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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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und Wellen auf das Schiff einschlugen, betete sie so aufrichtig und inbrünstig, wie seit dem Aufstand nicht mehr. Auch damals hatte sie um göttliche Hilfe gefleht, um sich und ihre Männer sicher heimzubringen. Heute Nacht betete sie darum, dass Gregorio ein so guter Seemann war, wie sie glaubte, und dass er und seine Mannschaft sie während dieses Sturmes über Wasser halten würden.
    Wumm! Das ganze Schiff erzitterte und legte sich zur Backbordseite. Wahrscheinlich war einer der Masten umgerissen worden. So viel zu der Hoffnung, dass ihre Ängste unbegründet waren.
    Jean wurde von kalter Angst gepackt, als sie innerhalb des Schiffes Wasser rauschen hörte. Wenige Momente später setzte das Unheil verkündende Geräusch der Pumpen ein. Der umgestürzte Mast musste den Rumpf beschädigt haben, denn das Schiff hatte noch immer Schlagseite nach Backbord und erbebte unter dem Ansturm des Windes und der Wellen.
    Jean kämpfte sich von ihrer Koje über den zur Seite geneigten Boden zu der Tür vor, um sie aufzuschließen. Der Gedanke, in einer verschlossenen Kabine zu ertrinken, entsetzte sie, obwohl sie wusste, dass es ihr nicht das Leben retten würde, an Deck zu laufen, falls das Schiff tatsächlich sank. Sie würde höchstens über Bord geschleudert werden, bevor sie ein paar Schritte tat. Aber das schien ihr immer noch ein besserer Tod zu sein, als wie eine Ratte in einer Regentonne zu ertrinken.
    Jean fand ihre Schuhe, die quer durch die Kabine geschleudert worden waren, und zog sie an, um ihre Füße vor den Scherben des Wasserkruges zu schützen. Dann kehrte sie zu ihrer Koje zurück und hielt sich an ihr fest, so gut sie konnte.
    Sie musste ihr Vertrauen auf Gott oder Gregorio setzen. Einer von beiden würde schon genügen.
    Plötzlich flog die Tür auf, und Nikolai Gregorio stürzte in die Kabine. Er war bis auf die Haut durchnässt, aus seinem Umhang floss das Wasser, und er trug nicht einmal eine Kopfbedeckung. »Verdammt«, brüllte er, »Ihr hattet recht! Das ist der schlimmste Sturm, in dem ich je gesegelt bin. Ihr seid eine Macrae, also beendet ihn!«
    »Das kann ich nicht!«, rief Jean bestürzt. »Ich bin kein Wettermagier!«
    »Aber das Nächstbeste, was wir haben.« Er packte sie am Arm und zog sie aus der Koje. »Wenn Ihr nicht sofort handelt, werden wir alle sterben, also werdet Ihr jetzt verdammt noch mal was unternehmen!«
    Jean atmete tief ein und fragte sich, was sie denn schon tun könnte. Dass sie mit der Theorie vertraut war, hieß noch lange nicht, dass sie auch die Macht besaß, das Unwetter zu kontrollieren. »Ich werde es versuchen. Doch dazu brauche ich Eure Hilfe, und ich werde mir auch den Sturm ansehen müssen.«
    »Wie Ihr meint.« Gregorio zog sie schon zur Tür. »Und löscht diese Laterne! Was für eine Verrückte hat mitten in einem Sturm in ihrer Kabine Feuer brennen?«
    »Das ist magisches Licht, keine Laterne!«, beschied sie ihn in scharfem Ton.
    Für einen Moment blieb sein Blick interessiert an dem kleinen Licht hängen. »Ihr könnt mir später beibringen, wie man das zustande bringt, falls wir diesen Sturm hier überleben sollten.«
    Jean zog sich noch mehr Prellungen zu, als Gregorio sie den zur Seite geneigten Gang entlangzog, der jetzt viel zu schmal für beide war. Er stieg als Erster die Leiter hinauf und packte Jean, als sie das Deck erreichte und der heulende Wind sie beinahe umwarf. Sie war innerhalb von Sekunden bis auf die Haut durchnässt.
    Die Welt war ein einziges Chaos aus Wind und Wasser, die Elemente peitschten das Schiff und die Seeleute, die sich abmühten, um es zu retten. Ein Offizier brüllte Befehle, die in dem Getöse jedoch kaum zu hören waren, während hoch oben in der Takelage Männer herumkraxelten und die Segel refften. Einige waren gerissen, doch die meisten waren schon eingeholt.
    Während Jean sie noch besorgt beobachtete, verlor einer der Seemänner den Halt und fiel. Er schaffte es gerade noch, eins der Taue zu ergreifen. Für einen Moment schwenkte der Sturm ihn hin und her wie eine Flagge, aber dann ergriffen ihn zwei andere Männer und brachten ihn in Sicherheit. Einer dieser Retter war fast völlig nackt. Ein befreiter Galeerensklave vermutlich, der mit der regulären Crew zusammenarbeitete.
    Wie Jean sich schon gedacht hatte, war ein Mast gebrochen. Es war der Hauptmast, der einen kleinen Teil des Backbordrumpfes zerstört hatte, dessen in der See treibende Überreste für die gefährliche Schräglage des Schiffes verantwortlich

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