Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)
36. Gardeschützendivision): Dann wurde die 38. Brigade (mot) in unserem Abschnitt eingesetzt. […] Es war schwierig festzustellen, wer Paulus’ Stab eingekreist hatte, aber es wurde der 38. Brigade zugeschrieben.
Gardeoberst Kudrjawzew (36. Gardeschützendivision): Unsere Division nahm etwa 6000 Mann gefangen. Paulus wurde von einer frischen Reserve gefangen genommen, die gerade erst in den Kampf eingetreten war.
Hauptmann Golowtschiner (Chef der 7. Abteilung der Politabteilung der 64. Armee): In der Nacht auf den 31. Januar nahm die 29. Division Verhandlungen mit Oberst Ludwig auf, dem Kommandeur der 14. Panzerdivision des Gegners, zunächst über Funk, dann kam er persönlich in den Stab, und man einigte sich, dass um sechs Uhr morgens am 31. Januar 1943 auf dem Platz am Theater die Reste der 14. Panzerdivision aufmarschieren würden und er sie uns in Gefangenschaft übergäbe. Während der Verhandlung äußerte er inoffiziell, er könnte Verhandlungen mit Feldmarschall Paulus vermitteln, der sich im Kaufhausgebäude befinde. Damit war klar, wo Paulus sich aufhielt, vorher hatten wir nur Vermutungen. Als wir unserer Führung davon berichteten, erhielten wir den Auftrag, unverzüglich Paulus’ Stab zu finden und unsere Leute dorthin zu schicken.
Nachts nun geschah in der 97. Brigade des 7. Schützenkorps Folgendes: Eine Gruppe kriegsgefangener deutscher Offiziere wurde zusammengerufen, und es wurde ihnen der Auftrag erteilt, mit einem unserer Männer zu Paulus’ Stab zu gehen und Verhandlungen aufzunehmen. Sie weigerten sich lange. Doch nach Einberufung einer Offiziersversammlung wurden zwei Männer ausgewählt, Plate und Lange. Mit Oberleutnant Wassiljew, dem Aufklärungschef der 97. Brigade, machten sie sich auf den Weg zu Paulus’ Stab. Sie kamen auch dorthin, verhandelten und einigten sich darauf, dass die Angelegenheit um zehn Uhr morgens juristisch fixiert werden sollte. Zum Beweis, dass sie dort gewesen waren, wurden Wassiljew eine Pistole und eine faschistische Flagge mitgegeben.
In derselben Nacht führten Unterhändler der 29. Division (dort gibt es ein Ausbildungsbataillon und ein Ausbildungsregiment) ebenfalls Verhandlungen mit Paulus’ Stab. Ich hielt mich zu dem Zeitpunkt im Stab der 29. Division auf. Als man mir berichtete, dass Verhandlungen im Gange waren, fuhr ich dorthin. Am Morgen kam ich am Kaufhausgebäude an. Als ich ankam, war es schon von einer Wache der 38. Brigade umstellt. Die äußere Wache war von der 38. Brigade, die innere von den Deutschen. Das Ganze war so abgelaufen, dass das 106. Regiment der 29. Division am Kaufhausgebäude vorbei- und weitergezogen war. Die 38. Brigade war vorgeprescht und hatte geistesgegenwärtig das Kaufhausgebäude umstellt, wo der Stab saß.
Generalmajor Burmakow (Kommandeur der 38. Schützenbrigade): Also, am 31. Januar 1943 um vier Uhr morgens ergaben sich mir 1800 Deutsche. Darunter waren ungefähr 200 Offiziere. Plötzlich ruft Iltschenko an, es seien drei Bataillonskommandeure dabei. Ich sage: »Unverzüglich verhören, wo sich der Stab der Stalingrader Gruppierung befindet.«
Iltschenko ruft an: »Sie versichern, der Stab und von Paulus befinden sich im Stadtzentrum, hinter dem schönen Platz, in einem Keller.«
Ich sage: »Quadrat 101.«
Auf der Stelle lasse ich die Bataillonskommandeure und ihre Stellvertreter kommen, gebe ihnen die Anweisung: die Nachricht unverzüglich an alle Soldaten weiterleiten, unverzüglich das komplette Gebäude erkunden und blockieren. Ich weiß, dass irgendwo hier das Kaufhaus und das Hotel sind. Ich sage ihnen, dass dort der Platz liegt. Es ist der Platz der Gefallenen Kämpfer. Unverzüglich das Gebäude blockieren. Es wird schwer sein, den Platz zu passieren. Granatwerfer heranholen, das Feuer eröffnen und blitzschnell den Platz passieren.
Hauptmann Morosow: Wir vernichteten seinen letzten Stützpunkt auf den Zugängen zum Kaufhaus und nahmen dort 48 Mann und einen Dolmetscher gefangen. Ich befand mich dort, wo die Barrikade stand. Als unsere Leute das Haus erobert hatten und anfingen, die Gefangenen rauszuholen, ging ich gleich zum Bataillon und bog an seiner linken Flanke zum Kaufhaus ab. Das Tor und alles in der Nähe war vermint. Wir holten ein schweres MG her, PBüs, MPi-Schützen. Rechts von uns rückten das 3. Bataillon und ein anderes Bataillon vor. Im Wesentlichen war der ganze Häuserblock eingekreist. Von der Wolga her feuerte Artillerie. Als wir das Theater
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