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Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Titel: Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Hellbeck
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Rotarmisten, dass die deutschen Generäle und Offiziere ausnahmslos Adelige seien. [478]   Nur wenige schienen zu wissen, dass der zumeist als »General fon Pauljus« titulierte OB bürgerlicher Herkunft war. Diesem Missverständnis erlag auch der Oberbefehlshaber der 64. Armee, Schumilow. Als man den deutschen Feldmarschall aus dem Kaufhaus zu Schumilows Befehlsstand nach Beketowka brachte, überprüfte Schumilow zunächst die Identität seines Gegenübers. Paulus übergab ihm sein Soldbuch, dass Schumilow eingehend prüfte. »Dort stand geschrieben«, erzählte Schumilow den Moskauer Historikern, »dass er in der deutschen Armee dient und von Paulus heißt – der Soldat der deutschen Armee von Paulus.« [479]  
    Den zumeist aus einfachen Verhältnissen stammenden sowjetischen Kommandeuren [480]   imponierten die deutschen Offiziere mit ihrer Haltung und ihren vielen Orden. Einige äußerten sich anerkennend über die Disziplin in der Wehrmacht und über die große Autorität, die die deutschen Offiziere bei ihren Soldaten genossen. In der Roten Armee, das ließ sich ihren Worten entnehmen, genossen Offiziere nicht das gleiche Ansehen. Divisionskommandeur Roske, dem ein sowjetischer Augenzeuge »arische blaue Augen bescheinigte«, machte mit einer herrschaftlichen Geste besonderen Eindruck, als er die versammelten »Herren« einlud, sich aus seiner Zigarrenkiste zu bedienen, bevor die Kapitulationsverhandlungen einsetzten. [481]   Historisch betrachteten die Russen die Deutschen als kulturell hochstehend. Um so entsetzter äußerten sich die sowjetischen Soldaten über den Dreck und den Gestank, den sie im Kaufhauskeller vorfanden. Die Verwahrlosung der Deutschen und das nationalsozialistische Rassenregime, das in den Schildern zum Ausdruck kam, die russischen Hilfswilligen den Zugang zu deutschen Toiletten untersagten, widersprach der russisch-sowjetischen Vorstellung von der deutschen Kulturnation.
    Die deutsche Stalingradliteratur der Nachkriegszeit betont, wie kriegsmüde und nachgerade defätistich viele Wehrmachtsangehörige in den letzten Tagen und Stunden der Schlacht waren. Die Stalingrad-Protokolle vermitteln ein zum Teil ganz anderes Bild. Während zahlreiche Wehrmachtsoldaten bei ihrer Gefangennahme »Hitler kaputt« riefen, um nicht erschossen zu werden, war der bewaffnete Widerstand, auf den die sowjetischen Angreifer in der »Festung Stalingrad« stießen, außerordentlich hoch. (Das bezeugt auch Major Axjonow im Interview, S.399ff.) Ende Februar, teilte Major Anatoli Soldatow den Historikern aus Moskau mit, seien seine Soldaten in einem zerbombten Haus auf sechs Wehrmachtsoffiziere gestoßen, die mit einem dreiwöchigen Vorrat von Butter und Konserven ausgestattet gewesen seien. Ein NKWD-Bericht vermerkte, dass am 5. März 1943 ein Oberleutnant sowie ein Sergeant der Roten Armee von deutsch uniformierten Soldaten angegriffen und verletzt wurden. Nach einer Fahndung wurden acht deutsche Offiziere, die mit Pistolen und einer Funkstation versehen waren, getötet. [482]   Die mit den Deutschen verbündeten Rumänen, Tschechoslowaken und Griechen [483]   waren bei ihrer Festnahme durch die Rote Armee erleichtert, dass der Krieg für sie zu Ende war. Etliche Deutsche, vor allem Offiziere, zeigten sich hingegen hochmütig und weiterhin siegesgewiss.
    Die nachfolgenden Gespräche wurden ab dem 28. Februar 1943 [484]   aufgezeichnet, teilweise in Beketowka, dem Hauptquartier der 64. Armee, teilweise auf dem Gelände des Kaufhauses in der Stadt. Die Interviews führte Esfira Genkina, assistiert von der Stenographin Olga Rosljakowa.
    Es sprechen:
    38. motorisierte Schützenbrigade
    Generalmajor Iwan Dmitrijewitsch Burmakow, Kommandeur der 38. Schützenbrigade (Stalingrad, 28. Februar 1943)
    Oberstleutnant Leonid Abowitsch Winokur, Politstellvertreter des Kommandeurs der 38. Schützenbrigade (Stalingrad, 28. Februar 1943)
    Major Alexander Georgijewitsch Jegorow, Chef der Politabteilung der 38. Schützenbrigade (Stalingrad, 28. Februar 1943)
    Major Anatoli Gawrilowitsch Soldatow  – Stellvertretender Chef der Politabteilung und Sekretär der Parteikommission der 38. Schützenbrigade (Stalingrad, 28. Februar 1943)
    Hauptmann Iwan Sacharowitsch Bucharow, Instrukteur der Politabteilung der 38. Schützenbrigade (Stalingrad, 28. Februar 1943)
    Hauptmann Lukjan Petrowitsch Morosow, Politstellvertreter des Kommandeurs des 1. Bataillons (Stalingrad, 28. Februar 1943)
    Unterleutnant

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