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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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verstehe. Wohlerzogene junge Damen mögen zwar das Bett mit Mischlingsbastarden teilen, doch von Heirat kann natürlich keine Rede sein.«
    Jean hätte nicht gedacht, dass er so empfindlich war, aber sie konnte sehen, dass ihre prompte Zurückweisung seines Antrags ihn verletzt hatte. Sie betrachtete sein scharf geschnittenes Gesicht und fragte sich, ob es möglich wäre, einen so vielschichtigen Mann je richtig zu kennen.
    »Ich will nicht heiraten, jedoch nicht aus den von dir genannten Gründen.« Sie beschäftigte sich damit, den leeren Weinkrug und die Überreste ihres Picknicks in ihrer Tasche zu verstauen. »Wir kommen aus verschiedenen Welten, Captain. Nikolai. Ich hoffe, dass wir der Abolitionsbewegung nützen können. Aber ob es uns gelingt oder ob wir scheitern, ändert nichts daran, dass ich es für sehr wahrscheinlich halte, dass wir bei dem Versuch das Leben lassen werden. Sollten wir jedoch beide das Glück haben zu überleben, wäre ich gern in der Lage, nach Hause zurückzukehren. Und das wäre nicht so leicht mit einem Ehemann, dessen Lebensmittelpunkt ganz woanders liegt.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass du zu schwach wärst, einen Ehemann zu verlassen, wenn du seiner müde wirst«, erwiderte er kühl. »Du könntest nach Schottland zurückkehren und dich als Witwe ausgeben, wenn du zu deinem bequemen, hochherrschaftlichen Leben zurückkehren willst.«
    »Ich werde doch keinen Mann mit der Absicht heiraten, ihn zu verlassen, wenn ich seiner müde bin!«, gab sie empört zurück. »Und ich werde mich erst recht nicht der Bigamie schuldig machen. Es hat wirklich nichts mit dir zu tun, Nikolai. Seit Robbies Tod habe ich einfach nicht mehr den Wunsch gehabt zu heiraten. Und selbst bei ihm hatte ich keine Eile, vor den Traualtar zu treten.«
    Nikolai maß sie mit einem so durchdringenden Blick, dass sie sich geradezu nackt vorkam. »Dann ist es also die Ehe selbst, vor der du zurückschreckst. Es hat dir bestimmt nicht an Gelegenheiten gefehlt zu heiraten.«
    Jean versuchte, nicht auf die Hitze seines Blicks zu reagieren, als sie auflachte und sagte: »Du lieber Güte, ich glaube fast, das war ein Kompliment!«
    Nikolais Mundwinkel verzogen sich zum Anflug eines Lächelns. »Ein kleiner Lapsus meinerseits.«
    Ernster fuhr sie fort: »Auch die Ehe kann eine Art Versklavung sein. Vielleicht ist das der Grund, warum ich keinen Geschmack daran finde.«
    »Aber bei deinem Robbie warst du bereit, eine Heirat in Betracht zu ziehen.«
    »Da war ich auch noch jünger«, erwiderte Jean schulterzuckend. »Und Robbie wusste es besser, als mir Vorschriften zu machen.«
    Nikolai lachte. »Dann war er ein kluger Mann. Doch ich glaube, ich bin genauso klug. Mir ist klar, dass man dich zwar überreden, aber nicht zu etwas zwingen kann. Wäre ich dumm genug, das zu versuchen, würdest du das sofort unterbinden. Warum kannst du mich also nicht heiraten? Du hast doch bewiesen, dass deine Schutzschilde meinen Angriffen gewachsen sind.«
    Er sah so unwiderstehlich gut aus, wenn er lachte, dass Jean fast ihre Vernunft über Bord geworfen und seinen Antrag angenommen hätte. Aber sie war kein naives junges Mädchen, das nicht über Sinneslust hinausdachte. Sie holte tief Luft, bevor sie weitersprach. »Ich befürchte nicht mehr, dass du mir körperlich wehtun könntest, doch ich habe Angst vor dem, was du meinem Wesen antun könntest. Nicht, dass du mich bewusst verletzen würdest, aber dass deine starke Persönlichkeit alles zerstören würde, was ich bin.«
    »Und du hättest auf mich vielleicht die gleiche Wirkung«, wandte er mit ernster Miene ein. »Vielleicht ist es ja sogar das, was die Vorfahren wollen.«
    »Vielleicht. Aber dir meinen Körper und mein Herz zu öffnen, auf die geringe Chance hin, dass es das Richtige ist, wäre in etwa so, wie von einem Kliff zu springen, um zu sehen, ob Gott will, dass mir Flügel wachsen. Wenn ich mich irre, wäre es zu spät, mich noch zu retten.«
    »Was für eine melodramatische Sicht der Dinge!« Nikolai nahm ihre Tasche, hängte sie sich über die Schulter und streckte Jean die Hand hin. »Komm. Es ist ein langer Weg zum Dorf.«
    Froh, dass er das Thema Heirat fallen ließ, ergriff Jean seine Hand und ließ sich von ihm auf die Füße helfen.
    Aber sie hätte es besser wissen müssen. Nikolais dunkle Augen funkelten vor Entschlossenheit, als er sie zu einem weiteren glutvollen, besitzergreifenden Kuss an sich zog. Ihre Körper schienen förmlich miteinander zu verschmelzen,

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