Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Titel: Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Hellbeck
Vom Netzwerk:
gemacht: ein Haus blockiert, die Feuernester ausgeschaltet. Die Deutschen dort sind in einer fürchterlichen Lage. Sie verteidigen sich, bis man sie vernichtet, bis es weder Boden noch Decke gibt. Das Einzige, was bleibt, ist ein Balken. Und auf den klettert der Deutsche und feuert. Man muss bloß rausfinden, aus welchem Fenster er schießt.
    Untersergeant Duka: In der Nacht gingen wir zum Bataillonsstab, und unser Bataillonskommandeur legte uns die Aufgabe vor, dass unsere vierte Kompanie ein bestimmtes großes Haus einnehmen, die Deutschen aus dem Keller verjagen sollte.
    Wir gingen dorthin. Dann wurden fünf Mann unter dem Befehl von Leutnant Borissow, dem Zugführer, losgeschickt. Er ging zu dem Haus, das wir angreifen sollten. Wir mussten die 4. Kompanie finden. Der Zugführer schickte mich los, um die 4. Kompanie zu finden. Ich fand sie. Fragte nach dem Kompaniechef, Leutnant Netschajew, und sagte, 25 Mann seien zur Verstärkung gekommen. Der Kompaniechef wies uns an, wir sollten ein Haus auf der anderen Straßenseite einnehmen, es säubern und dann ein weiteres Haus auf wieder einer anderen Straßenseite angreifen. Dort war das große Haus.
    Der Deutsche deckte uns von dort ordentlich mit Granaten ein. Da wurde Leutnant Borissow von einem Splitter an der Lippe verwundet. Leutnant Borissow ging zur Saniabteilung und ließ mich als Rangältesten mit den Jungs bei der Granatwerferbatterie, mit drei Mann, ich war der Vierte. Am frühen Morgen begannen wir den Angriff auf das Gebäude. Wir rannten über die Straße zur Hausecke und umgingen von der Ecke aus das Haus. Sahen, dass ein Mann von dort weglief. Wir schlichen weiter an der Wand entlang. Dann waren wir da. Ich sah, dass Rauch aus einem Schornstein kam, dachte, hier also. Da lief wieder ein Mann vorbei. Wir – rein in den Hof […], gingen in den Keller, forderten die Deutschen auf, sich zu ergeben. Ich rief: »Geben Sie Wachen!« [sic], forderte sie auf, sich zu ergeben. Sie schwiegen. Schwiegen die ganze Zeit. Wir beschlossen, eine Granate in den Schornstein zu werfen, aber da kam ein alter Russe aus dem Keller. Der Alte sagte, dass in dem Keller Zivilisten wohnten. Es waren elf Deutsche und fünf Verwundete da. Wir befahlen ihnen, die Waffen niederzulegen und herauszukommen. Sie kamen tatsächlich einer nach dem anderen heraus, die Verwundeten blieben da. Sofort durchsuchten wir den Keller. Unsere Verwundeten brachten wir auch dorthin. Die Hausfrau leistete ihnen Hilfe: wusch die Wunden, machte Verbände. Nun gut. Wir zogen uns zurück, weil er (ein Deutscher) um die Ecke guckte und uns von dort aus beschoss. Während die Gefangenen herauskamen, unterstützte ich mit der MPi unsere Jungs, die zu dem Keller vorrückten. Der Kerl kam immer wieder hinter der Ecke vor und schoss. Tötete Skljarow, einen MG-Schützen (leichtes MG), und noch einen Soldaten, der einfach im Keller auf den Stufen zusammenbrach.
    Es fing gerade an zu dämmern. Wir mussten an dem MPi-Schützen, der uns von der Ecke aus beschoss, vorbeikommen und in seinen Rücken gelangen. Wir arbeiteten uns sprungweise vor – einer lief, dann der zweite, der dritte. Elf Mann liefen vor, einer wurde verwundet. Und dann war die Morgendämmerung da. In einem anderen Gebäude bemerkte man uns und beschoss uns mit dem MG. Die anderen konnten nicht mehr vorlaufen. Wir blieben nur elf Mann. Weiter vorgehen konnten wir nicht.
    Da kam die Order, der Kompaniechef habe befohlen, auf Verstärkung zu warten. Unsere Artillerie ließ einen »Iwan-der-Schreckliche« losballern. Die Granaten explodierten ganz in der Nähe, in etwa 20 Metern Entfernung, »Iwan-der-Schreckliche« bestrich das andere Gebäude, wir waren so unter Beschuss, dass wir nicht rauskonnten, nichts. Wir saßen in einer Mulde und zogen die Köpfe ein, die anderen waren im Gebäude geblieben. Bei uns war hier eine Wand eingestürzt und dort auch, man konnte auf keinen Fall raus. Auf der einen Seite feuerte ein Scharfschütze aus dem Fenster, von der anderen Seite beschossen sie uns auch, auf der dritten Seite ratterte das MG. So saßen wir bis zwölf Uhr. Die Kompanie begann eine Umgehung und kam in den Rücken des Gebäudes, wo das MG ratterte. Dann näherte sich ein Panzer. Wir beobachteten seinen Vorstoß. Wir warteten darauf, dass der Panzer nahe herankam und wir in seiner Deckung weiter vorgehen konnten. Der Panzer begann, das andere Gebäude einzunehmen. Wir sahen, ein Gebäude hat er eingenommen, die Gefangenen wurden

Weitere Kostenlose Bücher