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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Tiere.« Sie wählte sorgfältig ihre Worte. »Es müssen Weiße beteiligt sein, um Veränderungen zu bewirken. Eigentlich müssen sie die Bewegung sogar anführen, da Weiße mehr auf andere Weiße hören. Im Frühjahr 1787 gründeten ein Dutzend Engländer, die meisten von ihnen Quäker, eine Antisklaverei-Bewegung, doch sie ist sehr schwach. Unsere besten Seher sagen, dass der Tod eines einzelnen Mannes die Bewegung für eine weitere Generation oder noch länger beenden könnte.«
    »Und darum sind Sie hergekommen, um Verbündete für den Kampf gegen die Sklaverei zu suchen«, sagte Nikolai bedächtig. »Aber warum sind Sie in unsere Zeit zurückgereist? Es muss doch Menschen in Ihrer eigenen geben, die wie ich bereit wären, ihr Leben hinzugeben?«
    »Die Bereitschaft zu sterben, ist nicht genug. Der Kampf erfordert mehr als das.«
    »Und deshalb sucht ihr Magier, die euch beistehen sollen?«, fragte Jean stirnrunzelnd.
    »Magie ist etwas, was wir Gott sei Dank besitzen«, erwiderte Adia. »Es sind mehrere tausend Afrikaner, die in London leben. Wir sind Abkömmlinge vieler Stämme. Mein Stamm, der sich Iske nennt, ist klein und lebt zwischen den Yoruba und den Ife, aber wir sind berühmt für unsere machtvolle Magie. Doch obwohl ich aus einer Priesterfamilie stamme, wurde ich so jung von daheim verschleppt, dass ich noch nicht gelernt hatte, meine Macht zu nutzen. Ich konnte zwar kleine Zauber wirken - meine Magie half meiner Tochter und mir zu fliehen und zu meinem Ehemann zu gelangen -, doch ich war keine wahre Priesterin.«
    Mit interessierter Miene sagte Jean: »Ich habe festgestellt, dass meine Magie am besten in einer Krise wirkt. War das auch bei Ihnen der Fall?«
    »Das war es allerdings. Verzweiflung ist sehr wirkungsvoll«, bestätigte Adia mit dem Anflug eines Lächelns. »Aber seit damals habe ich viel gelernt, denn unsere schwarze Londoner Gemeinde ist mit mehreren wahren Priestern und Priesterinnen gesegnet. Sie haben mich mit meiner vollen Macht vertraut gemacht und in den Ältestenrat aufgenommen. Angesichts der Verwundbarkeit der Antisklaverei-Bewegung beschlossen die Ältesten, die Vorfahren zu bitten, Menschen aufzuspüren, die die Bewegung voranbringen und beschützen können. Und da kommen Sie ins Spiel.«
    »Was immer ich tun kann, werde ich tun«, sagte Nikolai entschieden. »Aber wieso gerade ich?«
    »Weil wir verwandt sind, Nikolai Gregorio.« Adia schloss die Augen, als lauschte sie einer inneren Stimme. »Wir sind beide Iske. Ich glaube, dass meine Großmutter die Nichte deiner Großmutter war und wir daher Cousins sind.«
    »Woher weißt du das?«, fragte er verblüfft.
    »Meine Großmutter hat es mir gerade gesagt«, erwiderte sie schlicht. »Als die Ältesten in London unsere Vorfahren anriefen, wussten wir weder, ob wir Erfolg haben würden, noch wie dieser Erfolg dann aussehen würde. Ich glaube, ich wurde hierher geführt, weil wir Blutsverwandte sind und die Vorfahren diese Bande brauchten, um die Magie wirken zu können.«
    Jean, die bisher geschwiegen hatte, fragte leise: »Werden Sie zu Ihrer Familie und Ihrer eigenen Zeit zurückkehren können?«
    Adias Gesicht verdüsterte sich. »Ich hoffe es, aber ich weiß es nicht.« Zu Nikolai sagte sie: »Ich glaube, die Vorfahren haben dich ausgewählt, weil du ein Iske bist, aber auch genug europäisches Blut hast, um dich unter Weißen bewegen zu können. Du kannst dich in London in Stadtteilen auf der Straße zeigen, in denen ein Schwarzer verschleppt oder verprügelt würde.«
    »Er könnte gar nicht besser geeignet sein für Ihre Zwecke«, bemerkte Jean, »doch ich bezweifle, dass ich Ihnen nützlich sein könnte. Ich bin keine große Magierin und ganz gewiss auch keine Kriegerin.«
    Adia richtete ihren eindringlichen dunklen Blick auf Jean. »Auch du bist von ausschlagender Bedeutung für uns, Jean Macrae.«
    »Inwiefern?«, fragte Jean verwirrt. »Ich gebe zu, dass die Sklaverei ein Übel ist, aber ich habe nicht die persönliche Erfahrung, die euch beide motiviert. Und da ich keine große Magierin bin, was könnte ich da schon zu eurem Kampf beitragen?«
    »Afrikanische Magie ist ein ausgewogenes Zusammenspiel männlicher und weiblicher Energien«, erklärte Adia. »Für kleine Zauber können ein Mann oder eine Frau allein arbeiten, doch für große magische Werke, wie die Erhaltung dieser Bewegung, müssen die Beschützer zwei sein - ein Mann und eine Frau. Und beide müssen über machtvolle Magie verfügen. Beide müssen

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