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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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zu glauben, was geschehen war. »So sehr ich die Sklaverei beenden wollte, war mir doch immer klar, dass meine Bemühungen im großen Plan des Lebens nur sehr unbedeutend sind. Ich schneide immer mal wieder einen üblen Fangarm ab und helfe ein paar Menschen, aber mehr auch nicht. Als Adia dann jedoch sagte, dass die Sklaverei ein Ende fände, wenn die große Masse ›Genug‹ schreien würde, verstand ich. Du bist das klassische Beispiel eines anständigen Menschen, der sich nie viele Gedanken über Sklaverei gemacht hat, da du sie niemals direkt erlebt hast. Aber jetzt erfüllt sie auch dich mit Abscheu.«
    Jean nickte. »Die kleinen schwarzen Jungen, die Londoner Damen der Gesellschaft sich als Pagen halten, kamen mir nie wie Sklaven, sondern mehr wie verwöhnte Hündchen vor. Aber Männer an Ruder gekettet zu sehen, die Rücken voller Peitschennarben, machte die Sklaverei sehr deutlich und real für mich. Ich glaube, die meisten Briten würden mir zustimmen, dass die Sklaverei beendet werden muss, wenn sie erst einmal deren Grausamkeit begreifen.«
    »Wenn England sich gegen die Sklaverei stellte, würde es einen Riesenunterschied darstellen. Die meisten Schiffe, die Sklaven von Afrika in die Neue Welt bringen, sind nämlich britische.«
    Jean starrte ihn betroffen an. »Das wusste ich nicht.«
    Nikolai blickte zum Horizont hinüber und fragte sich, wie viele Sklavenschiffe und Piratengaleeren wohl gerade dort draußen unterwegs waren. Er spürte eines gleich am Rande seiner Wahrnehmung. Es war jedoch zu weit entfernt, um es zu jagen, auch wenn die Justice schon wieder einsatzfähig wäre. »Sehr viel von Liverpools und Bristols Reichtum, ja selbst Londons Reichtum wird durch den Handel mit menschlichen Wesen erzielt. Wenn die britischen Schiffe keine Sklaven mehr befördern würden, wäre das der Anfang der Beendigung der Sklaverei.« Nikolai hielt inne, um sich einen Moment freudiger Erregung über diese Aussicht zu erlauben. »Es ist möglich, die Sklaverei zu beenden, Jean! Es ist möglich, und ich kann mithelfen, diesen Gedanken zu verwirklichen.«
    »Die Sklaverei abzuschaffen, wäre richtig, aber auch von immensem Nachteil für die Wirtschaft«, entgegnete sie mit besorgter Miene. »Der Zuckerhandel ist eine außerordentlich große wirtschaftliche Macht. Wenn sie zusammenbricht, wird die Wirtschaft Englands und Amerikas sehr stark geschädigt werden. Unzählige Leben würden auf den Kopf gestellt, und viele der Betroffenen wären ganz normale Durchschnittsbürger, die keine Sklaven besitzen. Ganze Nationen könnten in Bürgerkriegen untergehen. Haben wir das Recht, etwas in Gang zu setzen, was noch schlimmere Konsequenzen haben könnte als das, was wir zu beenden hoffen?«
    Nikolai wäre fast explodiert vor Ärger, aber dann rief er sich in Erinnerung, dass Jeans Wissen über die Sklaverei noch sehr begrenzt war und sie das Übel nie am eigenen Leib erfahren hatte. Sie hatte niemals die Peitsche, die Gefangenschaft, das Brechen des Willens und die Erniedrigungen kennengelernt.
    »Ich pfeife auf die wirtschaftlichen Folgen der Beendigung der Sklaverei! Sklaverei ist Unrecht, und daran werden auch noch so viele intellektuelle Überlegungen nichts ändern. Du hast recht, die Abschaffung wird Probleme schaffen, doch die Welt hat schon ganz andere Probleme überlebt. Wenn die Leute Zucker wollen, sollen die Plantagenbesitzer Löhne zahlen und ihre Peitschen tragenden Aufseher hinauswerfen. Wenn anständige Löhne gezahlt werden, wird es genug Arbeiter geben. Der Zucker würde natürlich teurer, doch er ist schließlich ein Luxusgut und nichts Lebensnotwendiges. Wenn Seemänner die Arbeit auf Sklavenschiffen verlieren, sollen sie sich andere Schiffe mit anständigerer Ladung suchen. Wenn europäische Arbeiter durch die Veränderung betroffen werden, leben sie immer noch zu besseren Bedingungen als die meisten Sklaven. Es gibt keine Entschuldigung dafür, ein Übel fortschreiten zu lassen, nur weil wir nicht absehen können, was geschehen wird, wenn Schluss damit ist.«
    »Es muss ja sehr beruhigend sein, so genau zu wissen, was richtig ist«, bemerkte Jean ein wenig spöttisch.
    »Es gibt nicht viele Dinge, derer ich mir sicher bin, aber die Sklaverei ist eins davon«, erwiderte er scharf. »Wenn ich sie heute beenden könnte, würde ich es tun, und zum Teufel mit den Konsequenzen! Ich hoffe, dass du deine Zweifel überwinden kannst, denn wenn Adia recht hat, müssen wir zusammenarbeiten, um etwas bewirken zu

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