Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)
viele Faschisten. Er wurde im … (ein Wort unleserlich) Kampf zusammen mit Kalinin verwundet. Ich kenne unter meinen Leuten keinen einzigen politischen Mitarbeiter, der nicht aktiv an den Kämpfen teilgenommen hätte. […]
Die Parteikommission arbeitete vor Ort in den Schützengräben und nahm dort neue Mitglieder in die Partei auf. An der Front wurde von den Genossen nicht verlangt, über die Satzung und das Programm der Partei zu sprechen, sondern es genügte, das Vertrauen der Partei mit einer Heldentat zu rechtfertigen, um den Mitgliedsausweis zu erhalten.
Zum 25. Jahrestag der Roten Arbeiter- und Bauern-Armee verabschiedeten wir einen Brief an Genossen Stalin im Namen der Verteidiger von Stalingrad, den alle Kämpfer der 62. Armee unterschrieben. Als wir diesen Brief verabschiedeten, tobten heftige Kämpfe. An diesem Tag lichteten sich unsere Reihen stark. 300 Mann lagen verwundet am Ufer, die Boote reichten nicht, um sie überzusetzen, was unter der Bombardierung auch gefährlich war.
Einmal rief Tschamow an und sagte, er habe nur noch 17 aktive Kämpfer. Wir verlegten ein Pionierbataillon dorthin. Schlugen den Feind ab.
In Stalingrad lebten wir nach Tagen. Der Militärrat schickte uns den Befehl, noch zwei Tage durchzuhalten, und wir hielten uns bis zum Letzten. Wir hatten keinen einzigen Kämpfer, der ans andere Ufer hätte übersetzen wollen. In der ganzen Zeit gab es nur 24 Fälle von Desertion. Ich erteilte dem Staatsanwalt der Division den Auftrag, diese Fälle zu verfolgen.
Im Gespräch mit einem Kämpfer fragte ich vor allem, ob er satt sei und Wodka bekomme, dann erst sprach ich mit ihm über Politik. Normalerweise sagte der Kämpfer, er bekomme alles, habe jedoch keinen Appetit – man könne den Kopf nicht ins Freie hinausstrecken – es fielen immerzu Bomben.
Den Brief an Gen. Stalin verfertigten wir in vier Nächten, während deren wir von einem Schützengraben in den anderen gingen. Bei uns unterschrieb jeder Kämpfer diesen Brief. Ich weiß noch, es waren kalte Oktobertage, Regen und Wind. Wenn man in einen Schützengraben kam, deckte man ihn mit dem Uniformmantel ab, um den Wind abzuhalten, zündete die Kerze an und las die Stelle vor, wo die Kämpfer Gen. Stalin schwören. Und der Kämpfer unterschrieb den Brief.
Hauptmann Ingor: Die Kämpfer verstanden ihren Kommandeur beim ersten Wort, mit einem einzigen Blick; als sie den Brief unterschrieben, schrieb jeder nicht nur seinen Nachnamen, sondern setzte hinzu: »Lieber Genosse Stalin, ich bin Soldat Soundso, habe soundso viele Fritzen vernichtet, schwöre usw.«
Oberstleutnant Swirin: Wir haben den Brief der Verteidiger von Zarizyn sehr weit verbreitet. [423] Manche Genossen, die diesen Brief unterschrieben hatten und in Stalingrad geblieben waren, lebten noch.
Die Worte »stehen wie ein Stein, jenseits der Wolga haben wir kein Land« wirkten auf die Kämpfer besonders stark. Ein Kämpfer sagte mit so aufrichtiger Begeisterung zu mir: »Jenseits der Wolga haben wir kein Land«, dass ich, als ich heimkam, dachte: Hat der Mann aber patriotische Gedanken, und diese Liebe zu dem Ort, wo er sitzt und wo Er war, Genosse Stalin!
Wir erzogen den Kämpfer folgendermaßen: »Dort ist ein kleiner Erdhügel, der muss eingenommen werden, weil er zwar klein ist, aber dahinter kommt ein großer Hügel, ein großes Land, und dort sind Häuser und ganze Familien, und jeder kleine Hügel, der auf den ersten Blick keinen Wert für uns hat, ist für das Weitere wichtig.«
Es ist kein Zufall, dass in Stalingrad um jedes Fenster, jede Treppe gekämpft wurde. […]
Unsere Sanitäterinnen haben sich von der besten Seite gezeigt. […] Eine Frau ist als Sanitäter viel besser als ein Mann. Sie trägt die Verwundeten besser als er, verbindet besser und birgt die Waffe mitsamt dem Verwundeten. 40 Prozent unserer Mädchen wurden mit Orden und Medaillen ausgezeichnet. Insgesamt wurden in der Division 500 Mädchen ausgezeichnet.
Ein Mädchen, Stoilik, ehemalige Eisenbahnerin, verhielt sich so todesmutig und heldenhaft, wie man nur irgend kann. Sie war es, die die verwundeten Kommandeure aus dem Wasser fischte, nachdem das Boot zerstört worden war.
Diese Standhaftigkeit und selbstlose Arbeit war das Ergebnis der Erziehung und Ausbildung der Soldaten. […]
Der Divisionskommandeur hatte viel für die Gefechtsausbildung der Division getan, arbeitete seiner Heimat treu ergeben und schonte weder Zeit noch Gesundheit. Ich muss sagen, dass wir in
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