Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)
waren dagegen. Unter den Gästen war auch ein Offizier eines Sklavenschiffs, der zu sagen versuchte, der Handel sei gut und wichtig, aber wann immer er das Wort erhob, wurde er von den anderen unterbrochen. Das Thema ist jetzt eins, das ganz normale Menschen stark beschäftigt.«
»Das Gleiche habe ich bei dem Buchhändler festgestellt.« Jean zeigte auf den Stapel Bücher auf dem Tisch. »Es gab eine ganze Anzahl Bücher und Schmähschriften gegen den Sklavenhandel und auch mehrere von ehemaligen Sklaven verfasste Berichte. Einschließlich dieses von einer afrikanischen Prinzessin geschriebene Buch hier.« Sie reichte ihm die Ausgabe, die sie gerade las. »Sieh nur.«
Er betrachtete die Gravur einer gut aussehenden Afrikanerin auf der Titelseite. »Großer Gott, das ist ja Adia! Warum hat sie nicht erwähnt, dass sie ein Buch geschrieben hat?« Dann kam ihm ein Gedanke. »Könnte sie gelogen und uns die Geschichte einer anderen Frau erzählt haben? Vielleicht hat sie dieses Buch gelesen und die Informationen benutzt, um uns zu täuschen. Aber warum?«
»Ich glaube schon, dass Adia das Buch geschrieben hat, doch nicht in ihren Jahren in London, bevor sie ihre eigene Zeit verließ und zu uns kam«, sagte Jean gedankenvoll. »Sie muss das Buch nach unserer Abreise auf Santola verfasst haben. Aber wenn ja, warum wurde es dann erst jetzt veröffentlicht?«
»Möglicherweise hat sie dreißig Jahre gebraucht, um es zu schreiben. Oder es dauerte so lange, einen Verleger dafür zu finden.« Nikolai runzelte die Stirn. »Oder vielleicht hat sie es zurückgehalten, um es erst jetzt, da die öffentliche Unterstützung der Abolitionsbewegung wächst, herausgeben zu lassen.«
»Also lebt sie jetzt in London, weiß aber vermutlich nichts von ihrem Buch, weil sie es vor ihrer Zeitreise nicht geschrieben hatte. Sie hätte es uns bestimmt erzählt, wenn sie es geschrieben hätte, bevor sie sich in eine andere Zeit begab.« Jean verzog das Gesicht. »Das ist alles so kompliziert! Wann immer ich an Reisen durch die Zeit denke, kann ich Kopfweh nahen fühlen.«
»Dann denk nicht daran«, riet Nikolai, während er in dem Buch blätterte.
»Der Buchhändler meinte, dass ihre Geschichte sich sehr gut verkaufen wird. Und ihre Familie kann das Geld bestimmt gebrauchen.« Jean seufzte. »Adia hat sicher Vorkehrungen getroffen, damit sie davon profitieren können, falls sie selbst nicht mehr zurückkann.«
Nikolai warf Jean einen raschen Blick zu, als er in ihrer Stimme ihre eigene sehnsüchtige Hoffnung hörte. »Vielleicht werden die Vorfahren ihr helfen zurückzukehren, da sie ihnen so gut dient.« Er senkte den Blick wieder auf das Buch. »Wie ich sehe, hat sie einige Namen geändert, aber die Ereignisse sind sehr detailliert und überzeugend dargestellt.«
»Und einige sind entsetzlich«, sagte Jean leise.
Nikolai war bei der Beschreibung von Adias Vergewaltigung, als sie kaum mehr als ein Kind gewesen war. Sie hatte auf Einzelheiten verzichtet, doch was sie schrieb, war überaus bewegend. »Eines Tages wird es keine Sklaverei mehr geben.« Mit grimmiger Miene schloss Nikolai das Buch. »Und wir beide und Adia werden das Unsere dazu beigetragen haben, sie zu beenden.«
30. Kapitel
K
ofi hatte sich in all den Jahren kaum verändert, bis auf ein paar weiße Haare zwischen seinen schwarzen. Er nahm das neuerliche Erscheinen von Jean und Nikolai gelassen hin. »Ich habe mich schon gefragt, ob ich euch wiedersehen würde. Wie ich sehe, funktioniert die Zeitmagie noch immer.«
»Ja, und wir brauchen auch wieder Hilfe«, sagte Nikolai verlegen. »Wir haben unsere jetzige Aufgabe erfüllt, und es wird Zeit, den nächsten Zeitzauber zu wirken. Kannst du uns wieder behilflich sein?« Ganz selbstverständlich wählte auch er die vertrauliche Anrede für den Verbündeten.
Der ältere Mann nickte. »Aus meiner Tochter ist eine mächtige Priesterin geworden. Gemeinsam sollten wir stark genug sein, wenn wir unsere und eure Macht zusammenlegen. Seid ihr bereit?«
Sie hatten ihre wenigen Habseligkeiten gepackt und trugen ihre unauffällige Reisekleidung. Es dauerte nur ein paar Minuten, das Ritual vorzubereiten. Kofis Tochter Mary war ein schlankes Mädchen mit karamellfarbener Haut. Wie ihr Vater glühte sie vor Macht. Da sie schon über Nikolais und Jeans Mission im Bilde war, waren keine Erklärungen vonnöten.
Der Kreis wurde geschlossen, Nikolai und Jean hielten die nächste Perle zwischen ihren Handflächen, die Energie wurde
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