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Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Titel: Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Hellbeck
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nicht. Am späten Abend des 30. eroberten wir das Gebäude und machten dort rund 800 Gefangene. Allerdings haben nicht nur wir, sondern auch andere Bataillone dort Leute verloren. Es musste von drei Seiten blockiert werden. […] Am 30. nachts erreichte unser Bataillon das Theater. Dort wurde eine Funkanlage der Deutschen erbeutet, 400 Mann wurden gefangen genommen, Automobile, Verpflegung, Waffen wurden erbeutet, MPis, Pistolen, Gewehre; eine Unmenge Gefangener gab es. Ich persönlich nahm mit dem Bevollmächtigten der Sonderabteilung in einem Keller etwa 600 Mann gefangen, darunter einen rumänischen General, einen Divisionskommandeur. Wir waren zu zweit, hatten keine Rotarmisten bei uns. Mussten die Leute in Kolonnen antreten lassen. Wir ließen Massen von Soldaten antreten, dann kam ein Hauptmann und führte sie weg.
    Generalmajor Burmakow (Kommandeur der 38. Schützenbrigade): Wie die Gefangennahmen vor sich gingen? Ich gab die Anweisung, nicht zu warten, bis alle die Waffen abgegeben hatten. Hundert Mann sollten die Waffen hinlegen, und ab nach hinten, ein Mann sollte sie begleiten, denn es war einem um jeden leid, den man dafür abstellte. Zu der Zeit hatte ich 800 Gefangene, am 30. nahm ich noch mal zweitausend gefangen. Ich hatte die Gefangenen schon satt. Ich setzte schon die Flak-Division ein – was sollte man machen?
    Unterleutnant Karpow: Damals griffen wir schon tagsüber an. Wir nahmen ein Gebäude ein, waren nur zu zehnt, holten aber 400 bis 600 Gefangene da raus. Es war so, dass die Deutschen allesamt im Keller saßen, während fünf Scharfschützen mit ihren MPis aufs Dach stiegen und schossen.
    Hauptmann Bucharow: Die Straßenkämpfe waren sehr schwer. Hinter jedem Stein sitzt einer. Die Deutschen stellen MGs auf, tarnen sie und feuern, außerdem schicken sie Scharfschützen auf die Dächer. Wir müssen Straßen, Plätze, Gassen überqueren. Es gab Opfer bei uns, aber die kriegten mehr ab.
    Sie machten es so: verschanzten sich in einem Haus, brachten MGs in Stellung, MPi-Schützen, Scharfschützen, Panzerbüchsen-Schützen; die übrigen saßen im Keller, damit es weniger Verluste gab.
    Wir wiederum brachten unsere MPi- und PBü-Schützen in Stellung, die die Gefechtspunkte erfolgreich vernichteten. Jeder Soldat hatte Handgranaten. Sobald gegnerisches Feuer aufkam, nahmen wir die Stelle aufs Korn und vernichteten das feindliche Feuer. Wenn das Feuer schwächer geworden war, schickten wir die Soldaten nach vorne. In die Keller wurden massenhaft Granaten geworfen.
    Oberleutnant Fjodorow (36. Gardeschützendivision): Wir räucherten die Fritzen aus den Unterständen aus. Wir holen 15 Mann raus, einen behalten wir, geben ihm zu rauchen und schicken ihn zurück in den Unterstand, damit er die anderen holt. Er geht hin und bringt wieder Leute mit. Denen tun wir nichts, aber wenn dann jemand aus dem Unterstand rausguckt, schießen wir auf den.
    Oberstleutnant Winokur: Wie der Kampf geführt wurde? Wir feuern fünf-, sechsmal mit den Geschützen und schicken einen Parlamentär. Wenn sie sich nicht ergeben – wieder fünf bis sechs Schüsse, und wieder ein Parlamentär. Wenn sie nicht einverstanden sind, feuern wir wieder mit der Artillerie. Dann treten sie in Reih und Glied an und sagen »bitte, bitte«.
    Generalmajor Burmakow (Kommandeur der 38. Schützenbrigade): Am Spätnachmittag des 29. nahmen wir etwa 800 Mann gefangen. Abends besetzten wir ein deutsches Lazarett. In dem Lazarett waren verwundete Offiziere, da lag auch ein Regimentskommandeur im Range eines Majors. Das wurde mir gemeldet. Ich verhörte ihn rasch, wo der Stab der deutschen Gruppierung sei.
    Über Paulus gingen damals Gerüchte, er sei abgeflogen.
    Ich fragte den Major, wo Paulus sei. Er sagte, Paulus sei nicht hier.
    Am Morgen war der Major plötzlich tot, offenbar hatten unsere Soldaten ihn erledigt.
    In der Nacht wurde gekämpft. Im Morgengrauen des 30. fingen wir an, die Gebäude des Gebietskomitees der WKP(b) und des Gebietsexekutivkomitees, das Stadttheater und die östlichen Gebäude zu blockieren und anzugreifen. Kampf am Tag, Kampf in der Nacht.
    Schumilow rief mich an, fragte, warum ich so wenig eingenommen hätte. Denissenko habe gerade angerufen und mitgeteilt, er habe das Stadttheater besetzt, den Park.
    »Genosse General, wie kann Denissenko das Stadttheater eingenommen haben, wenn ich im Park vor dem Theater 800 Mann gefangen genommen habe?«
    Allerdings war Denissenko vielleicht nicht schuld, denn wenn man

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