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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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eigenständige starke Wettermagier werden.« Und sie gehörte leider nicht zu diesen wenigen Auserwählten.
    Jean tunkte eine Ecke des Brotes in die Brühe und kaute es langsam. Ihr Magen schien allmählich wieder bereit zu sein, solide Nahrung aufzunehmen. »Ich kann Wettermuster ein bisschen besser aufspüren als der durchschnittliche Wächter, doch das ist auch schon alles. Ein wirklich mächtiger Macrae'scher Wettermagier kann einen Sturm über Russland spüren oder die Winde aus den westlichen Meeren zusammenziehen.«
    Nikolai legte interessiert den Kopf zur Seite. »Und was spürt Ihr jetzt gerade?«
    »Wenn Ihr das wirklich wissen wollt ...« Sie stellte ihre Tasse in die Waschschüssel und schloss die Augen. Das Wetter war heute freundlich und sonnig, doch das würde sich bald ändern. »Ein Sturm kommt auf. Ein ziemlich starker Sturm sogar. Er wird noch vor dem Morgen hier sein.«
    »Das Wetter verändert sich«, pflichtete er ihr bei. »Die meisten Seemänner entwickeln ein Gespür dafür. Aber ich hätte eher gedacht, es würde nur ein bisschen Regen geben, keinen ausgewachsenen Sturm.«
    Jean zuckte mit den Schultern und griff wieder nach ihrer Tasse. »Ich könnte mich auch irren. Mit mir können die Macraes keine große Ehre erlangen. Aber wenn ich recht habe, solltet Ihr tun, was auch immer Schifffahrtskapitäne tun, wenn ein Sturm im Anzug ist.«
    »Ich werde daran denken.« Er musterte sie neugierig. »Wettervorhersagen wären uns auf See sehr nützlich, falls Ihr auch nur ein bisschen was davon versteht.«
    »Ich habe nie behauptet, gut zu sein.« Ihre vielen Unzulänglichkeiten auf dem Gebiet der Magie hatten Jean vor Eitelkeit bewahrt. »Ich habe eine gute Ausbildung genossen, deshalb verfüge ich über ein Grundwissen im Umgang mit Magie, aber meine Begabung war nie allzu groß. Mein Bruder war der Wunderknabe.«
    Als sie Gregorios Ausdruck wechseln sah, wünschte sie, sie hätte Duncan nicht erwähnt. Der Kapitän schien uneins mit sich zu sein, ob er an einer Frau Vergeltung üben wollte, doch bei ihrem Bruder würde er nicht solche Bedenken haben. Duncan konnte sich zwar in allen Situationen sehr gut behaupten, aber Gregorio wäre ein formidabler Gegner.
    Vielleicht würde es helfen, wenn Gregorio begänne, sich ihren Bruder als Mensch aus Fleisch und Blut statt einer gesichtslosen Zielscheibe seiner Rache vorzustellen. »Als Duncan und seine Frau sich kennenlernten, war er so fasziniert von ihr, dass er Gewitterstürme anzog. In ihrer Hochzeitsnacht zerstörte er versehentlich beinahe ein kleines Dorf. Magie ist gefährlich, wenn sie nicht unter Kontrolle ist. Was für eine Art von Ausbildung habt Ihr erhalten?«
    Wieder runzelte er die Stirn. »Keine, nachdem Euer Vater mich verraten hatte. Alles, was ich seither gelernt habe, musste ich mir selbst erarbeiten.«
    Das erregte ihr Interesse. Es war schwer, ohne Anleitung zu lernen, wie man Macht benutzte. »Hattet Ihr Schwierigkeiten damit, Euch selbst zu unterrichten?«
    »Es gab ... unerfreuliche Momente. Zum Glück habe ich keinen ernsthaften Schaden angerichtet.« Er zögerte, bevor er fortfuhr: »Ehrlich gesagt musste ich meine Macht aus Sicherheitsgründen unterdrücken. Wahrscheinlich habe ich einen Großteil meines Potenzials damit zerstört.«
    »Soviel ich weiß, ist es unmöglich, magisches Potenzial zu zerstören, jedenfalls gilt das für uns Wächter«, sagte Jean. »Deshalb gehe ich davon aus, dass Ihr all Eure magischen Fähigkeiten nach wie vor besitzt, auch wenn Ihr sie lange unterdrückt und weggeschlossen habt.«
    Ein Ausdruck schmerzlicher Sehnsucht huschte über sein Gesicht, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte. »Könnt Ihr mir mehr beibringen, Jean Macrae?«
    »Ihr habt meine Schwäche entdeckt. Ich unterrichte gern.« Das Unterrichten hatte zu ihrer innigen Verbundenheit mit den ehemaligen Hörigen des Magiers geführt, und danach hatte sie überall auf den Besitzungen ihres Bruders Schulen gegründet, selbst auf den abgelegensten. Wenn sie Gregorio unterstützen konnte, müsste es ihr eigentlich bei ihrem Umgang mit ihm helfen. »Würde Euch zu unterrichten das Unrecht wiedergutmachen, das mein Vater Euch vermeintlich zugefügt hat?«
    »Nichts kann diese Schuld begleichen.« Damit wandte er sich auf dem Absatz um und stürmte erbost aus der Kabine.
    Was für ein launischer Bursche er doch war! Jean schloss die Tür wieder ab, so wenig das auch nützen würde, sollte er beschließen, noch einmal

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