lso ist es wahr?«, fragte die Frau, die auf dem Thronsessel am Kopfende des langen Tisches saß.
»Ja, Majestät, es besteht kein Zweifel«, antwortete der Kanzler, der gleichzeitig Fürst der Südmark war, ein Titel, den die Königin schuf, als sie die Verteidigung Nevas gründlich verbesserte.
»König Gasam ist im Besitz der Stahlmine. Schon jetzt strömt das Metall tonnenweise in den Süden. Königin Larissa hat die völlige Erneuerung der alten Gießerei von Gwato befohlen. Hochöfen und Schmieden werden instand gesetzt. Das Land wird auf der Suche nach geschickten Metallarbeitern durchkämmt, die in der Lage sind, die Kunst der Stahlbearbeitung zu erlernen. Die unverschämte Frau bietet sogar den Nevanern hohe Summen, wenn sie zu ihr überlaufen.«
Am liebsten hätte Königin Shazad die Hände vors Gesicht geschlagen, aber sie hütete sich, vor ihren Ratgebern Schwäche zu zeigen. Hael, Hael, dachte sie, wie konntest du das zulassen?
»Ich muss mit König Hael darüber beraten«, erklärte sie ohne Überzeugung. Seit
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