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Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Titel: Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Hellbeck
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[…] Jetzt sehe ich Ruinen und sonst nichts. Hier ist es nicht nur unmöglich zu fahren, hier kann man nicht einmal mehr hergehen. Das will einem nicht in den Kopf. Jetzt ist eine Gruppe aus meinem Werk, 22 Leute, für die Arbeit hier abgestellt. Sie warten darauf, unverzüglich zur Fabrik zu fahren und sich daran zu beteiligen, sie wieder in Ordnung zu bringen.
    Tschujanow (1. Sekretär des Parteikomitees, Gebiet Stalingrad): 4 . Februar. Heute ist das Fest des Sieges an den Wolgaufern. Der strenge und hoheitsvolle Platz der Gefallenen Kämpfer ist in roten Fahnenstoff gehüllt. […] Zwölf Uhr Mittag. Auf der improvisierten Tribüne sind Mitglieder des Militärrats von Front und Armee erschienen, darunter W. I. Tschuikow, M. S. Schumilow, A. I. Rodimzew, Leiter von Gebiets- und Stadtorganisationen. […] In meiner Rede im Auftrag des Gebietskomitees der Partei, des Gebietssowjets der Arbeiterdeputierten und des Städtischen Verteidigungskomitees sagte ich: »Im Kampfe gegen den verhassten Feind, die deutsch-faschistischen Eroberer, wurde unsere Stadt in einen Trümmerhaufen verwandelt. Heute schwören wir unserer Heimat, der Partei und der Regierung, dass wir unsere geliebte Stadt wiedererstehen lassen.« […] Ich verabschiede mich von den Kampfgenossen. Ihr Weg führt sie nach Westen, ich bleibe in der Stadt. Ich bin wieder zutiefst zivil geworden. Die Front hat sich Hunderte Kilometer weiterbewegt. Die Armee zieht ab. Es ist schwer, sich von Kameraden zu verabschieden, mit denen man so viel gemeinsam durchlebt hat.
    Prochwatilow (Sekretär des Parteikomitees, Gebiet Stalingrad): Am 4. Februar fand eine allgemeine Kundgebung statt. [344]   Ebenso fanden Kundgebungen im Gebiet Stalingrad statt. Nach der Mitteilung von Sowinformbüro über die Liquidierung der umzingelten Gruppierung bekamen Gen. Tschujanow und ich sehr viele Glückwunschtelegramme aus dem Rajon, danach kamen sie aus der ganzen Sowjetunion. Vor kurzem bekam ich ein Telegramm, ein gewisser Pletnjow schreibt, nennt seine Einheit und gratuliert zum Sieg. Die Stalingrader zeigen Anteilnahme. Und nicht nur die Stalingrader, das ganz Land nahm Anteil. Ich bekam viele derartige Telegramme.
    Pixin (Sekretär des Parteikomitees, Stadt Stalingrad): Sobald die Liquidierung der deutschen Gruppierung in Stalingrad abgeschlossen war, wurden alle Kräfte zur Leichenräumung mobilisiert. In jedem Bezirk gab es einige tausend Leichen.
    Poljakow (Stellv. Vorsitzender des Sowjetkomitees, Gebiet Stalingrad): Jetzt ist die Hauptaufgabe, so schnell wie möglich die Straßen zu räumen. Wir räumen schon einen Monat lang und werden einfach nicht fertig. Dabei kann man nicht sagen, dass wir schlecht arbeiten. Tausende beteiligen sich an dieser Arbeit.

Säuberung der Wolga-Uferstraße. Fotograf: L. I. Konow
    Eine große Unterstützung erweisen uns die Arbeiter der Kolchosen Sredne-Achtubinsk und Pralejsk. Beide haben je 50 Lastfuhrwerke geschickt, Kolchose-Arbeiter auf Kamelen, auf Büffeln. Mehrere zehntausend Leichen sind durch die Bemühungen unserer Kolchose-Arbeiter und -Arbeiterinnen bereits weggeschafft worden.
    Prochwatilow (Sekretär des Parteikomitees, Gebiet Stalingrad): Die Kolchose-Arbeiter versuchten jedem Rajon zu helfen, der von den Deutschen besetzt gewesen war. Ich war in Kotelnikowo, [345]   kam am dritten Tag nach seiner Befreiung an, in dem Rajon liegt die Kolchose Poperetschenski. In dieser Kolchose behielten die Arbeiter fast das gesamte vergesellschaftete Vieh, versteckten es die ganze Zeit in den Schluchten und gaben es den Deutschen nicht. Die Kolchose-Arbeiter aus diesem Weiler verbargen das Getreide in Gruben, und als die Rote Armee kam, berichteten sie davon. Jetzt ist die Kolchose mit Saatgut für die ganze Aussaat 1943 versorgt. In der Kolchose behielten sie zwölf Traktoren. Und wie? Als die Deutschen den Kotelnikow-Kessel geschlossen hatten und die Traktoren nicht weggefahren werden konnten, nahmen die Traktoristen wichtige Teile aus den Traktoren, und die Traktoren waren unbrauchbar; als die Deutschen abzogen, brachten die Traktoristen die Teile wieder, und die Traktoren konnten innerhalb von zehn Tagen wieder einsatzfähig gemacht werden. Die Traktoren sind jetzt einsatzfähig, alle Teile sind noch vorhanden. Der Maschinenpark, der in der Kolchose war, wird gut arbeiten. Übrigens leben hier Kosaken. Die Deutschen liebäugelten mit den Kosaken, aber es kam nichts dabei heraus. Die Kolchose-Arbeiter erzählten davon.

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