Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)
Möglichkeit. Als die Kolonien sich 1776 gegen ihre britischen Herren erhoben, waren sie viel stärker als die Sklaven, die in Jamaika revoltiert hatten. Adia las begierig die Zeitungen, wann immer sie konnte, und versuchte, die Sache zu verstehen. Die Kolonisten wollten Freiheit, schien es, wenn auch natürlich nur für sich. John Watson, das Oberhaupt der Familie Watson, hielt nichts von der Rebellion, weil sie schlecht für das Geschäft sein würde.
Das heißt, er hasste die Aufständischen, bis die Briten allen Sklaven, die für sie kämpfen wollten, die Freiheit anboten. Diese Nachricht trieb Watson dazu, sich den Rebellen anzuschließen. Wie sollte er seine Plantage führen, wenn die Briten ihm seine Arbeiter zu nehmen drohten? Deshalb entschied er sich dafür, die Aufständischen zu unterstützen, damit sich das Leben in den Kolonien wieder normalisierte.
Die Nachricht von dem britischen Angebot, Sklaven, die sich ihnen anschlossen, freizulassen, verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der schwarzen Gemeinde. Vertraute Gesichter verschwanden aus Charleston. Die Watsons verloren ihren Kutscher und zwei der jüngeren Hausdiener. Einer von ihnen wurde wieder eingefangen, ausgepeitscht und auf die Plantage geschickt, um fortan auf dem Feld zu arbeiten.
Da ein Kampf um Charleston tobte, wurden die Frauen, Kinder und Haussklaven der Watsons auf Magnolia Manor in Sicherheit gebracht. Joseph, Sophies Ehemann, blieb bei ihnen auf dem Land, um die Familie zu beschützen, während sein Vater in die Stadt zurückkehrte, um die Geschäftsinteressen der Watsons zu vertreten.
Als sie die Plantage erreichten, musste Adia den Rest des Tages mit Auspacken verbringen und sich um Miss Sophie und ihre Kinder kümmern. Es ging schon auf Mitternacht zu, als sie endlich mit der Arbeit fertig war und Daniel suchen konnte. Halb außer sich vor Sehnsucht, stürzte sie aus dem Haus, um zu den Sklavenunterkünften hinüberzulaufen.
Aber Daniel wartete schon vor dem Herrenhaus. Adia sog scharf die Luft ein, als seine dunkle, hochgewachsene Gestalt aus dem Schatten trat, und warf sich in seine Arme. »Meine süße Frau«, flüsterte er. »Meine Geliebte.«
Sie küssten sich mit hemmungsloser Leidenschaft und drängten sich verlangend aneinander. Als er sie in der Ungestörtheit der Gebüsche niederlegte, dachte sie, schwindlig vor Glück, dass dies das einzig Gute an ihren langen Trennungen war: Wenn sie wieder zusammenkamen, war es fast unerträglich schön mit ihnen.
Danach lagen sie im silbernen Mondlicht eng umschlungen beieinander. »Ich musste warten, bis ich dich wiedersah«, sagte Daniel rau.
Adia versteifte sich, weil sie ahnte, was er damit sagen wollte. »Du wirst zu den Briten fliehen?«
Daniel nickte. »Das ist unsere Chance, Liebste. Die Briten werden gewinnen, und dann sind wir frei.«
»Oder tot.« Sie begann, sich aufzurichten. »Ich werde Molly holen. Wir sollten unverzüglich aufbrechen.«
»Nein.« Auch er setzte sich auf und zog sie in die Arme. »Ich muss allein gehen. Ich lasse dich nachkommen, sobald ich kann.« Er lachte leise. »Es hat mich stets gewundert, dass du immer sagtest, ich müsse Lesen und Schreiben lernen, aber jetzt kann ich dir wenigstens Briefe schreiben.«
»Und wenn du nun fortgehst und ich nie wieder von dir höre?«, fragte sie mit Tränen in den Augen.
»Dann bedeutet das, dass ich nicht mehr lebe, Liebste.« Er strich die Konturen ihres Gesichts nach, um sie sich für immer einzuprägen. »Sobald ich einen sicheren Ort für meine Familie habe, lasse ich euch nachkommen. Und sollte ich sterben, wird mein Geist über dich und Molly wachen.«
Adia nahm weinend seine Hand, aber sie wollte ihn nicht bitten zu bleiben, weil er recht hatte: Dies war eine Chance für sie, die Freiheit zu erlangen, und er würde schneller ohne sie vorankommen. Großmutter, werde ich meinen Mann je wiedersehen?
Ja, Kind. Hab Vertrauen.
»Sei vorsichtig.« Sie überlegte kurz. »Bleib noch einen Tag. Danach kann ich dir einen Schutzzauber und einen Wegfinderstein mitgeben, und du hättest Gelegenheit, deine kleine Molly zu sehen. Ein Tag wird keinen Unterschied ausmachen.«
Daniel zögerte zunächst, doch schließlich nickte er. »Deine Magie wird helfen, und ich möchte meine Kleine wiedersehen. Falls ... das Schlimmste eintrifft, ist sie jetzt vielleicht schon alt genug, um sich an mich zu erinnern.«
»Ich werde ihr sagen, was für ein starker, tapferer Mann ihr Vater war und wie sehr er sie geliebt
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