Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Titel: Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Hellbeck
Vom Netzwerk:
Zu uns in die Division kam sie als Freiwillige mit dem brennenden Wunsch, ganz vorne im Einsatz zu stehen, wie Ljolja Nowikowa. […] In Stalingrad nun belegte die Sanitätskompanie, der sie angehörte, ein Haus an der Verteidigungslinie. Von der Einheit, in der sie sich befand, waren nur noch einzelne Grüppchen übrig, unter ihnen zwei Komsomolzen auf mittlerer Kommandeursebene. […] Als die Deutschen mit überlegener Stärke das Haus stürmten, um es abzuriegeln, warfen Soja Rokowanowa und ein Kommandeur ständig Granaten aus einem Fenster auf die Köpfe der Hitlersoldaten. Die Deutschen hauten sich hin. Der Weg ins Haus war von Granaten versperrt, sie rollten vom Haus weg. Nach wenigen Minuten regneten Brandgranaten auf das Haus, und es begann zu brennen. Als Rauchwolken aus den Fenstern quollen, versuchten unsere Einheiten, die Absperrung der Deutschen zu durchbrechen, eine Schneise zu schlagen und unsere Leute herauszubringen, doch das glückte nicht. Als die Deutschen ganz nah an das Haus herangerückt waren, hörten unsere Kämpfer, wie sie denen, die noch im Haus waren, zuschrien: »Russe, ergib dich!« Unsere Kämpfer sahen, wie aus den Fenstern durch die Rauchwolken hindurch wieder Granaten auf die Köpfe der Hitlersoldaten geworfen wurden. Dann trat Schweigen ein. Die Deutschen schrien nur, aber auf ihr widerliches Geschrei kam niemand aus dem Haus.
    Nachdem dieses Haus den Deutschen am dritten Tag wieder abgejagt worden war, fanden wir darin die verkohlten Leichen unserer Helden, darunter auch die von Soja Rokowanowa, die Patriotin unserer Heimat, die sich stets an Arnold Meris Worte erinnerte, dass Komsomolzen das Schlachtfeld nicht verlassen und dass sich Komsomolzen nicht gefangen nehmen lassen, sondern nur vom Schlachtfeld getragen werden. Diese Pflicht hatte Soja Rokowanowa erfüllt. Sie wusste, dass die Gefangenschaft bei den Faschisten schlimmer ist als der Tod, und wollte lieber verbrennen, als sich gefangen nehmen zu lassen.
    Oberstleutnant Swirin: Über die Kampfhandlungen unserer Truppen an allen Fronten wussten die Soldaten aus den Heeresberichten des Sofinformbüros Bescheid, die wir ihnen jeden Tag zukommen ließen. Die Arbeit unserer rückwärtigen Dienste kannten die Soldaten auch. Zeitungen erhielten wir selten, aber wir hatten ein eigenes Radio, wir tippten die Berichte, vervielfältigten sie und verteilten sie an die Einheiten.
    Jeder Sampolit, der politische Stellvertreter des Kommandeurs, hatte einen Plan für die tägliche politische Versorgung. Wenn morgen um ein bestimmtes Haus gekämpft werden sollte, schrieb der Sampolit einen Plan mit drei Punkten auf: 1.) die Vorbereitungsarbeit vor dem Gefecht, 2.) die Arbeit während des Gefechts und 3.) das Ergebnis des Gefechts und das Fazit daraus.
    Wir verwendeten oft Pressestimmen aus England und Amerika über die Standhaftigkeit Stalingrads. Wir bemühten uns, diese Pressestimmen, koste es, was es wolle, allen Kämpfern und Kommandeuren bekanntzumachen. Und alles, was in unserer Presse über Stalingrad stand, sollte jeder politische Mitarbeiter den Kämpfern bewusst machen. Der parteipolitische Apparat: die Genossen Sowtschinski, Belugin, Sidorow, Petrakow, die Mitarbeiter der politischen Abteilung: die Genossen Cheruwimow, Poljanski, Sawtschenko, Maxin, Ingor und andere befanden sich immer bei den Kämpfern im Schützengraben. Der gesamte parteipolitische Apparat wurde für seine Arbeit ausgezeichnet.

Die Komsomolskaja Prawda berichtet über den »Helden von Stalingrad Boris Schonin«, 15. 11. 1942
    Wenn ich in eine kleinere Einheit kam, interessierte ich mich als Erstes für die Versorgung der Soldaten, war die Verpflegung ausreichend? In Stalingrad besaßen wir ein eigenes Dampfbad und reinigten uns dort. Ich weiß noch, wie der General und ich einmal ins Dampfbad gingen, da kam eine Heuschrecke geflogen und warf Bomben ab. Das Dampfbad hatten wir an einer Stelle gegraben, wo Fritzen verscharrt waren, es stank nach Leichen. Trotz dieses Gestanks und der Tatsache, dass Bomber angriffen, setzten wir unser Bad fort.
    Der politische Apparat war nicht nur ein aktiver Propagandist, viele Mitarbeiter nahmen auch an den Gefechten teil und kämpften bei den Angriffen mit. Petrakow, zum Beispiel, kämpfte und griff an, Gen. Cheruwimow nahm an einem Nahkampf teil, Major Sidorow, stellvertretender Kommissar in der politischen Sektion, schoss mit der Panzerbüchse … (ein Wort unleserlich) einen Panzer bewegungsunfähig und vernichtete

Weitere Kostenlose Bücher