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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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waren. Männer waren dabei, die Taue zu kappen, um den Mast vom Schiff zu lösen und es von den schweren, nassen Segeln zu befreien, die die Wirkung eines riesigen Ankers hatten.
    Während Jean noch zusah, durchtrennten die Männer die letzten Taue, worauf das Schiff wieder eine aufrechtere Lage annahm, obwohl es noch immer heftig schlingerte und mit den Wellen stampfte.
    Gregorio legte einen Arm um Jean und zog sie zum Steuerhaus, das ein Minimum an Schutz bot. Drinnen kämpften zwei Männer mit dem Steuer, um das Schiff im Wind zu halten. »Könnt Ihr hier arbeiten?«
    Jean nickte und wandte sich der offenen Seite des Steuerhauses zu. »Ich bin aber nicht stark genug, um das allein zu tun. Ich werde etwas von Eurer Macht benötigen.«
    »Nehmt Euch, was Ihr braucht.« Gregorios dunkle Augen hatten einen fiebrigen, gehetzten Blick. Nicht aus Furcht um sich selbst, wie Jean erkannte; er fürchtete vielmehr um seine Männer und seine Sache.
    Als er sah, dass sie vor Kälte zitterte, nahm er seinen Umhang ab und legte ihn ihr um die Schultern. Der schwere, nasse Stoff fiel bis aufs Deck, aber er schützte sie zumindest vor dem Wind.
    Mit der linken Hand hielt sie sich am Türrahmen des Steuerhauses fest und legte die rechte um Gregorios Handgelenk. Wie immer, wenn sie sich berührten, fand ein heftiger Energieaustausch zwischen ihnen statt, und diesmal folgte Jean dieser Energie in Gregorios Geist, um seine Macht zu prüfen.
    Er war tief und verschlungen wie ein Labyrinth im Mittelpunkt der Erde. Sie konnte nicht einmal annähernd erraten, wie viel Macht Gregorio hatte - ihre Wurzeln reichten bis nach Afrika. Obschon er nicht imstande sein mochte, diese Macht zu nutzen, war sie trotzdem da, dunkel und pulsierend. »Das wird nicht angenehm«, warnte Jean. »Aber wehrt Euch nicht. Es ist die einzige Möglichkeit.«
    Und dann griff sie rücksichtslos in Gregorios Energiefeld. Er schnappte nach Luft, als die Verbindung hergestellt wurde, doch es gelang ihm, seine instinktiven Abwehrmechanismen zu beherrschen. Jean zwang sich, keine Zeit mit einer gründlicheren Erforschung seiner faszinierenden Tiefen zu vergeuden, sondern richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Sturm. Er war so kraftvoll und wild, dass er aus dem hohen Norden kommen musste. »Der Sturm erstreckt sich in alle Richtungen. Er muss aufgelöst werden, denn wir können ihm nicht standhalten.«
    Gregorios Zähne blitzten weiß im Dunkel. »Dann vernichtet ihn!«
    Obwohl Jean keine Wettermagierin war, hatte sie die Technik der Wetterkontrolle erlernt. Deshalb stellte sie sich zuerst auf die gewaltige Energie ein, die den Wind und Regen trug. Wenn sie sich destabilisieren ließ, würde diese außer Kontrolle geratene Kraft sich vielleicht auflösen oder wenigstens von ihrem Kurs abgelenkt werden.
    Als Jean das volle Muster erkannte, kam ihr der Gedanke, dass sie vielleicht doch etwas bewirken konnte. Der Prozess war überaus gefährlich - doch nicht ganz so sehr, wie einfach händeringend abzuwarten und zu hoffen, dass sie überlebten.
    Nachdem sie mehrmals tief durchgeatmet hatte, schloss sie die Augen und ließ ihr Bewusstsein in den Sturm einfließen. Die Kraft der aufgewühlten Energie riss sie fast in Stücke. Verzweifelt griff sie nach Gregorios Macht, an der sie sich festklammerte wie an einer Rettungsleine, während sie seine Energie mit ihrer eigenen vereinte. Gott sei Dank hatte Gregorio die Stärke, sie zusammenzuhalten, obwohl Jean spürte, wie er erschauerte, als sie sich seiner Energie bediente.
    So gestärkt, ließ sie sich mit dem Sturm herumwirbeln und suchte nach einem schwachen Punkt. Sie fand eine Stelle, wo der Luftdruck anders war, und stürzte sich mit ihrer Kraft und der Gregorios hinein.
    Großer Gott, was für ein erhebendes Gefühl das war! Sie kam sich vor wie ein sich aufschwingender Adler. Kein Wunder, dass Duncan keine Worte hatte, um die Wettermagie zu beschreiben. Es gab keine Worte, um dieses unglaubliche Einssein mit der Natur in ihrer unverfälschtesten Form zu beschreiben.
    Aus dem Sturm heraus griff sie nach warmer, trockener Luft über der Sahara. Als sie sie fand, zog sie die absolute Windstille in den Spalt, den sie in dem tobenden Sturm erzeugt hatte. Sowie die Saharaluft an Ort und Stelle war, begann Jean, die Luft auszudehnen.
    Es war eine ungeheuer strapaziöse Arbeit, deren Anstrengung Jean in jeder Faser ihres Körpers spürte. Aber sie schaffte es ... sie schaffte es! Der Sturm, der sich aus sich selbst genährt

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