Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)
rausgeführt, dann ein zweites, und schließlich nahm er das Gebäude ein, aus dem uns die MGs beschossen hatten. Wir beobachteten das alles. Dann konnten wir raus, liefen mit, hinter der Mauer, vor der Mauer. […] Als ich vorlief, sah ich, dass das Gebäude, in dem das MG gefeuert hatte, eingenommen war. […] Dann sehe ich, dass hinter der anderen Ecke des Gebäudes einer mit einem Nagant vorrennt. Ich ziele mit der MPi auf ihn. Er – zurück, und weg ist er, ich kann nicht schießen, so schnell ist er weg. Ich gehe direkt dahin, die MPi im Anschlag. Gehe rein. Sehe Wagen, Pferde. Da drängen sich Deutsche zu mir hin, schreien was. Es waren auch russische Gefangene da. Ich forderte sie auf, rauszukommen. Die Rotarmisten kamen raus: »Was haben wir auf euch gewartet!«, dies und jenes, »da sind die Deutschen. Dort ist ein Loch wie von einem Vorratskeller, eine Treppe, dort ist ihr Offizier.« Da kam ein Major in den Hof gelaufen, den Namen weiß ich nicht, und Obersergeant Tschadow, ein Komsomolze. Tschadow machte sich in der Nähe der Fahrer zu schaffen, ich hier. Der Major kam zu mir. Ich sagte zu ihm: »Da sind russische Gefangene.« Er sagte: »Hol sie her.« Ich sag ihnen einmal, sie sollen rauskommen, zweimal, dreimal – sie kommen nicht. Weiß der Teufel, was die da machen. Ich entsichere. Ich gehe die Treppe runter, ein Gefangener sagt: »Bleib weg, bleib weg da, die bringen dich um.« Er nimmt sich von seinem Kameraden einen Nagant und will mir nachkommen. Ich gehe runter in den Keller, öffne die Tür. Da sind Massen von ihnen, es ist brechend voll, und der Keller ist groß – zwei Räume. Ich sehe, sie haben sich Licht aus einer Autobatterie organisiert, Birnen aus einem Fahrzeug genommen, aber in dem Moment war es dunkel bei ihnen. Ich befahl ihnen, Licht zu machen. Zuerst, als ich reinkam, rief ich: »Peng!« Sie: »Nix peng, nix peng.« Ich blieb an der Tür stehen und sagte, sie sollten Licht machen. Sie machten mit Hilfe der Batterie Licht. Ich sagte zu ihnen: »Macht euch fertig.« Sie banden ihre Decken zusammen. Ich schickte sie raus. Sie fingen an, ihre Waffen abzugeben: Der eine hielt sie mir von hier hin, der andere von dort. Ich sagte zu ihnen: »Legt sie neben mich.« Sie legten die Waffen hin. Ich durchsuchte die Leute, einige Soldaten untersuchte ich allerdings nicht, da waren Feldwebel, die habe ich durchsucht und ganz schnell durchgelassen. Es waren mehr als tausend. Im anderen Raum waren auch Massen. Ich fing an, sie auch dort rauszuschicken. Also, wir haben sie rausgebracht. Der Major hat sie zusammengeholt, ich habe die Waffen auf einem Haufen gesammelt, der Major hat sie rausgeschickt. Ich ging auf den Hof, da lagen Patronen auf dem Boden, MPi-Magazine. Die sammelte ich auch auf und legte sie auf einen Haufen. Viele Nagants waren da, halbautomatische Pistolen, andere Waffen. Als ich auf den Hof kam, hätten sie mich leicht erledigen können – bum, und fertig. Ich kam auf den Hof – keiner da. Ich war allein. Der Major war auch gegangen, der Kommissar war auch weg. Ich ging auf die Straße. Bog um die Ecke, wo mein Bataillon angegriffen hatte, das Bataillon war fort. Während ich versuchte, mich zurechtzufinden, sah ich unseren Kommissar tot auf der Straße liegen, und unser Bataillon war fort, wer weiß wo.
Hauptmann Morosow: Gegen 17 Uhr am 28. Januar hatten wir zwei große Gebäude erobert: die Konditoreiwarenfabrik und das Ziegelhaus in der Nähe der Bahnstrecke, nicht weit vom Übergang. Diese beiden Gebäude nahmen wir ein. Die Deutschen hatten sie zu Stützpunkten gemacht.
An dem Tag verloren wir zehn Mann, MG-Schützen und PA-Leute. Wir nahmen etwa 600 Mann gefangen und liquidierten etwa 70 Deutsche. Erbeuteten Trophäen: leichte MGs, viele Granaten und MPis. Im Gebäude der Konditoreiwarenfabrik ist ein großer Keller. Wir eroberten den Keller. Dort war ein deutsches Lazarett. Dort nahmen wir etwa 200 Mann gefangen. Das wurde im Wesentlichen unser Gefechtsstand. Als wir diesen Keller erobert hatten, war vor uns rechter Hand ein weißes L-förmiges Ziegelhaus, riesengroß – das war einer der Befestigungsknoten des Gegners. Die hatten da in den Kellern überschwere MGs aufgestellt, eine Menge Schießscharten in die Wände gehauen. Von außen war nichts zu sehen. Der Platz war ins Kreuzfeuer genommen worden. Dieses Haus musste in der Nacht gestürmt werden. In der Nacht auf den 29. versuchten wir einige Male, das L-förmige Gebäude zu besetzen. Es klappte
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