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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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zurückzukommen.
    Was sollte sie tun, falls er es sich anders überlegte und sie doch verführen wollte? Die Luft zwischen ihnen hatte geknistert vor Erotik, und das war keineswegs nur einseitig gewesen. Sie mochten Gegner sein, aber sie fühlten sich auch auf unwiderstehliche Weise zueinander hingezogen. Zutiefst beunruhigt, legte Jean sich wieder hin. Würde Gregorio seine Rachegelüste gegen ihre Familie aufgeben, wenn sie seine Geliebte wurde? Möglich. Aber sie hatte die böse Vorahnung, dass es sie ihre Seele kosten würde, ihre Familie auf diese Art zu retten.

 
    Nikolai ging an Deck hinauf, um sich abzuregen. Mit der schottischen Hexe zu reden, brachte ihn immer durcheinander. Zu Beginn mochten sie eine halbwegs angenehme Unterhaltung führen, bis er wieder daran erinnert wurde, dass sie eine Macrae und damit seine Feindin war. Er hätte sich nur allzu gern von ihr unterrichten lassen, soweit sie dazu in der Lage war, doch wenn er ihr Schüler werden würde, würde dies ihr eine gewisse Macht über ihn verleihen, was unannehmbar für ihn war.
    Nach dem, was sie über ihre begrenzte Macht gesagt hatte, wäre sie vermutlich ohnehin keine besonders gute Lehrerin. Nikolai stützte die Hände auf die Reling und atmete tief die frische Seeluft ein. Aber in einem hatte die kleine Hexe recht - es roch nach schlechtem Wetter. Auch in der feuchteren, weicheren Beschaffenheit der Luft konnte er die bevorstehende Veränderung wahrnehmen.
    Würde es ein größerer Sturm sein? Das Mittelmeer kannte die wütenden Sturmwinde des Atlantiks nicht, doch auch seine Stürme waren gefährlich genug. Kam ein solcher auf sie zu, oder war es nur ein ganz gewöhnliches Gewitter?
    Jean Macrae hatte gesagt, sie könne Wettermuster aufspüren. Nikolai schloss die Augen und konzentrierte seine ganze Energie darauf, die sich nähernden Winde und Regenwolken wahrzunehmen, aber ihm war kein Erfolg beschieden. Auf diesem Gebiet hatte er nicht mehr Talent als jeder erfahrene Seemann. Also verfügte die schottische Hexe trotz ihrer gegenteiligen Behauptungen wohl doch über eine gewisse Wettermacht.
    Nikolai gab der Besatzung Anweisung, sich auf einen Sturm vorzubereiten, und ging dann zu seiner Kabine hinunter. Gegen Morgen würde er wissen, wie genau Jeans Wettervorhersage war.

 
    Das Unwetter schlug mit einer Härte zu, die das Schiff am Bug nach vorne drückte und Jean fast aus ihrer Koje warf. Die Heftigkeit der Bewegung ließen sie erschrocken aus dem Schlaf auffahren. Sie hatte zwei Stürme auf der Fahrt nach Marseille erlebt, aber sie waren nichts gewesen im Vergleich zu diesem hier.
    Mithilfe ihres verbesserten Wettergespürs griff sie in den Himmel, um die innere Kraft des Sturmes zu erspüren. Er war stärker als jeder andere, den sie je berührt hatte, doch vielleicht kam ihr das auch nur so vor, weil sie besser darin geworden war, das Wetter einzuschätzen.
    Das Schiff hob sich und fiel dann so abrupt wieder herab, dass sie für den Bruchteil von Sekunden über ihrer Koje schwebte. Gott, sie wünschte, Duncan wäre hier! Er könnte diese Winde eindämmen und sie in eine andere Richtung lenken, aber sie war leider nicht dazu imstande.
    Jean hielt sich an dem kleinen Geländer ihrer Koje fest, als das Schiff einen erneuten Satz in die Höhe machte. Etwas in der Kabine fiel herunter und zerbrach.
    Obwohl sie sonst nie unter Seekrankheit zu leiden hatte, drehte sich ihr jetzt der Magen um vor Furcht. Frische Luft würde sicher helfen, doch so, wie das Wasser gegen den Schiffsrumpf krachte, würde die Kabine überflutet werden, wenn sie das Bullauge öffnete. Ihrem Magen zuliebe setzte sie sich in der Koje auf, drückte sich in eine Ecke und hielt sich fest, so gut sie konnte. Bei dem heftigen Schlingern des Schiffes musste sie sich unwillkürlich fragen, wie die Justice sich noch über Wasser hielt.
    Vielleicht war der Sturm ja doch nicht so schlimm, wie sie glaubte. Sie war eine Landratte. Bestimmt hatte sie die Macht des Unwetters falsch eingeschätzt. Gebe Gott, dass sie sich irrte!
    Sie erzeugte eine magische Lichtkugel und platzierte sie an der Wand neben sich. Im Licht erschien alles gleich weniger bedrohlich. Der Wasserkrug vom Waschtisch war zerbrochen, als er aus seiner Halterung herausgefallen war. Die flachere Waschschüssel stand noch sicher in ihrer Vertiefung. Zumindest hoffte Jean, dass sie dort sicher war - sie hatte jedenfalls nicht vor, die Kabine zu durchqueren, um das Ding woanders hinzustellen.
    Während Sturm

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