Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
mehr von euch Wächtern«, bat Adia. »Wie wirkt eure Magie? Versetzt ihr euch in Trance und nehmt Kontakt mit euren Vorfahren auf? Benutzt ihr Wurzeln, Kräuter und Rituale?« Sie berührte den Lederbeutel über ihrer Schulter. »Tragt Ihr eine Medizintasche?«
    Jean schüttelte den Kopf und fragte sich, wie viele verschiedene Herangehensweisen an Magie es wohl gab. »Bei uns kommt die Magie gewöhnlich über den Verstand. Man stellt sich das gewünschte Ergebnis vor und setzt seine Macht ein, um es geschehen zu lassen. Es gibt mentale Übungen, die einem helfen, diese Macht zu kanalisieren. Einige Wächter arbeiten mit Tränken und ritueller Magie, doch die meisten greifen direkt auf die Kräfte der Natur zurück.«
    »Dann beschreiten deine Leute einen anderen Weg als unsere. Aber ihr müsst doch sicher auch eine Initiation durchmachen, um die volle Herrschaft zu erlangen?«
    Jean runzelte die Stirn. »Ich bin mir nicht sicher, was du mit Initiation meinst.«
    »Man wird initiiert - oder eingeweiht -, wenn man vom Kind zum Erwachsenen wird«, erklärte Adia. »Die Rituale unterscheiden sich von Stamm zu Stamm, aber ihr Zweck ist, die jungen Leute zu lehren, was hinter der Welt liegt, die wir sehen.«
    Jean verstand nun, was sie meinte. »Obwohl wir nicht das Wort ›Initiation‹ benutzen, findet auch bei uns ein Ritual statt, wenn ein junger Wächter das Erwachsenenalter erreicht, zu dem Fasten, Prüfungen und Meditationen gehören. Oft entdeckt der junge Mensch das volle Ausmaß seines oder ihres Talents erst während dieses Vorgangs. Am Ende findet eine Zeremonie statt, bei der man den Wächtereid schwört, seine Macht zu nutzen, um Gott zu dienen.« Ihre eigene Passage, wie sie es nannten, war recht undramatisch verlaufen. Obwohl Jean ihren Eid mit großer Überzeugung und Entschiedenheit geleistet hatte, hatten ihre Meditationen keine besonderen Einsichten ergeben. Und leider auch keinen plötzlichen Zustrom von Macht.
    »Also habt ihr doch eine Initiation.« Adia wandte sich an Gregorio, und ihr Gesicht umwölkte sich. »Aber ich kann sehen, dass du nicht initiiert worden bist. Dieses Versäumnis ist es, was zwischen dir und der vollen Anwendung deiner Magie steht.«
    »Natürlich kann ich mit Magie umgehen«, gab er scharf zurück. »Ich kann einem Mann das Bewusstsein rauben, ohne ihn auch nur anzufassen. Oder einer Frau«, fügte er mit einem vielsagenden Blick auf Jean hinzu. »Ich kann ein Sklavenschiff über viele Meilen See aufspüren. Da werde ich doch wohl auch tun können, was für eure Mission benötigt wird.«
    Adia schüttelte den Kopf. »Was du tun kannst, ist nur ein kleiner Vorgeschmack dessen, wozu du in der Lage wärst, wenn du eine richtige Ausbildung und Einführung gehabt hättest. Es ist nicht nur so, dass du vielleicht ganz bestimmte magische Fähigkeiten brauchen wirst, sondern du müsstest auch mit der Sichtweise eines Magiers leben. Und das kannst du nicht.«
    »Willst du damit sagen, dass es zu spät für mich ist, initiiert zu werden?«, fragte er schroff.
    Adias Stirnrunzeln vertiefte sich. »Theoretisch nicht, aber in deinem Alter wäre es viel gefährlicher. Selbst bei dreizehnjährigen Jungen besteht bereits Gefahr. Es ist nicht ungewöhnlich, dass junge Leute während der Initiation sterben. Im Laufe der Jahre hast du an vielen Orten Teile deiner Seele hinterlassen. Diese Teile müssten zurückgeholt werden, damit du die Rituale überlebst.«
    »Ist deine Seele von deinem unsteten Leben zerbrochen worden?«, entgegnete er.
    »Oh ja. Die Ältesten sorgten sich um mein Überleben, und das zu Recht. Meine Initiation war der schwierigste Abschnitt meines Lebens, viel gefährlicher als die Flucht aus der Sklaverei.« Sie zögerte und suchte nach Worten. »Initiation bedeutet ... andere Welten aufzusuchen. Andere Arten von Realität zu sehen. Ich kenne keine besseren Worte, um es zu beschreiben. Der Vorgang ist schmerzhaft, verwirrend, beängstigend - und gefährlich.«
    »Das ist es, was in meinem Leben gefehlt hat.« Bebend vor Erregung, beugte Nikolai sich vor. »Ich werde alles tun, was nötig ist, um die volle Herrschaft zu erlangen. Lehr mich, was ich wissen muss.«
    Adias Hand legte sich schützend um den Beutel, der von ihrer Schulter hing. »Ich kann dich unterrichten, aber die Gefahr ist, wie du deine Initiation erfährst. Du bist ein starker, in seinen Gewohnheiten festgefahrener Mann. Ich fürchte, dass du zu sehr ein Anführer bist - ein Mann, der Befehle erteilt und

Weitere Kostenlose Bücher