Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)
hat.« Adia beugte sich vor, um ihn zu küssen, und dann liebten sie sich wieder. Eine Verzögerung bedeutete nicht nur, dass sie ihm Magie mitgeben und er seine Tochter sehen konnte, sondern auch eine letzte Chance für sie, ihre Körper und Seelen miteinander zu vereinen. Sie hatte sich seit Monaten nach seiner Berührung und seinem Duft gesehnt, und nun blieb ihr gerade noch ein Tag mit ihm.
Den Schutzzauber stellte sie selbst her. Der kleine, bemalte Wegfinderstein kam von einer weisen Frau, die auf der Nachbarplantage lebte, und die Symbole auf dem Stein waren mit Daniels Blut gefärbt. Wenn er so weit war, Adia und Molly nachkommen zu lassen, konnte er ihr den Stein schicken, der sie dann zu ihm führen würde.
Während sie ihm erklärte, wie er den Stein benutzen sollte, weigerte sie sich zu glauben, dass sie nie wieder zusammen sein würden.
Nach drei Tagen in Freiheit wurde Daniel eingefangen und nach Magnolia Manor zurückgebracht. Die Aufseher banden ihn zwischen zwei Bäumen an und peitschten ihm die Haut vom Rücken.
Aber vielleicht wirkte Adias Schutzzauber, denn Daniel starb nicht an seinen Verletzungen. Mit Salben, Gebeten an Adias Großmutter und der erfahrenen Pflege der weisen Frau der Plantage erholte er sich verblüffend schnell, auch wenn sein Rücken immer von Narben gezeichnet bleiben würde. Adia war nicht einmal bewusst gewesen, wie sehr sie das Gefühl seiner glatten, straffen Haut unter ihren Händen geliebt hatte, bis diese Glätte und Unversehrtheit nicht mehr da waren. Aber die vielen Narben waren auf andere Weise wichtig, da sie sie immer an die Tapferkeit ihres Mannes erinnern würden.
Sobald Daniel erholt genug war, lief er erneut davon. Diesmal wurde er nicht wieder eingefangen. Adia arbeitete still und gab sich Mühe, gefügig zu erscheinen. Als sie von dem Aufseher nach Daniel gefragt wurde, erklärte sie bitter, sie habe diesen verdammten Kerl auf Knien angefleht, nicht wegzulaufen. Es war so leicht, die Herren zu belügen!
Einen Monat später erhielt sie auf einem kleinen, zerknitterten Stück Papier eine Nachricht von Daniel.
Ich bin sicher, liebe dich und Baby. D.
Sie dankte der Vorsehung, dass sie Daniel schreiben gelehrt hatte und dass das geheime Netzwerk der Sklaven solche Nachrichten weitergab.
Es kam immer wieder einmal eine Nachricht, aber ganze zwei Jahre vergingen, bis Adia den kleinen, mit Daniels Blut bemalten Wegfinderstein zurückerhielt. Er war in ein zerlumptes Stück Stoff eingewickelt, auf das Daniel geschrieben hatte:
Geh immer in Richtung Norden. Hab dich lieb. Daniel Adams.
Der Wegfinderstein war still gewesen, als sie ihn Daniel gegeben hatte, aber er hatte ihn zwei Jahre bei sich getragen und ihn, bevor er ihn zurückgeschickt hatte, mit seinen Gebeten um ihre sichere Ankunft aktiviert. Jetzt glühte er geradezu vor Macht. Adia hielt ihn in der Hand und versuchte, in verschiedene Richtungen zu gehen. Der Stein erwärmte sich, als sie nach Norden ging. Wenn sie diese Richtung einschlug, würde sie Daniel finden. Ihr gefiel der Gedanke, endlich einen Familiennamen zu haben. Wenn sie wieder zusammen waren, würde sie Daniel fragen, warum er sich für Adams entschieden hatte.
Sie suchte die weise Frau und einen alten Mann aus der Zuckermühle auf, der ein bisschen von Magie verstand, und stellte mit ihrer Hilfe kleine Lederbeutel her, die sie und ihre Tochter um den Hals tragen würden. Die magischen Glücksbringer würden dafür sorgen, dass die Leute sie auf ihrer Reise kaum bemerkten. Adia hatte einen ähnlichen Zauber benutzt, um sich vor unerwünschter männlicher Aufmerksamkeit zu schützen, doch dieser hier war stärker, weil die weise Frau größere Macht besaß als Adia selbst. Für den Fall, dass die magischen Beutel sich als nützlich erweisen sollten, stellte sie noch zwei zusätzliche her. Der Wegfinderstein kam in ihren Beutel, der aus dünnem Baumwollstoff gefertigt war, damit sie die Wärme des Steins an ihrer Brust spüren konnte.
Sie hatte wenig andere Vorbereitungen zu treffen. Eine Tasche, die sie sich über die Schulter hängen konnte, enthielt ein paar Kleidungsstücke und Lebensmittel. In ihrem Rockbund versteckte sie ein kleines, scharfes Messer. Alles andere ließ sie bei der weisen Frau, die die Sachen unter den anderen verteilen würde, wenn Adia fort war und nicht gefasst wurde. Sie besaß ein paar gute Kleidungsstücke, die Miss Sophie ihr überlassen hatte. Die anderen würden sich darüber freuen.
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