Die Stahlkönige
sie.«
»Das ist wirklich genial«, lobte er sie. »Was weißt du bereits?«
»Meine Spione berichteten vieles, was sich glaubhaft anhört, und einiges, was überhaupt keinen Sinn ergibt. Mezpa ist wie auch Neva eine Nation der Seefahrer. Außerdem gibt es dort viele Fabriken. Die Landwirtschaft besteht hauptsächlich aus großen Plantagen mit vielen Sklaven. Vielleicht ist das ein Grund, warum Mezpa immer größer wird. Es braucht immer mehr Sklaven. Über die Regierung habe ich kaum etwas erfahren. Es gibt einen Rat, der dem Ältestenrat unserer Heimat ähnlich ist, aber die Mitglieder werden anhand ihres Reichtums und Grundbesitzes gewählt. Ein Mann hat den Vorsitz, aber ich weiß nicht, wie er bestimmt wird. Meine Spione berichten, dass der derzeitige Vorsitzende Graf Todesmond heißt, aber mehr weiß ich nicht über ihn. Ich würde gerne mehr erfahren.«
»Und dazu sind deine Sklaven nicht in der Lage?«
»Leider nicht. Vielleicht kann ich persönlich mehr erfahren.«
Gasam sah seine Frau erstaunt an. »Du hast doch nicht etwa vor, selbst dorthin zu reisen?«
»Warum nicht? Ich bin schon oft als Botschafterin unterwegs gewesen. Es ist doch ganz natürlich, dass ein mächtiger, aber friedfertiger Herrscher seinem Bruderkönig einen Botschafter schickt. Wer wird seine friedlichen Absichten besser verdeutlichen als seine Gemahlin, die ihm die Versicherung ewiger Freundschaft übermittelt? Natürlich wird er mich aufs königlichste bewirten. Wenn ich ihn darum bitte, kann er mir kaum abschlagen, einer Vorführung seiner berühmten Armee beizuwohnen.«
»Der Mann hat sich unendlich viel Mühe gemacht, um seine Taktik geheim zu halten«, meinte Gasam zweifelnd.
»Männer haben schon oft närrische Dinge unternommen, um mich zu beeindrucken«, antwortete sie gelassen.
»Wie klug von dir, Liebste. Ich will darüber nachdenken. Wir dürfen nichts überstürzen. Schließlich will ich dich in Sicherheit wissen.«
»Wir werden einen Weg finden. Ich muss mich nicht in sein Land begeben«, sagte Larissa. »Im Fluss gibt es sicher große Inseln, auf denen ein Treffen möglich ist. Ich werde eine Shasinneskorte mitnehmen. Die primitiven Krieger werden ihn sicher belustigen, was wunderbar ist. Zivilisierte Menschen halten Naturvölker immer für menschenähnliche Tiere. Diese Einschätzung hat uns schon viele Siege beschert.«
»Stimmt«, meinte Gasam. »Was haben deine Spione über Hael berichtet?«
»Von hier bis in seine Heimat ist es ein langer Weg. Die letzten Nachrichten sind einige Monate alt. Damals war er fort. Es hieß, er reiste mit einer Handelskarawane nach Osten. Sicher ist er jetzt wieder daheim. Er trifft keine Vorkehrungen gegen Spione. Warum sollte er auch? Was gibt es schon zu berichten außer der Lage der Stahlmine, die jetzt uns gehört? Außerdem weiß jeder, wo seine Stärke liegt: bei den geschickten Reitern mit den gefährlichen Bögen. Er herrscht über viel Weideland. Er zieht in die Hügel, um mit Geistern zu sprechen und hat dort Visionen. Das ist doch bekannt. Etwas bereitet ihm Sorge: Seine jungen Krieger werden unruhig. Sie wollen, dass er sie gegen einen Feind führt, und ihnen ist egal, wer dieser Feind ist.«
»Was für ein Dummkopf!«, seufzte Gasam. »Als Kind war er schon einfältig und er ist nicht klüger geworden. Solche Truppen zu besitzen und sie nicht einzusetzen. Ich würde die jungen Krieger auf meine Feinde hetzen. Er könnte einen großen Teil der Welt beherrschen, wenn er nicht diese unsinnigen Skrupel hätte, schwächere Nachbarn anzugreifen. Als er Shazads Verbündeter war, hätte er Neva mit Leichtigkeit erobern können, aber was tat er? Er ritt davon und überließ Shazad die Macht.«
Während Gasam seine Meinung kundtat, hatte Larissa nachgedacht und an ihrem Wein genippt. »Mein Gemahl, ich habe neue Wege der Spionage erwogen, die gut zu unseren Plänen hinsichtlich Mezpas und auch einer möglichen Invasion passen würden.«
»Und die wären?«
»Wir beherrschen die ganze Südküste fast bis zum Delta des großen Flusses, nicht wahr?«
»Die ganze Küste bis auf etwa hundert Meilen«, bestätigte Gasam.
»Der Fluss wird ein schreckliches Hindernis für eine Invasion darstellen. Wir müssen vielleicht auf Schiffe zurückgreifen wie beim Angriff auf Chiwa.«
»Das habe ich mir auch überlegt«, meinte Gasam. »Unsere Kutter und die Kriegsschiffe liegen im Trockendock und sind in bestem Zustand.«
»Dann wäre es nicht schlecht, etwas über die Häfen und
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