Die Stahlkönige
»Komm mit.«
Sie führte ihn zu einer Reihe von Gräben, in denen gigantische Blasebälge Kohlenfeuer zur Weißglut brachten. Dort wurde der Stahl in großen Tiegeln geschmolzen.
»Man benötigt ungeheure Mengen von Kohle, um die Hitze zu erzeugen, bei der Stahl schmilzt«, sagte Larissa. »Die Kohle muss aus dem Süden hierher gebracht werden. Hael hat es so eingerichtet, da er den Stahl auf dem Rücken der Buckler in seine Heimat transportierte. Wenn meine neue Straße fertig ist, können wir den Stahl im Rohzustand befördern. Dann wird er dort eingeschmolzen, wo bessere Möglichkeiten vorhanden sind. Im Gegensatz zu Hael haben wir unendlich viele Sklaven und Tiere zur Verfügung.«
Sie beobachteten eine Gruppe schwitzender Sklaven, die sich abquälten, einen glühenden Schmelztiegel mit Hilfe langer Stangen von der Feuerstelle zu heben. Keuchend und stöhnend trugen sie ihn zu einer langen steinernen Form hinüber, und gossen den feurigen Inhalt hinein, der sich in den Aushöhlungen sammelte, in denen er zu Barren erkaltete.
»Manchmal brechen die Stangen oder ein Schmelztiegel zerbirst«, erklärte Larissa. »Den Stahl retten wir, aber der Verlust an Sklaven ist beträchtlich. Ein Grund mehr, das Schmelzen an einen anderen Ort zu verlegen. Außerdem steigern die Feuer die unerträgliche Hitze noch.«
»Alles wird so gemacht, wie du es wünschst, kleine Königin«, versprach Gasam. Sie gingen wieder zum Zelt zurück.
»Ist alles deinen Vorstellungen gemäß?«, erkundigte er sich fürsorglich. »Brauchst du mehr Sklaven?«
»Die Verluste sind hoch, aber wir haben reichlich zweibeiniges Vieh zur Verfügung. Ich habe den Händlern Nachricht geschickt, nur noch dunkelhäutige Kerle herzubringen. Helle überleben nicht lange. Die Versorgung ist auch nicht schwierig. Die meisten haben kaum etwas zu Essen gehabt, als sie noch frei waren.«
»Sie waren schon immer Sklaven«, widersprach Gasam. »Als wir sie eroberten, haben wir nur die unsinnigen Bezeichnungen wie Arbeiter, Handwerker und Bauer abgeschafft. Es gibt nur Krieger und Sklaven. Sogar die Soldaten sind Sklaven, auch wenn sie sich in der Schlacht als nützlich erweisen. Ich sorge dafür, dass du so viele Sklaven wie notwendig erhältst. In meinen neuen Ländern im Süden werde ich viele Plantagen und Gutshöfe auflösen. Dort gibt es zu viel kultiviertes Land. Ich brauche mehr Weideflächen.«
Larissa schloss die Augen. In vielerlei Hinsicht war ihr Gemahl immer noch der primitive Inselkrieger, der er früher war. Landarbeit erschien ihm unsinnig. Er liebte große Viehherden, besonders, wenn sie aus Kaggas bestanden. Ginge es nach seinem Willen, würde er die ganze Welt in eine Weide verwandeln.
»Bedenke, mein Gebieter, dass deine Völker auch essen müssen. Bauern sind minderwertig, aber sie sorgen für die Nahrung, die alle anderen verzehren.«
»Das meiste essen die Bauern selbst. Dadurch bekommen sie immer mehr Kinder, müssen noch mehr Land bearbeiten und ruinieren es. Keine Bange, die wirklich wertvollen Menschen werden immer genug zu essen haben. Die überflüssigen Bauern können wir für Arbeiten wie die Stahlgewinnung einsetzen.«
Sie hütete sich zu widersprechen. Sie musste die Fehler ausmerzen, die er beging, sobald sie die Gelegenheit dazu bekam. Er brauchte einen Krieg, um sich zu beschäftigen.
Im Zelt machten sie es sich so bequem, wie es unter diesen Umständen möglich war. Sie zogen sich aus und legten sich auf Kissen nieder, während Sklaven ihnen Luft zufächelten. Die Sonne ging unter und die Nachtluft war angenehm kühl.
»Bis diese Stahlgewinnung reibungslos verlief, wollte ich mich nicht auf zukünftige Unternehmen stürzen«, teilte Larissa ihrem Gemahl mit. »Jetzt geht alles seinen Gang. Niemand ist in der Lage, eine Armee durch die Wüste zu führen, die groß genug ist, uns zu bedrohen. Es ist an der Zeit, Pläne zu schmieden. Wie sieht unsere militärische Lage aus?«
»Die neuen Rekruten aus dem Süden sind noch ungeschliffen, können aber schon bald an der ersten Schlacht teilnehmen. Ihre Heimatgebiete sind so gut wie vollständig in unser Reich eingegliedert. Im Osten liegen drei kleine Königreiche, die ich ohne jede Schwierigkeit erobern kann, aber im Augenblick als Prellböcke ruhen lasse. Dahinter hegen der große Fluss und Mezpa. Über das Land wissen wir nicht viel.«
Larissa nickte. Es hatte lange gedauert, aber endlich begriff Gasam, wie wichtig gute Spione waren.
»Es stört mich, dass wir Neva
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