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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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wird die Sklaverei in Ihrer Zeit bekämpft?«
    »Ich glaube, dass wir vielleicht schon den Anfang ihres Endes sehen, obwohl es natürlich noch ein langer Kampf sein wird.« Ein geistesabwesendes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Ich sollte wohl besser ganz von vorn beginnen, denke ich. Ich bin in Westafrika, nicht weit von der Sklavenküste, geboren worden. Als ich noch ein Kind war, wurde ich von Sklavenhändlern entführt und nach Amerika gebracht. Zuerst auf die westindischen Inseln, dann nach Carolina.« Sie unterbrach sich. »Dies ist das Jahr 1753, sagen Sie? Dann bin ich gerade erst versklavt worden!«
    »Ich habe Mühe, das mit der Zeitreise zu verstehen«, wandte Jean ein. »Sie können an zwei Orten zugleich sein?«
    »Das muss ich wohl«, antwortete Adia bedauernd. »Aber ich verstehe es auch nicht richtig.«
    Nikolai, der seine Neugierde kaum noch bezähmen konnte, bemerkte: »Sie sagten, Sie wären eine Sklavin in Amerika gewesen, doch hierher kamen Sie aus London? Wie sind Sie entkommen?«
    Adias lange, schlanke Finger spielten ruhelos mit ihren Perlenarmbändern. »Das ist eine komplizierte Geschichte. Dreizehn der amerikanischen Kolonien lehnten sich 1776 gegen England auf. Sie wollten ihre Freiheit. Es wurden viele noble Reden gehalten, aber natürlich wollten sie Freiheit für Weiße und nicht für afrikanische Sklaven«, sagte sie in bitterem Ton. »Deshalb boten die Briten allen Sklaven die Freiheit an, die zu ihnen überliefen und gegen die Rebellen kämpften.«
    Nikolai pfiff leise durch die Zähne. »Haben viele die Briten beim Wort genommen?«
    »Sehr, sehr viele. Einige wurden wieder eingefangen und bestraft, ein paar sogar gehängt, aber nichts konnte die Männer davon abhalten, es zu versuchen. Sogar Sklaven des großen amerikanischen Generals Washington, der in den meisten Dingen den Ruf besaß, ein guter Mensch zu sein, entflohen in die Freiheit.«
    Adia erhob sich von ihrem Stuhl und begann, mit nervösen Schritten auf und ab zu gehen. »Mein Ehemann und ich gehörten demselben Herrn, doch ich wurde in der Stadt gehalten und Daniel auf der Plantage, deshalb sahen wir uns nur selten. Er floh zu den Briten und ließ mich nachkommen, als er mir und unserer Tochter ein Zuhause bieten konnte. Sieben lange Jahre dauerte die Rebellion.«
    Nikolais eigene Erfahrungen lieferten ihm nur zu lebhafte Bilder zu ihrer nüchternen Erzählung. Sie und ihr Ehemann waren offenbar sehr tapfer und sehr stark. »Also haben Sie Ihre Freiheit gewonnen, als die Briten die Kolonisten schlugen?«
    »Nein.« Adia verzog das Gesicht. »Leider siegten die Rebellen, und die Briten zogen ab.«
    »England hat verloren?«, fragte Jean verblüfft. »Wie haben die Kolonisten sie geschlagen?«
    »Sie kämpften für ihre eigene Sache, für ihr Heim und ihren Besitz, und die Schlachten wurden praktisch direkt vor ihrer Haustür ausgefochten.« Adia lehnte sich mit einem abwesenden Blick an den Zaun über der Mauer. »Natürlich betrachteten diese Herren Sklaven als Teil ihres Besitzes. Sie wollten uns so unbedingt zurückhaben, dass sie in den Friedensverhandlungen das Recht verlangten, ihre Sklaven zurückzuholen. Sowie die Briten sich ergaben, begannen amerikanische Sklavenhalter, Jäger nach New York zu schicken, um uns einzufangen und in Ketten ihren Herren zurückzubringen.«
    »Und wie sind Sie aus Amerika entkommen?«, fragte Jean mit leiser Stimme.
    Adias Gesichtsausdruck hellte sich auf. »Viele britische Offiziere hielten es für falsch, ihr Wort uns gegenüber zu brechen, obwohl wir nur Afrikaner waren, und sorgten deshalb dafür, dass ehemalige Sklaven und Regierungstreue ausgesiedelt wurden. Die meisten wurden nach Neuschottland geschickt, doch einige wenige von uns, Daniel und ich mit eingeschlossen, wurden auf Schiffe nach England gesetzt.«
    »Und seitdem haben Sie in London gelebt?«, fragte Jean.
    Adia nickte. »Wir sind im ersten Jahr fast verhungert, weil es keine Arbeit gab, aber zumindest waren wir frei und zusammen. Daniel ist ein tüchtiger Zimmermann, und mit der Zeit fand er eine feste Anstellung. Ich arbeite in einer Bäckerei. Wir haben ein Haus und noch ein zweites Kind, einen Sohn.« Ihre Stimme wurde härter. »Aber wir haben nie die Sklaverei vergessen.«
    »Und deshalb haben Sie und Ihr Mann eine Bewegung gegen die Sklaverei gegründet?«
    »Nicht wir. Das ist nichts, was Afrikaner allein erreichen können, denn wir haben keine Macht. Für viele sind wir immer noch nicht mehr als

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