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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Männern Mitleid zu haben.«
    »So leicht kann ich nicht vergeben.«
    »Clare, ich weiß, daß du nicht in der Stimmung bist, auf mich zu hören, aber ich möchte dich trotzdem bitten, nicht alle Männer wegen der Sünden eines Teils von Ihnen zu verdammen.«
    »Hast du deinen ersten Mann nicht gehaßt?«
    Johanna seufzte. »Doch«, gab sie zu. »Aber ich habe nicht alle gehaßt. Mein Vater hätte mich vor Raulf beschützt, wenn er noch am Leben gewesen wäre. Ich hätte bei ihm Unterschlupf gefunden. Mein Bruder Nicholas kam mir zu Hilfe, als er bemerkte, was sich abspielte.«
    »Als er bemerkte? Hast du ihm es denn nicht gesagt, nachdem du zum ersten Mal verprügelt worden bist?«
    »Es ist schwer zu erklären, Clare«, antwortete Johanna. »Raulf war nicht wie Robert, und ich war viel jünger damals. Er hat mich nicht sofort nach unserer Hochzeit geschlagen. Zuerst hat er angefangen, mein Selbstvertrauen zu zerstören. Ich war naiv und auch sehr verängstigt, und wenn du immer wieder als dumm und nutzlos bezeichnet wirst von jemanden, der dich eigentlich lieben und beschützen soll, nun, dann beginnst du mit der Zeit selbst an diesen Unsinn zu glauben. Ich sagte meinem Bruder nichts, weil ich mich zu sehr schämte. Ich dachte immer, mit der Zeit würde die Lage sich bessern. Zum Glück glaubte ich nie daran, daß ich die Mißhandlungen verdiente, und schließlich begriff ich, daß Raulf sich bestimmt nicht ändern würde. In diesem Moment wußte ich, daß ich einen Weg finden mußte, um wegzulaufen. Ich wäre zu Nicholas gegangen, aber dann war es schon nicht mehr nötig. Mein Mann starb.«
    Johanna hielt inne, um sich zu beruhigen. »Du würdest Nicholas nicht hassen, wenn du ihn kennen würdest. Er ist der Grund, warum ich Gabriel geheiratet habe. Und meinen Mann kannst du bestimmt nicht hassen. Ich glaube, das kann niemand.«
    »Das tue ich auch nicht«, antwortete Clare. »Er hat mir geholfen, und dafür bin ich ihm dankbar. Allerdings macht er mir angst. Du hast offenbar noch nicht bemerkt, wie riesig dein Mann ist. Und sein Benehmen ist … sehr rauh.«
    »Er kann recht überwältigend sein, aber nur, wenn man ihn läßt« ; gab Johanna lächelnd zurück. »Clare, du hast unglaublichen Mut bewiesen, als du dich gegen Robert zur Wehr gesetzt hast. Du mußt doch gewußt haben, was passiert. Du bist fast umgebracht worden.«
    »Das Spiel ist vorbei, nicht wahr? Ich werde meinem Vater also die Wahrheit sagen. Versprochen.«
    »Wird er dich zu den MacInnes zurückschicken?«
    »Ich weiß es nicht. Er will diese Allianz besiegeln.«
    Johanna wurde es übel. Der Gedanke daran, daß Clare wieder in Roberts Fänge gezwungen würde, war zu abstoßend. Und eines wurde ihr klar: Sie würde es auf keinen Fall zulassen.
    »Sag deinem Vater noch nicht die Wahrheit«, wandte Johanna ein. »Ich muß erst nachdenken. Ich lasse dich nicht zurückgehen. Unter keinen Umständen. Wir müssen uns eine Lösung einfallen lassen.«
    »Was kümmert es dich, Johanna? Du bringst dich doch selbst in Gefahr. Mein Vater …«
    Johanna ließ sie nicht ausreden. »Clare, ich glaube, du hast bereits einen großen Sieg errungen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Du warst in einer furchtbaren Lage und hast den ersten und wichtigsten Schritt unternommen. Ich hätte nicht unbedingt diesen Weg der Freiheit beschritten, aber das zählt jetzt nicht. Du bist entkommen, verstehst du? Du kannst dich jetzt nicht mehr rückwärts bewegen.«
    »Und was soll passieren, wenn die Männer meines Vaters gegen die MacBains vorgehen, weil ich gelogen habe?«
    Johanna schüttelte den Kopf. »Wir finden einen Weg, das zu vermeiden.«
    »Wie denn?«
    »Ich weiß nicht … noch nicht. Aber du und ich sind nicht dumm. Wir werden uns schon aus diesem Dilemma befreien.«
    »Aber wieso willst du deinen Clan dieser Gefahr aussetzen?«
    »Ich glaube nicht daran, daß man einen für den anderen opfern soll«, sagte Johanna fest. »Ich glaube daran, daß jede Frau die Verpflichtung hat, sich um andere zu kümmern. Wenn eine leiden muß, tun wir das dann nicht alle?«
    Johanna wußte, daß sie sich sehr konfus anhören mußte. Es war so schwer, diese Gefühle auszudrücken. »Einige Männer blicken verächtlich auf uns Frauen herab. Es gibt Kirchenmänner, die uns für minderwertig halten. Gott aber tut das nicht, das darfst du nie vergessen, Clare. Ich habe lange gebraucht, um es zu verstehen. Es sind Männer, die die Gesetze und Regeln machen, nicht Frauen. Sie erzählen uns,

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